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Neue Juristenausbildung in Brandenburg

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Eigentlich liest man kaum Gutes über die Berufschancen von Juristen. „Rechtsanwälteschwämme“ geistert durch die Medien oder „Kanzlei-Insolvenz“: 10 000 neu ausgebildete Volljuristen strömen jährlich auf den Markt, 8000 werden Rechtsanwälte, aber nur 2000 Anwälte scheiden aus dem Berufsleben aus. Wie soll da der Nachwuchs Fuß fassen?

In Berlin stehen die Chancen zur Zeit nicht besonders gut, gibt Justizministerin Beate Blechinger (CDU) zu, im Flächenland Brandenburg aber sehe es für Juristen gar nicht so schlecht aus. Und in Zukunft würde es insgesamt besser, sagt sie. Denn die Aufgabenfelder für Juristen würden wachsen. In Europa und auf dem Wirtschaftsmarkt würden Juristen gebraucht, die sich auf speziellen Gebieten auskennen: im Medienrecht zum Beispiel, in Wirtschaftsrecht und EU-Recht.

Und all das haben jetzt die juristischen Hochschulen in Brandenburg im Programm. Am Mittwoch stellten die Justizministerin und ihre Kollegin aus der Wissenschaft, Johanna Wanka (CDU), mit Vertretern der Hochschulen die „einzigartigen“ Studiengänge vor, für die sich Studenten an der Universität Potsdam, an der Europa Universität Viadrina in Frankfurt(Oder) und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU) bewerben können.

Zustande gekommen seien die Angebote erst durch die 2003 von der Justizministerkonferenz beschlossene Reform der Juristenausbildung, so Wanka. In deren Rahmen sei viel gelockert worden. Die Kompetenzen der Hochschulen wurden erweitert, es gab mehr universitäre Gestaltungsfreiräume. Das habe auch der Profilschärfung der Hochschulen gut getan. Die juristische Fakultät in Potsdam zum Beispiel vermittelt nun, passend zum Standort am Rande der Medienstadt Babelsberg, Medienrecht, berichtet der Dekan der juristischen Fakultät, Prof. Uwe Hellmann. Es bestehe eine enge Zusammenarbeit mit dem ebenfalls in Babelsberg ansässigen Erich Pommer Institut für Medienrecht und Medienwirtschaft.

Außergewöhnlich auch das deutsch-französische Angebot der Hochschule: Potsdam bietet mit der Universität Paris X-Nanterre ein Programm für deutsche und französische Studenten an, das neben dem Studium des nationalen Rechts auch das Recht des jeweils anderen Landes vermittelt. Außerdem ist eine Bachelor-Ausbildung mit vier juristischen Zweitfächern möglich.

Auf Technologieunternehmen oder Anwälte, die sich fortbilden wollen, ist ein neuer Masterstudiengang an der BTU Cottbus ausgerichtet, der ab Wintersemester 2006/07 startet. Am Bedarf von Unternehmen aus der Chemie-, IT-, Elektroindustrie- oder Lifesciencebranche hat die Cottbusser Uni ein Programm entwickelt, das praxisbezogen Konzernrecht und juristisches Projektmanagement, Netzwerkmanagement und Risikomanagement lehrt, sagt der BTU-Jurist Prof. Lothar Knopp.

Die Viadrina in Frankfurt (Oder) hat sich auf polnisches Recht für Studenten aus Polen und Deutschland spezialisiert. Die beruflichen Chancen seien mit diesem Abschluss gut, sagt Prof. Roland Wittmann. „Top Juristen – Made in Brandenburg“ fasst Wissenschaftsministerin Wanka das Juristen-Programm des Landes zusammen. Nach den Inhalten sind bald die Abschlüsse auf dem Prüfstand. Demnächst könnte auch Bachelor oder Master auf dem Zeugnis der Absolventen stehen. Marion Hartig

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