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Landeshauptstadt: Arbeiten statt Abhängen

Ferienjobs sind rar geworden in Potsdam: Wie man doch eine Stelle finden kann – und worauf man unbedingt achten sollte

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Die Sommerferien haben begonnen, aber Lust auf Urlaub hat Katharina Große nicht. Die 19-jährige Abiturientin steht lieber hinterm Tresen, bäckt Crêpes und mischt Softeis. Sechs bis acht Stunden am Tag arbeitet sie im Filmpark Babelsberg, und das fast täglich. „Ich möchte meine Zeit sinnvoll nutzen“, sagt die Werderanerin, die später einmal im Eventmanagement arbeiten will.

Arbeiten statt Abhängen? Das würde Luisa Fröhlich auch gern: „Weil ich Geld brauche“, erklärt die 17-jährige Potsdamerin. Noch in der Schulzeit habe sie begonnen, einen Ferienjob zu suchen. Vergeblich: Weder im Internet noch bei Nachfragen in Läden hatte sie bisher Glück. „Entweder muss man 18 sein oder die Jobs sind Schrott“, sagt die Goethe-Schülerin. Dabei wäre sie schon mit dem Einräumen von Regalen zufrieden.

Ferienjobs sind rar geworden in Potsdam, das haben auch die Mitarbeiter des Landesamtes für Arbeitsschutz mit Sitz in Bornim festgestellt: Täglich besuchen sie zufällig ausgewählte Betriebe und kontrollieren, ob die Jugendarbeitsschutzvorschriften eingehalten werden (siehe Kasten). „Dabei haben wir festgestellt, dass die Ferienarbeit zurückgegangen ist“, berichtet Silvia Frisch, die Koordinatorin des Bereiches „Sozialer Arbeitsschutz“. Viele der früher als Ferienjobs angebotenen Tätigkeiten würden heute von Minijobbern oder Jugendlichen ab 18 verrichtet, so ihre Erfahrung. Spezielle Ferienkontrollen – wie noch vor einigen Jahren üblich – führen die Arbeitsschutzwächter deshalb schon gar nicht mehr durch.

Eine telefonische Umfrage wirft ein Schlaglicht auf die Situation vor Ort: Die Einstellung von Schülern unter 18 Jahren sei ihm „viel zu kompliziert“, erklärt beispielsweise Miroslav Vucicevic, der Gebietsleiter von „McDonalds“. Für vierzehn Tage Arbeit sei der bürokratische Aufwand „viel zu groß“, sagt auch René Lucas, der Leiter des Toom-Baumarktes: „Das machen wir schon seit einigen Jahren nicht mehr.“ Nur Praktika biete er den Schülern noch an. Und Bäckermeister Erich Schröter hat schlicht „keinen Platz“ für Schüler, die zudem nachts nicht arbeiten dürfen: „Wir haben genug Auszubildende“, erklärt er.

Auch der klassische Weg über die Jobbörse beim Arbeitsamt ist aussichtslos: „Bundesweit gibt es sieben Angebote für Ferienjobs, in Potsdam gar keins“, sagt Renee Ramm, die Sprecherin der Potsdamer Arbeitsagentur. Auf Internetseiten wie www.ferienjobs.de oder www.schuelerjobs.de sieht es nicht besser aus. „Die meisten Jobs gehen über persönliche Kontakte“, weiß Renee Ramm.

Mit der Stelle beim Filmpark hat Katharina Große also Glück. Zehn bis fünfzehn Aushilfsjobber pro Tag arbeiten dort wie sie in den Bereichen Gastronomie, Merchandising, Parkmanagement und Technik, erklärt Filmparkleiter Matthias Voß. Bewerben können sich Jugendliche ab 16 Jahren über die Internetseite des Filmparks. Die Bezahlung sei flexibel: Der Anfängerstundenlohn von 5,25 Euro könne sich „je nach Fähigkeiten“ auf 6,50 Euro erhöhen. Die Nachfrage ist entsprechend groß: Zehn bis fünfzehn Bewerbungen gehen pro Woche ein, so Voß.

Einen Überblick über den Potsdamer Ferienjob-Markt haben weder Arbeitsamt, noch Handwerkskammer oder Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK). Ute Maciejok von der Handwerkskammer ist sich allerdings sicher, dass „viele“ der insgesamt 1795 Handwerksbetriebe in der Stadt Ferienjobber aufnehmen. Denn so könnten die Unternehmen passende Azubis finden, glaubt sie. Im Filmpark sei das bereits vorgekommen, bestätigt Filmparkleiter Voß.

Positiv schätzt auch Wolfgang Spieß von der IHK Potsdam die Lage ein. Er rät den Schülern, Ferienarbeit zur Berufsorientierung zu nutzen. Dass es in Zeiten unbezahlter Praktika schwieriger wird, einen Job zu finden, glaubt er nicht: „Viele Unternehmen sind bereit, für ein Praktikum Geld zu zahlen“, meint er. Geeignete Firmen finde man in der Online-Ausbildungsbörse der IHK: „Unternehmen, die Ausbildungsplätze anbieten, sind meistens aufgeschlossen, auch Ferienjobs anzubieten“, sagt Spieß.

Tatsächlich ist bei der Anstellung von Minderjährigen einiges zu beachten, betont Rudi Wiggert von der Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt: Von einem Job ohne Vertrag solle man lieber die Hände lassen, rät er Schülern.

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