
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Angst vor Umweltgiften
Sorge im Weltkulturerbe: Am Schloss Sacrow sind die Grenzwerte für giftiges Blei deutlich überschritten
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Sacrow - Am Schloss Sacrow ist die Erde mit dem hochgiftigen Schwermetall Blei kontaminiert. An manchen Stellen wird die zulässige Höchstbelastung um das Zwölffache überschritten. Das wurde gestern beim Treffen von Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) mit Bürgern aus Sacrow bekannt, das wie jedes Jahr am Rosenmontag stattgefunden hat. Genaue Informationen zu der Umweltvergiftung will die Stadtverwaltung aber erst heute bekannt geben – dann sollen die Ergebnisse einer aktuellen Untersuchung des Potsdamer Umweltamts vorliegen.
Sicher ist bereits: Die kontaminierte Erde wird regelmäßig von Menschen genutzt. Denn aufmerksam geworden sind Mieter, die im Adjutantenhaus neben dem Sacrower Schloss wohnen und Gefahren für ein neugeborenes Kind ausschließen möchten, hieß es. Dabei seien die Eltern auf Pläne einer Fabrikanlage für den früher in Weinen verwendeten Süßstoff Bleizucker gestoßen, der am Schloss hergestellt wurde – genau dort, wo die Mieter heute ihren Garten haben. Eine erste Probe habe die Kontaminierung bestätigt. „Das Umweltamt ist entsetzt“, hieß es in der Sitzung mit dem Oberbürgermeister. Auch die aktuelle Analyse des Areals durch das Umweltamt soll den Verdacht auf bleiverseuchte Erde weiter erhärten, verlautete gestern aus dem Rathaus.
Blei gehört zu den starken Umweltgiften. Es kann das Nervensystem belasten und die Blutbildung beeinträchtigen. Permanenter Kontakt kann zu chronischen Erkrankungen führen, besonders Kleinkinder sind gefährdet.
Verantwortlich für das Areal am Schloss Sacrow ist die Schlösserstiftung – doch auch die Welterbeverwalter konnten gestern noch keine genauen Angaben zu der Kontamination abgeben. Nächste Woche werde es ein Treffen mit der Stadtverwaltung geben.
Unklar blieb gestern, ob der verseuchte Boden wirklich Folge der Weinfabrik ist oder es sich bei dem Blei um Hinterlassenschaften der Nationalen Volksarmee handelt. Ebenso nicht geklärt ist, inwiefern noch weitere Flächen um das Schloss herum mit dem Schwermetall belastete sind. Zumindest versicherte gestern eine Sprecherin der Stadt, dass das Blei nicht ins Grundwasser gelangt sei. Henri Kramer
Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.
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