Erinnerung an Grenzanlagen am Jungfernsee: Ärger um Konzept für Gedenkort
Nauener Vorstadt - Eigentlich schien alles klar: Der mit etlichen Fachleuten besetzte Verein „Erinnerungsorte Potsdamer Grenze“ hat dem städtischen Fachbereich Kultur in dieser Woche ein Konzept zur Erinnerung an die ehemaligen Grenzanlagen am Jungfernsee vorgelegt. Dieser Auftrag für das kostenlose Konzept war im November von den Stadtverordneten erteilt worden.
Stand:
Nauener Vorstadt - Eigentlich schien alles klar: Der mit etlichen Fachleuten besetzte Verein „Erinnerungsorte Potsdamer Grenze“ hat dem städtischen Fachbereich Kultur in dieser Woche ein Konzept zur Erinnerung an die ehemaligen Grenzanlagen am Jungfernsee vorgelegt. Dieser Auftrag für das kostenlose Konzept war im November von den Stadtverordneten erteilt worden. Doch von der Stadtverwaltung hieß es nun sowohl im Kultur- als auch im Ordnungsausschuss, man wolle zusätzlich einen externen und kostenpflichtigen Experten zur Prüfung und Weiterentwicklung des Konzepts beauftragen. Das sorgt für Ärger.
Nach den Sitzungen kündigte der Grünen-Stadtverordnete Andreas Walter gegenüber den PNN an, die Verwaltung notfalls mittels Antrag zu zwingen, auf einen weiteren Experten zu verzichten: „Es gibt einen Stadtverordnetenbeschluss, das Konzept des Vereins umzusetzen – statt noch einmal einen kostenpflichtigen Auftrag für ein neues Konzept auszulösen.“ Auch der Vorsitzende des Ordnungsausschusses, Matthias Lack (Linke), sagte, das Vorhaben der Verwaltung habe „viele Fragezeichen“ hinterlassen. Die Stadtverwaltung hat nach PNN-Informationen ein eigenes Konzept erarbeitet – die beiden Papiere solle nun der vorgesehene externe Experte zusammenführen.
Im Kulturausschuss zeigte sich auch Jan Fiebelkorn-Drasen, der Vorsitzende der Nachbarschaftsinitiative am Neuen Garten und selbst im Erinnerungsorte-Verein engagiert, höchst überrascht: Die Initiative – zu den Mitglieder gehören unter anderem die Landesaufarbeitungsbeauftragte Ulrike Poppe, Jürgen Reiche, der Ausstellungsdirektor des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn, sowie Frank Bösch, der Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF) – verfüge über ausreichend Fachexpertise. „Ein Externer kostet Geld und Zeit“, sagte Fiebelkorn-Drasen: „Wir haben unsere Arbeit getan.“ Die Zeit dränge, man habe schon Fördermittel zum Erhalt alter Grenzgebäude beantragt: „Über die können wir ohne Konzept aber nicht verfügen.“ Auch die Stadtverordneten im Kulturausschuss machten deutlich, dass sie auf einen Experten verzichten könnten. Kulturamtsleiterin Birgit-Katharine Seemann versprach im Ausschuss, bis zum Sommer das Konzept des Vereins zu prüfen.
Bei dem Vorhaben soll auf dem Gelände des früheren Wasserwerks an der Bertinistraße ein Aussichtspunkt mit Blick über die früheren Grenzanlagen am Jungfernsee eingerichtet werden. Zudem soll ein Informationspfad entlang des Jungfernsees vom Bertini-Turm bis zur Glienicker Brücke entstehen (PNN berichteten). Als Zielgruppe sollen speziell Schulklassen und interessierte Bürger angesprochen werden.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: