Diese Überraschung ist gelungen: Bei seinem Besuch beim Industrieclub Potsdam wurde US-Botschafter Philip D. Murphy am Donnerstagabend von den Turbine-Fußballerinnen Alyssa Naeher und Alexandra Singer – beide sind US-Amerikanerinnen – in der Villa Arnim begrüßt. „Wie cool ist das denn!“, freute sich der bekennende Frauenfußballfan Murphy, um gleich darauf sein Bedauern über die in diesem Jahr komplett suspendierte US-Frauenfußballiga auszudrücken. Das ist auch ein Grund dafür, dass Alyssa Naeher seit kurzem wieder zurück in Potsdam ist. Bereits im vergangenen Jahr spielte sie für Turbine, hatte aber für 2012 eigentlich bei einem US-Club unterschrieben, als die ganze Liga platzte. „Ich bin sehr froh, dass ich wieder zurück- kommen konnte“, sagt sie. Singer kam vor einem Monat aus New York nach Potsdam – „eine charmante Stadt“, wie sie findet. Momentan pauken die beiden vor allem Deutsch, wie sie erzählten.
Im Mittelpunkt des gestrigen Abends standen allerdings nicht die transatlantischen Beziehungen im Fußball, sondern die Auswirkungen der Euro-Krise auf das Verhältnis zwischen den USA und Europa: Darüber wollte Murphy vor den knapp 50 Gästen in seiner „Dinner Speech“ bei norddeutschem Grünkohl sprechen. Gekommen waren neben Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Die Linke) und Ex-Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) auch Vertreter der Zukunftagentur Brandenburg sowie Unternehmer aus der Region.
Als Plattform zum Austausch zwischen Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft hatte sich der Industrieclub 1998 gegründet, wie Vorstandsmitglied Dirk Heydemann erklärt. Vorbild ist der 1821 von Christian Peter Wilhelm Beuth ins Leben gerufene „Verein zur Förderung des Gewerbefleißes“, auf dessen Wirken unter anderem die Gründung der Technischen Universität Berlin zurückgeht. 72 Mitglieder zähle der Club momentan.
Sie treffen sich zum Beispiel zu Seminaren oder zu Veranstaltungen „in ungezwungener Atmosphäre“ in der repräsentativen Villa Arnim in der Weinbergstraße. „Wir wollen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammenbringen“, sagt Heydemann. Clubvorsitzender ist seit 2011 Uwe Meinberg, Professor für Industrielle Informationstechnik und Leiter des Studiengangs eBusiness an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus.
Mit Philip D. Murphy konnte der Industrieclub nicht zum ersten Mal einen Botschafter begrüßen: 2011 war der russische Botschafter Vladimir M. Grinin Gast beim Sommerfest, in diesem Jahr habe sich bereits Italiens Botschafter Michele Valensise angekündigt. „Wir möchten Potsdam ins Bewusstsein der Botschafter rücken“, sagt Heydemann. Jana Haase
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