Von Erhart Hohenstein: Alte Kirche Golm auf Gefahrenliste Landeskonservator Prof. Detlef Karg: Potsdams Denkmalschutzbehörden besitzen hohe Kompetenz
Das Landesdenkmalamt hat das älteste Gebäude Potsdams, die alte Dorfkirche von Golm, in die Liste „Besonders gefährdete Denkmale“ aufgenommen. Das Bauwerk aus dem Jahr 1490 wurde seit dem Neubau der danebenstehenden Kaiser-Friedrich-Kirche (1883) nur noch als Begräbniskapelle verwendet.
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Das Landesdenkmalamt hat das älteste Gebäude Potsdams, die alte Dorfkirche von Golm, in die Liste „Besonders gefährdete Denkmale“ aufgenommen. Das Bauwerk aus dem Jahr 1490 wurde seit dem Neubau der danebenstehenden Kaiser-Friedrich-Kirche (1883) nur noch als Begräbniskapelle verwendet. Inzwischen ist es gänzlich ohne Nutzung und im Bestand gefährdet.
Die Liste, in der auch das Gutshaus im Ortsteil Satzkorn verzeichnet ist, wurde gestern im Schloss Glienicke auf einer Pressekonferenz des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum (BLDAM) vorgestellt. Wie Landeskonservator Prof. Detlef Karg erläuterte, soll die Nennung als „besonders gefährdet“ die Behörden und die Öffentlichkeit zur Rettung des Denkmals motivieren. Für die Golmer Dorfkirche hat die Stadt bisher kleinere Förderbeträge zur Verfügung gestellt. Hier besteht außerdem ein aktiver Verein zur Rettung des Bauwerks. Karg zeigte sich deshalb optimistisch, dass die Rettung gelingt, was nicht in jedem Fall so sei.
Amtschef Karg und Thomas Drachenberg, BLDAM-Abteilungsleiter Denkmalpflege, bescheinigten auf PNN-Anfrage der Unteren Denkmalschutzbehörde in Potsdam hohe Kompetenz. Entgegen Denkmalbehörden in den Landkreisen, in denen Personal abgebaut worden sei, verfüge sie über einen guten Stamm erfahrener Fachleute, die eng mit dem Landesamt zusammenwirken. Zu den Versuchen, die Denkmalpflege in der Stadtverwaltung anders zu positionieren, erklärte Karg, dies werde in den Kreisen unterschiedlich gehandhabt und sei Angelegenheit der Kommunalverwaltungen. Ihm sei wichtig, dass die Denkmalpfleger ihre Aufgaben engagiert und wirkungsvoll lösen.
Das Landesamt wirkt laut Karg auch eng mit der in Potsdam ansässigen eigenständigen Unteren Denkmalschutzbehörde der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zusammen. Zur Umsetzung denkmalpflegerischer Vorgaben werden im Bereich der Stiftung sogenannte Zielvereinbarungen für die durch dreistellige Millionenzuwendungen des Bundes und der Länder Brandenburg und Berlin ermöglichten umfangreichen Sanierungs- und Restaurierungsvorhaben abgeschlossen. Auch durch Neueinstellungen verfüge die Stiftung jetzt über eine stattliche Zahl kompetenter Baudenkmalpfleger, sagte Karg. Außerdem habe er zu Stiftungsgeneraldirektor Prof. Hartmut Dorgerloh einen kurzen Draht. In letzter Zeit laut gewordene Klagen über die Auftragsvergabe vornehmlich an Billiganbieter müssten durch die Denkmalbehörde der der Stiftung selbst geklärt werden. Allgemein treffe für Brandenburg jedoch zu, dass einheimische mittelständige Betriebe der Denkmalpflege nicht in erwartetem Maße vom Auftragsanstieg profitieren.
Prof. Karg forderte angesichts der zurückgehenden Bevölkerungszahlen in vielen Dörfern neue Wege zum Erhalt der ländlichen Denkmale, so durch kulturelle und touristische Nutzung. In Siedlungen brächten die Hausumbauten zur Energieeffizienz ebenfalls Probleme für die Denkmalerhaltung, so durch das Aufbringen von Photovoltaikanlagen. Auf jeden Fall beibehalten werden müsse der Stadtentwicklungsfonds, dessen Höhe für dieses Jahr gegen die Pläne der Bundesregierung gesichert worden sei. Notwendig seien auch nicht unbedingt umfangreiche, aber schnell verfügbare Mittel zur Sicherung von gefährdeten Baudenkmalen.
Erhart Hohenstein
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