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Günter Schlamp.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: „Als Basis werden 500 bis 800 Euro im Jahr benötigt“

Günter Schlamp von der AG Schulbibliotheken über Unterschiede der Bücherleihen, Bestände und Schlüsselfiguren beim Aufbau

Stand:

Seit 22 Jahren engagiert sich der ehemalige Schulleiter und Lehrer Günter Schlamp für die Einrichtung und Unterstützung von Schulbibliotheken. Im Frühjahr dieses Jahres initiierte er die Gründung der Arbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken in Berlin und Brandenburg. Mit ihm sprach Heike Kampe.

Wofür setzt sich die Arbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken in Berlin und Brandenburg ein?

Wir sind davon überzeugt, dass Schulbibliotheken eine tolle Erfindung sind. In Deutschland sind sie leider wenig verbreitet und werden in ihren Möglichkeiten unterschätzt. Wir wollen dafür sorgen, dass es mehr Bibliotheken in den Schulen gibt. Die Schule muss eine lesende Schule werden.

Was leistet eine Schulbibliothek, das eine öffentliche Bibliothek nicht leisten kann?

Schulbibliotheken und öffentliche Bibliotheken sind zwei völlig verschiedene Einrichtungen. Eine Schulbibliothek benötigt einen ganz anderen Bestand. Sie braucht weder Reise- noch Kochbücher, dafür aber beispielsweise 35 Bücher über Schmetterlinge, damit eine ganze Schulklasse damit arbeiten kann. Und es ist eine Einrichtung, die integriert ist in Unterricht und Schule.

Wie beeinflusst eine Schulbibliothek den Unterricht?

Die Schüler können selbstständig zu einem Thema arbeiten. Es ist sicher auch manchmal so, dass Schüler in der Schulbibliothek zum ersten Mal mit einem Buch in Berührung kommen. Die Kinder lernen, mit Büchern umzugehen, mit ihnen zu arbeiten. Wenn man als Schüler an Bücher herangeführt wurde, dann geht man mit Sicherheit später auch in die Stadtbibliothek.

Was macht eine gute Schulbibliothek aus?

Ich selbst habe mir als Lehrer Schulbibliotheken eingerichtet, weil ich immer aktuelles Material brauchte, um guten, medial gestützten Unterricht zu machen. Eine gute Schulbibliothek sollte das haben, sie ist ein Teil des Unterrichts. Es ist ein Raum, in dem nicht nur Bücher stehen, sondern ein Raum, in dem etwas stattfindet. Schüler suchen sich im Rahmen des Unterrichts Informationen für Referate und Fachvorträge, sie können sich aber auch einmal zurückziehen, um ein interessantes Jugendbuch zu entdecken und zu schmökern. Es ist auch ein Raum, in dem Schüler in anderen Medien recherchieren können. Es gibt DVDs und Videos, es gibt einen Internetanschluss und im besten Fall auch einen Katalog, in dem interessante Internetadressen aufgelistet sind.

Wie groß sollte der Bestand einer Schulbibliothek sein?

Optimal wären etwa zehn bis 15 Medieneinheiten pro Schüler, in der Grundschule genügen fünf bis zehn. Eine Schule mit 500 Schülern bräuchte also etwa 5000 Bücher und andere Medien.

Wie viele Schulbibliotheken gibt es in Potsdam?

Nach meiner Zählung haben 17 Potsdamer Schulen eine Bibliothek. Das ist nicht ganz die Hälfte der Schulen.

Wie haben sich diese Bibliotheken in den letzten Jahren entwickelt?

Es gibt immer wieder Eltern und Lehrer, die sich für eine Schulbibliothek einsetzen. Dank dieses Engagements sind auch in Potsdam Schulbibliotheken entstanden. Gerade im Rahmen des Ganztagsbetriebs werden sie zunehmend interessanter. Die Entwicklung ist durchaus als positiv einzuschätzen, allerdings auf einer freiwilligen, ehrenamtlichen Ebene. Es gibt keine gesetzlichen oder schulrechtlichen Vorschriften und keinen Haushalt für die Bibliotheken. Alles hängt davon ab, wie einfallsreich die Fördervereine sind, wie gut sie finanziell unterstützt werden. Das ist bedauerlich. In Potsdam gibt es meines Wissens drei Fälle, in denen die Stadtbibliothek beim Aufbau geholfen hat. Ich würde mir wünschen, dass die Stadtbibliothek verstärkt mit den Schulbibliotheken zusammenarbeitet, dass sie Lehrer und Eltern schult.

Was muss man beachten, wenn man eine Schulbibliothek gründen möchte?

Die Schulleiterin oder der Schulleiter muss dafür sein. Das ist eine Schlüsselfigur. Man braucht auch einen bestimmten finanziellen Etat, um die Bücher zu kaufen und zu erneuern. 500 bis 800 Euro an Unterstützung pro Jahr wären eine brauchbare Basis für viele Grundschulen.

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