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Landeshauptstadt: Armenier: Signal aus Potsdam für Berlin Gebetsgottesdienst am Lepsius-Haus / Erzbischof Karekin weiht Gedenkstein in Hermannswerder ein

Der Vorsitzende des Zentralrats der Armenier in Deutschland, Schawarsch Owassapian, hat gestern von Potsdam aus ein Berliner Denkmal für die Opfer des Völkermordes an den Armeniern gefordert. Im Jahre 1915 war die armenische Bevökerung in Anatolien auf Anweisung der türkischen Regierung fast vollständig vernichtet worden.

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Der Vorsitzende des Zentralrats der Armenier in Deutschland, Schawarsch Owassapian, hat gestern von Potsdam aus ein Berliner Denkmal für die Opfer des Völkermordes an den Armeniern gefordert. Im Jahre 1915 war die armenische Bevökerung in Anatolien auf Anweisung der türkischen Regierung fast vollständig vernichtet worden. Die Türkei war damals Verbündete des wilhelminischen Deutschlands.

Anlass für Owassapians Forderung war die Einweihung eines Gedenksteins für Johannes Lepsius gestern Nachmittag auf Hermannswerder. Johannes Lepsius (1858-1926) hatte von Potsdam aus die Aufklärung über den Genozid an den Armeniern betrieben. Der Kampf von Johannes Lepsius habe laut Hermann Goltz vom Förderverein Lepsius-Haus Potsdam e.V. „in bedeutendem Maße zum Überleben und zur Wiedergeburt des armenischen Volkes beigetragen.“

„Ich hoffe, dass die Bundesregierung diesen Tag in Potsdam als Signal nimmt, in Berlin ein Denkmal für die Opfer des Völkermordes am armenischen Volk errichten zu lassen“, sagte Owassapian. Zuvor hatte der Primas der Armenischen Apostolischen Kirche in Deutschland, Erzbischof Karekin, in einer religiösen Zeremonie den Chatsch-Kar, armenisch „Kreuzstein“, in Hermannswerder geweiht. Der acht Tonnen schwere und zwei Meter hohe eiszeitliche Granit stammt aus dem Mansfelder Land, wo Johannes Lepsius vor seinen Berliner und Potsdamer Wirkungsorten Pfarrer war. Der Stein ist als deutsch-armenisches Denkmal gestaltet und trägt auf der Vorderseite das christliche Identitätszeichen des armenischen Volkes, das Kreuz in Form eines Lebensbaumes. Auf der Rückseite ist in Deutsch und Armenisch ein Gedächtnisgebet zu lesen sowie der Satz: „Von diesem Ort in Potsdam führte Dr. Johannes Lepsius seinen Kampf gegen den Völkermord an den Armeniern.“

Der armenische Maler Ohannes Tapyuli, Klassenkamerad des Erzbischofs, war aus Braunschweig angereist, um an der Zeremonie teilzunehmen. Er äußerte sich verwundert, dass das Denkmal nicht in der Stadt, sondern so weit draußen steht. „Das ist eine Zwischenlösung, erläutert Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz, der Vorsitzender des Fördervereins Lepsius-Haus ist. Es sei vorgesehen, das Denkmal zur Großen Weinmeisterstraße 45 zu transportieren und dort aufzustellen „sobald die denkmalrechtliche Genehmigung vorliegt“. Laut Schulz müsse die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten ihre Zustimmung erteilen. Auf Hermannswerder sei die Aufstellung unkompliziert möglich gewesen, da der Grund und Boden hier Eigentum der evangelischen Hoffbauerstiftung sei. Vor der Weihe des Kreuzsteines fand am Lepsiushaus ein Gebetsgottesdienst zum Gedächtnis der Opfer des Völkermordes und zum Gedenken an den Kampf von Pfarrer Lepsius gegen das Verbrechen statt, der von Generalsuperindendent Hans-Ulrich Schulz und Erzbischof Karekin geleitet wurde. Zirka hundert Angehörige der armenischen Gemeinde Berlin nahmen mit ihrem Pfarrer Chatschatur daran teil. Die Botschafterin der Republik Armenien in Deutschland Karine Kazinian sagte, dass es ihr eine „Pflicht und Ehre“ sei am Gottesdienst vor dem Haus von Dr. Johannes Lepsius teilzunehmen. „Ich danke den Potsdamern, die an unserer Geschichte so großen Anteil nehmen“. Die Botschafterin verwies darauf, dass der 24. April als Gedenktag für die Opfer des Völkermordes an den Armeniern „Bedeutung für die Weltgeschichte“ habe. „Leugnen und Schweigen haben keine Zukunft“, sagte sie an die Adresse der türkischen Politik.

Laut Chatschatur leben 2000 Armenier in Berlin, zweihundert gehörten zur Armenischen Apostolischen Kirche. Etwa 40 000 Armenier leben laut armenischem Zentralrat in Deutschland.

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