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Direkte Effekte. Im Gegensatz zur Finanzkrise hat der Klimawandel direkte Auswirkungen auf die Staaten Afrikas: Dürren und Überflutungen sind die Folgen. Anpassung sei daher nötig.

© dpa

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Afrikas Antwort auf den Klimawandel ist unzureichend, auf die Finanzkrise hat man aber gut reagiert

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Auf die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise haben die afrikanischen Staaten schnell und gut reagiert. Das sagte der Politologe Prof. Siegmar Schmidt von der Universität Koblenz-Landau auf den Potsdamer Frühjahrsgespräche 2010 zu afrikanischen Antworten auf Klimawandel und Wirtschaftskrise. Die Frühjahrsgespräche der Stiftung Entwicklung und Frieden (SEF) am vergangenen Wochenende fanden unter dem Titel „Aktion statt Reaktion in Afrika?“ statt. Die zweitägige Konferenz wurde in Kooperation mit der politikwissenschaftlichen Zeitschrift „WeltTrends“ der Uni Potsdam und mit Unterstützung des Landes Brandenburg und des Bundesentwicklungsministerium ausgerichtet.

Die afrikanischen Staaten hätten angesichts der Krise eine relativ stabile ökonomische Basis behauptet, betonte Siegmar Schmidt. Er nannte es erstaunlich, wie stark die Reaktion der afrikanischen Staaten auf die Finanzkrise ausgefallen war. „Die Afrikanische Union gibt dem Kontinent eine Stimme“, so der Experte. Deutlich sei aber auch, dass die Struktur- und Verteilungsprobleme Afrikas nach wie vor ungelöst sind. Das werde besonders deutlich bei den afrikanischen Lösungsansätzen zu Fragen des Klimaschutzes. „Die Antwort auf den Klimawandel fällt viel schwächer aus, als die auf die ökonomische Krise“, urteilte Schmidt.

„Anpassung ist angesichts der Folgen des Klimawandels für Afrika eine Frage des Überlebens“, sagte Dr. Youba Sokona vom Sahara and Sahel Observatory (OSS). Anpassung sei wichtiger als der Versuch, die Klimaerwärmung einzudämmen. „Sie sollte zur zentralen Aktivität in Afrika werden, alles andere bedeutet, dass wir sterben“, sagte Sokona. Und er fügte hinzu: „Wir müssen uns beeilen, die Zeit ist nicht auf unserer Seite.“ Für die Anpassungsmaßnahmen würden Investitionen und neue Institutionen benötigt.

Prof. Richard S. Odingo von der University of Nairobi verdeutlichte in diesem Zusammenhang aber auch, dass Afrika die am stärksten von negativen Folgen des Klimawandels betroffene Region ist, obwohl sein Anteil an den weltweiten Treibhausgas-Emissionen verschwindend gering sei. Auch er plädierte für eine Priorität der Anpassungsmaßnahmen. Wichtig dabei sei, eine enge Zusammenarbeit von regionalen Organisationen und der Ausbau der Infrastruktur.

Nötig sei es daher auch, Wege für eine bezahlbare, breite Energieversorgung der Bevölkerung zu finden, sagte Djimadoum Mandekor von der African Union Comission. Nur so ließen sich etwa starke Rodungen von Wäldern und Buschland vermeiden. Die Lösung der Energiefrage müsse zusammen mit der Weltbank diskutiert werden. Fragen des Fortschritts würden sich in Afrika nur sehr langsam entwickeln, hinzu kämen Probleme mit der Koordination, fehlende Transportwege und ein allgemeiner Mangel an politischem Willen. Daher empfiehlt Mandekor, dass die Afrikanische Union den Schulterschluss mit den großen Weltwirtschaftsmächten suchen sollte. Als wichtigste Probleme der afrikanischen Staaten hatte schließlich Dr. Youba Sokona neben unzulänglichen Ressourcen fehlende Zukunftsvisionen, mangelnde Kooperation der lokalen Organisationen und zu wenig Attraktivität für Experten benannt. „Wir müssen unsere Hausaufgaben machen und die beteiligten Institutionen zusammenbringen“, sagte Sokona.

Die weltweite Finanz und Wirtschaftskrise hatte weniger direkte Effekte auf die afrikanischen Staaten. Wie Prof. Lambert N’galadjo Bamba von der Econmic Community of West African States (Ecowas) in Potsdam erklärte, habe es in Westafrika vornehmlich indirekte Effekte gegeben. Wichtiger für die Region sei die Lebensmittel- und Energiepreiskrise der Jahre 2006 bis 2008 gewesen, die in einigen Statten zu hohen Inflationsraten geführt habe (Gahna: 21 Prozent!). Als direkten Einfluss der Finanzkrise nannte er einen Verlust von rund 52 Millionen Dollar an der Börse von Nigeria, was im Vergleich zu den Auswirkungen auf andere Börsen recht gering war.

Sadwick L. Mtonakutha von der South African Development Community (Sdac) konnte die Einschätzung seines westafrikanischen Kollegen bestätigen. Länder mit Ressourcen hätten auch im südlichen Afrika rechtzeitig auf die Krise reagieren können. Es sei daher wichtig, für die Zukunft in den Budgets Mittel für Krisen zurückzulegen. Er mahnte auch Reformen in der Region und mehr politische Stabilität an. Detlev Puetz von der African Development Bank in Tunis erinnerte schließlich daran, dass die Preiskrise in Afrika schon vor der Finanzkrise begonnen hatte. So kam das Plenum zu dem Fazit, dass die den Lebensmittel-, Energie- und Agrarsektor betreffende Krise ein ganz eigenes Problem von Afrika sei. „Und sie ist auch noch nicht vorüber“, schloss Bamba. Jan Kixmüller

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