Landeshauptstadt: Am Anfang war die Weltkarte
Ein Potsdamer radelte mit seinem Freund durch Asien / Urania-Vortrag
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„Es war ein unglaubliches Erlebnis“, erzählt der in Potsdam aufgewachsene Marco Altmann. Der 26-Jährige ist 2007 mit seinem Freund Jack Thoms auf dem Fahrrad durch ganz Asien getourt. In 202 Tagen haben die beiden 14 200 Kilometer zurückgelegt: von Malaysia über Vietnam und China bis nach Russland. Die beiden sportbegeisterten Männer haben sich an der Technischen Universität Berlin kennengelernt, Altmann studiert dort, der 34-jährige Thoms ist wissenschaftlicher Mitarbeiter.
„Alles begann mit eine Weltkarte, die im Büro von Jack hing“, erzählt Altmann. Immer wieder blickten sie sehnsüchtig auf Asien und flachsten: wir fahren da mit dem Rad durch. Was anfangs Spaß war, wurde irgendwann Ernst. Sie besorgten sich neue Fahrräder, holten Informationen im Auswärtigen Amt ein und fuhren los. Für sieben Monate tauschten sie ihr heimisches Bett für ein Zelt, manchmal sogar nur für ein Moskitonetz ein, unter das sie sich in freier Natur legten.
Während der Tour haben die abenteuerlustigen Radler die verschiedensten Landschaften und Kulturen gesehen: tropische Regenwälder und karge Wüsten, Muslime und Buddhisten, große Metropolen und kleine Dörfer.
„Wir haben so Vieles, so Wunderbares erlebt,“ erinnert sich der Potsdamer. Das Schönste aber seien die Reaktionen der Menschen gewesen. „In Asien waren wir zwei Weiße mit bunten Taschen. Vor allem die Kinder rannten begeistert auf uns zu, wenn wir in ein Dorf kamen.“ Überall seien sie offen und freundlich aufgenommen worden. Dabei konnten sie sich oft nicht einmal auf Englisch unterhalten. „In vielen bildungsarmen Gegenden haben wir uns nur über Mimik und Gestik verständigt“, erzählt Altmann. So etwa in einem Bergdorf in Vietnam: Dort saßen die Deutschen eines Abends mit einer einheimischen Familie zusammen, und beide Seiten sangen sich Volkslieder aus ihren Kulturen vor. Neben vielen Highlights gab es auch Enttäuschungen. In Borneo hatten sie riesige Regenwälder erwartet, doch große Teile davon sind gerodet. Dort werden jetzt Ölpalmen für Biodiesel angebaut. Heimweh kam selten auf, so Altmann. „Wie waren ja als zwei Freunde unterwegs. Durch den Anderen hatten wir immer ein Stück Heimat dabei.“Carl-Friedrich Höck
Heute werden Marco Altmann und Jack Thoms in Potsdam über ihre Reise berichten, ab 18 Uhr in der Urania, Gutenbergstraße 71/72. Der Eintritt kostet vier, ermäßigt drei Euro. Die Radfahrer haben ihre Erlebnisse auch in einem Tourtagebuch festgehalten, dass unter www.tourtransasia.de einzusehen ist.
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