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Auf einer Freifläche am Campus Jungfernsee soll ein Containercamp entstehen.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Update

Am Campus Jungfernsee und in Verwaltungshaus: Wo die Stadt Potsdam bis zu 1000 Flüchtlinge unterbringen will

Die Stadt Potsdam schafft noch in diesem Jahr zusätzlich rund 1000 Plätze mehr für geflüchtete Menschen – unter anderem am Campus Jungfernsee.

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Angesichts des leergefegten Wohnungsmarkts und des stetigen Zustroms von Flüchtlingen muss die Stadt weitere neue Unterkünfte schaffen. Am Mittwochabend stellte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) im Hauptausschuss drei neue Standorte für die zeitweise Unterbringung vor.

Als größter neuer Standort mit einem Wohncontainer-Dorf für 480 Menschen ist eine Freifläche gegenüber der Tram-Endhaltestelle Campus Jungfernsee vorgesehen, ab etwa Spätherbst. Die Geflüchteten sollen dabei in Containern mit eigenen Zimmern unterkommen, hieß es. Die Container bieten Platz für 60 Personen. Angedacht seien dort auch Gemeinschaftsräume, um eine Selbstversorgung zu ermöglichen – gerade mit Blick auf Kinder, die vor Ort von ihren Müttern betreut werden sollen. Gegenüber des Standorts befinden sich ein IT-Campus mit dem SAP Innovation Center, ebenso eine Villensiedlung, in der unter anderem der frühere Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) wohnt.

480
Flüchtlinge sollen in dem Containerdorf unterkommen

Schon für kommenden Dienstag ist ab 18 Uhr eine Bürgerinformation vor Ort im „SimpliOffice“ im Konrad-Zuse-Ring 1 geplant. Errichten soll die Unterkünfte die kommunale Bauholding Pro Potsdam, die sie dann der Stadt per Überlassungsvertrag überlässt. Für den Betreiber werde es eine Ausschreibung geben, sagte Sozialdezernentin Brigitte Meier (SPD). Die Fläche war bereits als Sport- und Schulstandort im Gespräch gewesen. Das scheiterte aber, weil sie als Naturdenkmal ausgewiesen ist. Allerdings sei eine zeitweise Nutzung möglich, sagte Schubert. Das habe das Baudezernat ihm bestätigt.

Ins Verwaltungsgebäude sollen Flüchtlinge einziehen.
Ins Verwaltungsgebäude sollen Flüchtlinge einziehen.

© Andreas Klaer

Ferner wird das bisher von Sozialbehörden genutzte Haus 2 auf dem Campus der Stadtverwaltung in der Hegelallee als neue Bleibe für rund 150 Personen genutzt – bereits ab Juni. Dort sollen im Innenhof Sanitäranlagen aufgestellt und die Menschen über einen Caterer versorgt werden, hieß es bei der Präsentation.

Zu den Kosten war von rund 30.000 Euro pro Platz die Rede - bei 1000 Plätzen wären das als 30 Millionen Euro. Rund ein Drittel werde vom Land übernommen. Kämmerer Burkhard Exner (SPD) forderte insofern, auch angesichts der ohnehin schwierigen Finanzlage der Stadt, mehr Unterstützung für die Kommunen - die allesamt vor diesem Problem stünden.

Doch wieder die Metropolishalle

Außerdem soll die schon bestehende Asylunterkunft an der Marquardter Chaussee ausgebaut werden, damit dort 80 Plätze mehr zur Verfügung stehen. Die drei neuen Standorte sollen ein bis vier Jahre in Betrieb bleiben – das Haus 2 würde zum Beispiel für zwölf Monate genutzt. Ab August soll auch die Metropolishalle am Babelsberger Filmpark wieder als Notunterkunft genutzt werden – wie das schon bis März ein Jahr lang der Fall war. Die Ausstattung dafür sei vor Ort eingelagert, so Meier.

Schubert sagte, auf Bitte der Landesregierung müsse Potsdam zusätzlich etwa 1000 Plätze schaffen. Zudem sei schon jetzt klar, dass im Mai die bestehenden Unterkünfte vermutlich ausgereizt sein werden. Insgesamt geht die Stadt von 1500 Menschen aus, die dieses Jahr aufgenommen werden müssen – der geringste Teil davon Ukrainerinnen und Ukrainer, wie Schubert sagte. Zum Unterkommen ist auch eine neue Unterkunft in Fahrland geschaffen worden, ebenso steht die Orangerie der Biosphäre offen.

Im Hauptausschuss wurde der Plan wohlwollend aufgenommen. Die Fläche sei als Überbrückung, bis vor allem hunderte Wohnungen aus dem kommunalen Sonderbauprogramm zur Verfügung stehen, durchaus geeignet, befand SPD-Fraktionschef Pete Heuer. Der Linken-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg forderte erneut den Erhalt des Wohnblocks „Staudenhof“ als Flüchtlingsheim - was die Stadtverordneten bisher mehrheitlich ablehnen.

Kritik an Politikerin Ludwig

Mit Blick auf Debatten im Ortsteil Golm über dort geplante Sozialbauten für Flüchtlinge und andere bedürftige Personen sagte Schubert, hier fühle er sich wie ein Sandwich. CDU-Innenminister Michael Stübgen verlange von den Kommunen die Aufnahme von Flüchtlingen, während die CDU-Landtagsabgeordnete Saskia Ludwig in Golm versuche, solche Unterkünfte zu verhindern. Doch der Ansatz „not in my backyard („Nicht in meiner Nachbarschaft“) funktioniere bei diesem Thema nicht, machte Schubert deutlich.

Ludwig hatte gefordert, die Flüchtenden lieber im entstehenden Viertel Krampnitz unterzubringen. Doch auch das ist laut Dezernentin Meier geprüft und verworfen worden. Einmal wegen der schlechten Anbindung, aber auch wegen der noch fehlenden Infrastruktur vor Ort. Erst Ende 2024 sollen dort erste Bewohner einziehen können. Auch andere Standorte wie den Lustgarten habe man auf Eignung untersucht. Letzterer Standort hätte aber die Zufahrt für Touristenbusse zum Hafen der Weissen Flotte blockiert - das schränke den wirtschaftlichen Betrieb dieses Unternehmens aber zu stark ein, hieß es.

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