Von Henri Kramer: Arbeitslosenzahl steigt
Agentur: Saisonal übliche Entwicklung Hoffnung auf Bundesprojekt „Bürgerarbeit“
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Im dritten Monat in Folge ist die Zahl der Arbeitslosen in Potsdam gestiegen. Die Arbeitslosenquote kletterte von 8,1 auf 8,5 Prozent. Damit sind jetzt 6980 Potsdamer ohne Job. Das sind 232 Personen oder 0,2 Prozentpunkte mehr als noch vor einem Jahr – ein Trend entgegen der Entwicklung im Land Brandenburg, in dem die Arbeitslosenquote im selben Zeitraum um 1,4 auf 10,7 Prozent sank.
Bei der Potsdamer Arbeitsagentur wird für die Entwicklung vor allem der Wegfall von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen verantwortlich gemacht. Die Mittel dafür seien zurückgefahren worden. „Die Zahlen sind kein Problem des Arbeitsmarktes an sich“, sagte Agentursprecherin Isabell Wolling. Als Indiz dafür wertet sie die Zahl der entstehenden Jobs: So seien seit Anfang des Jahres 2504 freie Stellen in Potsdam angeboten worden, 328 mehr als noch im Vorjahr. Aktuell könnten sofort 201 Stellen besetzt werden, etwa in der Hotel- und Gastrobranche, so Wolling. Ebenso steige in Potsdam generell die Zahl der Arbeitnehmer, nach aktuellen Erhebungen liegt sie bei 74 616 Personen.
Auch der Beginn der Ferien zeigt Wirkungen am Arbeitsmarkt. So waren im Juli 866 junge Potsdamer zwischen 15 und 25 Jahren als arbeitslos gemeldet, 212 mehr als im Juni. „Das ist jedes Jahr so, weil sich viele Schulabgänger arbeitslos melden oder Azubis ihre Ausbildung beenden und nicht übernommen werden“, sagte Wolling. Die jungen Potsdamer würden wohl bald wieder aus der Statistik verschwinden und eine Beschäftigung erhalten, so Wolling. 92 der jungen Arbeitslosen, also etwa nur jeder Zehnte, seien schon länger als sechs Monate ohne Beschäftigung.
Wenig Entspannung gibt es bei der Zahl der Hartz IV-Bezieher. 11 597 Potsdamer leben nach vorläufigen Erhebungen der Arbeitsagentur von solchen Hilfeleistungen, 123 weniger als noch vor einem Jahr. Keine Bewegung ist bei der Zahl der Langzeitarbeitslosen zu verzeichnen: Aktuell gibt es 1729 Potsdamer, die schon seit mehr als einem Jahr ohne Stelle sind. Vor einem Jahr waren es noch 31 weniger, im Juni lag die Zahl fast unverändert bei 1730.
Gerade Langzeitarbeitslosen soll nun das Bundesprogramm „Bürgerarbeit“ helfen, zu dem die Arbeitsagentur gestern neue Details nannte. Denn nicht 500, wie bisher stets angekündigt, sondern 900 Langzeitarbeitslose sollen zunächst sechs Monate lang auf den Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Das sagte Frank Thomann, Chef der Potsdamer Hartz IV-Behörde Paga, die das Projekt „Bürgerarbeit“ betreut. „In den sechs Monaten wollen wir mit den Teilnehmern auf gezielte Ursachensuche gehen, warum es bislang nicht mit einem Job geklappt hat“, sagte Thomann. Dazu würden drei Weiterbildungsträger, die gerade per Ausschreibung gesucht würden, direkt in der Paga angesiedelt. Ziel sei, so viele Personen wie möglich wieder in Arbeit zu bringen, so Thomann: „Durch die intensivere Betreuung der Arbeitsuchenden können Stärken besser ausgebaut werden.“
Nach dieser ersten Phase werden dann, wie berichtet, 300 Arbeitslose für bis zu drei Jahre lang als Bürgerarbeiter beschäftigt. Ihre Arbeitsplätze sollen in Bereichen wie Tourismus oder Sozialwesen geschaffen werden. Die Tätigkeiten müssen zusätzlich und im öffentlichen Interesse sein. Über die einzelnen Vorhaben entscheidet ein neuer Projektbeirat in der Stadtverwaltung. Die Bürgerarbeiter erhalten 1080 Euro brutto. Die Stadt erhofft sich damit Einsparungen für ihren Haushalt, weil sie weniger Hartz IV–Leistungen zahlen muss als bisher. Als mögliche Sparsummen pro Jahr stehen zwischen 750 000 und 1,3 Millionen Euro im Raum. Genaue Berechnungen gibt es laut Stadtverwaltung bisher aber nicht.
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