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Landeshauptstadt: Alte Schloss-Skulpturen sollen Landtag krönen Konsortien überarbeiten Entwürfe: Sie müssen

fünf Etagen hinter drei Schloss-Geschosse planen

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Innenstadt - Beim Aufbau des Potsdamer Stadtschlosses als künftiger Landtagssitz sollen an der Fassade „möglichst alle“ noch erhaltenen Originalteile des historischen, 1958 abgerissenen Knobelsdorffbaus verwendet werden. Das haben Finanzminister Rainer Speer (SPD) und der Chef des Bundes der Architekten (BDA) Kaspar Kraemer, der Vorsitzende der Fachjury für das Projekt, gestern in Potsdam angekündigt. Vom aufwändigen Figurenschmuck der Fassade ist ein großer Teil noch vorhanden, die sich zumeist in der Obhut der Schlösserstiftung befinden. Von einst 76 Skulpturen, die das Gebäude krönten, sind 17 ganz und weitere 17 teilweise erhalten.

Zuvor hatte sich die 13-köpfige Jury, die aus sieben Architekten und sechs Politikern besteht, auf einen neuen Fahrplan für den Landtagsneubau verständigt. Nachdem der SAP-Gründer Hasso Plattner verbindlich zugesagt hat, 20 Millionen Euro für die Rekonstruktion der Schlossfassade zu spenden, sollen die sechs am Vergabeverfahren beteiligten Konsortien nun bis Sommer 2008 ihre Entwürfe noch einmal überarbeiten.

„Die Maßgabe an die Konsortien ist, dass das äußere Erscheinungsbild sich weitestgehend am Knobelsdorff-Bau des 18. Jahrhunderts orientieren soll“, erläuterte Kraemer. Das wird für die Architekten zur Herausforderung: Es seien „keine Abstriche“ am Raumprogramm zulässig, erklärte Speer. Das heißt, dass in dem Gebäude für den Fall einer Fusion auch ein gemeinsames Parlament für Brandenburg und Berlin mit 150 Abgeordneten Platz haben muss. Brandenburg hat allein 88 Volksvertreter.

Wie es aus der Jury hieß, wird das größte Problem, dass die Schlossfassade wegen der hohen Prunkräume nur drei Etagen hatte, hinter die nun für das Parlament vier oder fünf Geschosse kommen sollen. Speer deutete an, dass möglicherweise der Innenhof stärker bebaut werden muss und der Plenarsaal sich „dorthin wenden könnte“. Zugleich stellte er klar, dass es – selbst bei weiteren Großspenden – für „mehr Schloss“ als Außen keine Chance gibt. Sonst müsste man eine andere Nutzung als den Landtag suchen.

Zuvor hatte der Stadtschlossverein erneut gefordert, auch die Fassade zum Innenhof historisch zu bauen. Da nach Berechnungen von Stadt und Land die Außenfassade rund 13 Millionen Euro kostet, sei von der Plattner-Spende Geld übrig, sagte der Vorsitzende Michael Schöne. „Man sollte auch im Hof keine Experimente machen.“ Die Fachjury hatte zunächst auch ein Ranking der bislang eingereichten sechs Entwürfe vorgenommen, die jetzt „in den Tresor“ (Speer) wandern und für das weitere Verfahren ohne Belang sind.

Wie aus Teilnehmerkreisen verlautete, war deren Qualität „ernüchternd“. Es seien entgegen den Beschlüssen von Landtag und Stadtparlament – sie orientierten eigentlich auf eine Annäherung an das historische Vorbild – zumeist Entwürfe für moderne Bürokomplexe, ähnlich der Wilhelmgalerie in Potsdam, oder dem Gebäude der Industrie- und Handelskammer gewesen. Lediglich der Erstplatzierte habe versucht, wenigstens die Fassaden-Gliederungen des Schlosses aufzunehmen. BDA-Bundeschef Kraemer äußerte sich diplomatisch zum Niveau der Entwürfe: Es hätten sich ursprünglich nur elf Konsortien beworben, von denen sechs ins Verfahren kamen, was für einen solchen Ort wenig sei. Und, so Kraemer: „Man hatte schon das Gefühl, dass die Flügel der Architekten sich schwer bewegt haben.“ Der Fahrplan sieht jetzt so aus: Der Zuschlag an ein Konsortium ist laut Speer für „Anfang 2009“ vorgesehen. Dies sei kein Problem, da die Straßenbahntrasse auf dem Baufeld erst im Herbst 2009 verlegt wird. Fertig soll der Stadtschloss-Landtag 2011 sein – wie bisher geplant. Thorsten Metzner

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