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Poetische Ader. Literarische Werke Friedrichs, hier von Katharina Thalbach gespielt, standen an der Uni im Fokus.

© dapd

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„DenkMahl“ an der Uni Potsdam: Studierende lasen aus Schriften Friedrichs des Großen

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Nicht mit den Hofmusikern Quantz oder Carl Philipp Emanuel Bach, wie man es erwartete, sondern mit Musik von Händel begann das „Menü mit geistreichen, musikalischen und kulinarischen Zutaten“. Studierende des Bereichs Musik gaben den Auftakt zur zweiten Veranstaltung von „DenkMahl mit Friedrich dem Großen“ zu dessen 300. Geburtstag. Man hatte den Eindruck, es wird gespielt, was man gerade so im Repertoire hat.

Ort der Menü-Aufbereitung war die Obere Mensa der Universität am Campus Neues Palais, dort, wo man die kulinarischen Zutaten bereits schon von Weitem roch. Man hatte nichts Königliches auf dem Speiseplan, sondern Einfaches, das bezahlbar war. Friedrich hätte sich vielleicht darüber gefreut, über die köstliche Kartoffelsuppe, das kräftige Kartoffelbrot mit Frischkäse.

War beim ersten „DenkMahl“-Abend mit dem Historiker Frank Göse, der Anfang Januar die Herrschaftspraxis Friedrich II. in der Mark Brandenburg näher beleuchtet hatte, das Interesse noch groß, so hielt sich die Neugierde für „Die Poesie von Sanssouci“ in Grenzen. Studierende der Philosophischen Fakultät beschäftigten sich in einem Seminar unter der Leitung der Professoren Brunhilde Wehinger und Reinhart Meyer-Kalkus mit dem Preußenkönig und der Spannweite seines Denkens. Nicht nur Ausschnitte aus seinen literarischen Werken wurden vorgelesen, sondern auch aus seiner politisch-philosophischen Abhandlung „Der Antimachiavell“ sowie aus einer regen Korrespondenz mit dem brillanten französischen Dichter der Aufklärung Voltaire. Es ist höchst anerkennenswert, dass die Studierenden sich mit dem Friedrich-Programm in die Öffentlichkeit begaben. Aber es war keine leichte Aufgabe, besonders was die sprachlichen Anforderungen der Texte betrifft. Ein etwas kultivierterer Umgang mit der Sprechstimme wäre wünschenswert gewesen, sodass das Zuhören noch mehr Freude bereitet hätte. Die Tragfähigkeit der Stimme, Verständlichkeit, Klang und Ausdruck kann man unter professioneller Anleitung üben.

Die Auswahl der Texte erwies sich als facettenreich. Es wurde deutlich, wie Friedrich als Kronprinz, als junger König sowie als alter und einsamer Eremit im Schloss Sanssouci dachte und schrieb. Zunächst war er von den Idealen der Aufklärungsphilosophie beeinflusst. Er verfasste den „Antimachiavell“. In des Italieners Nicolo Machiavellis Buch „Der Fürst“ geht es um den Erwerb, Ausbau und die Erhaltung von Macht in Fürstentümern. Aus einem Briefwechsel Friedrichs und Voltaires in den Jahren zwischen 1736 und 1740 entstand der „Antimachiavell“. Des Kronprinzen Idee vom „ersten Diener seines Staates“ – heute ein klassisches Zitat – setzte er in einigen Punkten innenpolitisch um, in der Abschaffung der Folter, in der religiösen Toleranz und in der Aufhebung der Zensur, jedoch nur vorübergehend.

Die Korrespondenzen zwischen Friedrich und Voltaire umfassten einen Zeitraum von 42 Jahren, auch dann noch, als der König die Freundschaft mit dem Philosophen aufgekündigt hatte. Die Studierenden lasen einige Schreiben der beiden Briefpartner vor. Der Franzose lobte den Preußen zunächst euphorisch. Dem Kardinal Richelieu schrieb er: „Ich geb mich ihm hin, blindlings “ Doch als Friedrich ihn fallen ließ, meinte Voltaire ernüchtert, er wäre nur des Königs Grammatiker für dessen Werke in Prosa und Versen gewesen, jedoch nicht sein Kammerherr.

„An meinen Geist“ nannte Friedrich der Große eine seiner Episteln, von denen er mehrere verfasste – natürlich in französischer Sprache. Es entstand ein ausdrucksstarker Dialog mit „seinem Geist“, der auch als eine Rechtfertigung an seine Kritiker zu verstehen ist: „Und widersprich dem Beller, der auf dem Schlossdach steht, und auf dem höchsten Söller. Und seine Gifte speit gemächlich um sich her, auf meinen Aschenkrug.“

Gern hätte man zur Erholung noch etwas Musik zwischendrin gehört, aber die blieb leider aus. Dafür gab es einige amüsante Passagen aus des Theologen und Geografen Anton Friedrich Büschings Aufzeichnungen, in denen er sich auch über den König ausließ. Dieser habe eine lange und gut gebildete Nase, Augen voller Lebhaftigkeit und Feuer, doch lasse er sich selten „barbieren“ und bei „der Tafel bediene er sich nicht mit der Gabel, sondern mit den Fingern“.

Um Friedrich und die Gesellschaft der Aufklärer geht es am 2. Februar um 19 Uhr bei „DenkMahl“ in der Oberen Mensa.

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