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Von Kay Grimmer Und Jana Haase: Asche über Potsdam

Wie sich das Vulkanasche-Flugchaos in der Landeshauptstadt auswirkt

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Der Weg von Island nach Potsdam ist weit, aber die Auswirkungen der Vulkan- Wolke, die große Teile des europäischen Flugverkehrs seit Donnerstag vergangener Woche lahmlegt, sind längst auch in der Landeshauptstadt zu spüren. Konferenzen und Uni-Seminare fallen aus, Konzertveranstalter bangen um die Anreise ihrer Künstler, Hotelgäste bleiben weg, der Spielkalender für die Fußballerinnen vom FFC Turbine Potsdam kommt durcheinander und ein Besuch von Schülern aus Potsdams Partnerstadt Perugia wurde kurzfristig abgesagt.

Im Kongresshotel am Templiner See war man am Montag noch zuversichtlich. „Es gab bisher nur einige Stornierungen“, sagte Geschäftsführerin Jutta Braun den PNN. Zwar hätten einzelne Teilnehmer einer Tagung am Wochenende nicht anreisen können, insgesamt sei die Kongressauslastung des Hauses jedoch nicht gefährdet. „Die einen können nicht kommen, die anderen kommen nicht weg und verlängern ihren Aufenthalt“, fasste Heike Straßburger-Siefert, Direktorin des Dorint-Hotels in der Jägerallee, die Lage zusammen. Eine internationale Schiedsrichterkonferenz des DFB sei bereits verschoben worden, eine weitere Tagung mit deutsch-englischen Gästen wurde ganz abgesagt.

Auch ein für diese Woche in Potsdam geplanter EU-Workshop zum Nachhaltigen Wohnungsbau fällt aus, weil Teilnehmer aus Russland, Litauen und Dänemark nicht anreisen können. „Stattdessen wird es eine Telefonkonferenz geben“, sagte ein Sprecher des Veranstalters Pro Potsdam.

Spätestens am Montag ist in etlichen Potsdamer Unternehmen klar geworden, welche Mitarbeiter bei der Heimreise aus dem Urlaub in die „Asche-Falle“ geraten sind: So saß der Leiter der Rechtsabteilung der Handwerkskammer noch unfreiwillig auf Mallorca fest, ZDF-Brandenburg-Korrespondentin Britta Hilpert war noch auf dem Rückweg über Land aus Spanien.

Betroffen sind auch die Wissenschaftseinrichtungen der Landeshauptstadt. Zum gestrigen Semesterbeginn meldeten sich gleich mehrere Professoren, Dozenten und Studenten aus dem unfreiwilligen Exil. Zwei Lehrende der Philosophischen Fakultät erwischte das Flugverbot in den USA und auf Mallorca. Der Leiter des universitären Audiovisuellen Zentrums, Lutz Henrich, saß gestern noch in Amerika fest. HPI-Professor Patrick Baudisch war mit mehreren Mitarbeitern und Studenten auf einer Fachtagung in Atlanta, um neue Entwicklungen aus dem Bereich der „Computer-Mensch-Interaktion“ vorzustellen. Aus der Abreise aus dem US-Bundesstaat Georgia wurde bisher nichts. Einschränkungen gab es auch am Fraunhofer Institut in Golm, wo einige Wissenschaftler nicht wie geplant zu Dienstreisen aufbrechen konnten.

Sorgen um die Heimreise machen sich auch die US-amerikanischen Schüler aus Portland, die derzeit ihre Potsdamer Partnerschule, der Montessori-Schule, besuchen. Eigentlich soll der Rückflug am Freitag um 10.35 Uhr von Berlin/Tegel starten. „Wir hoffen sehr, dass bis dahin alles geregelt ist“, sagte Lehrerin Corinna Spikermann den PNN. Im Zweifelsfall seien die 14 Elf- bis Fünfzehnjährigen und ihre Betreuer aber in den Gastfamilien weiter gut aufgehoben. Gastschüler aus Potsdams italienischer Partnerstadt Perugia müssen indes wegen der Aschewolke auf ihren Potsdam-Besuch verzichten, wie es gestern von der Stadt hieß.

Auch die Nationalspielerinnen aus dem Kader des FFC Turbine Potsdam sind von der Vulkan-Asche betroffen: Das für Donnerstag angesetzte Länderspiel gegen Schweden wurde am Montag endgültig abgesagt, auch das gestern geplante Länderspiel der U-20-Mannschaft gegen England fiel aus.

Unter einem Glücksstern scheint dagegen das Studio Babelsberg zu stehen: Trotz mehrerer aktuell parallel laufender internationaler Produktionen mit Hollywood-Stars wie Cate Blanchett und Roland Emmerich gebe es keine asche-bedingten Probleme, sagte eine Sprecherin den PNN.

Entwarnung auch für die Potsdamer, die am Freitag den Kanadier Bruce Guthro im Waschhaus live im Konzert erleben wollen: Der Künstler sei bereits in Europa, hieß es gestern. Auch das Kammermusik-Konzert mit israelischen Musikern am Donnerstag im Nikolaisaal ist nicht gefährdet, sagte Adelheid Schloemann, die zuständige Dramaturgin von der Kammerakademie Potsdam, den PNN. Allerdings werde die israelische Komponistin Carmel Raz nicht wie angekündigt dabei sein können. mit SCH

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