Flüchtlingsunterkünfte in Potsdam: Asylheim-Vergabe sorgt für anhaltende Kritik
Der umstrittene Sozialträger European Homecare übernimmt eine Potsdamer Flüchtlingsunterkunft. Daran gibt es Kritik, die die Stadtverwaltung aber zurückweist.
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Potsdam - Die Stadt weist Kritik an der Vergabe eines neuen Flüchtlingsheims an den umstrittenen Sozialträger European Homecare (EHC) zurück. Das Rathaus habe sich bei der Ausschreibung an alle geltenden Richtlinien im Land Brandenburg gehalten, erklärte Stadtsprecher Stefan Schulz am Mittwoch auf PNN-Anfrage. Wie berichtet soll der EHC die neue Flüchtlingsunterkunft am Handelshof 20 im Industriegebiet übernehmen.
Stadtverwaltung weist Vorwürfe zurück, dass Unterkunft auf lautlose nächtliche Abschiebungen spezialisiert werden soll
Insbesondere die alternative Fraktion Die Andere kritisiert die Vergabe. Auf ihrer Facebookseite erklärte die Fraktion unter anderem, man müsse wohl davon ausgehen, „dass im Handelshof 20 eine Gemeinschaftsunterkunft entsteht, die auf lautlose nächtliche Abschiebungen spezialisiert sein soll“. Dafür würden Lage und Trägerauswahl sprechen. Sprecher Schulz erklärt, diese Behauptungen weise die Stadtverwaltung zurück. „Das ist falsch und gefährlich, weil damit auch Ängste bei Geflüchteten geschürt werden.“ Damit werde auch die Willkommenskultur in Potsdam in Frage gestellt.
Wie berichtet war die deutschlandweit aktive EHC mit Sitz in Nordrhein-Westfalen schon mehrfach in den Schlagzeilen. Seit Anfang des Jahres hat es sich ein anonym agierender Internetblog mit EHC-kritischen Texten zur Aufgabe gemacht, „Druck auf Kommunen und Gemeinden auszuüben“, damit nicht weiter Verträge mit dem Träger abgeschlossen werden. Mehrfach schon sei es zu Missständen an EHC-Einrichtungen gekommen. Das Unternehmen erziele mit öffentlichen Geldern „Millionengewinne auf Kosten von Flüchtlingen“. Ein EHC-Sprecher erklärte auf PNN-Anfrage, bei der Firma handele es sich um ein mittelständisches Familienunternehmen, das schlichtweg bessere Leistungen zu günstigeren Kosten anbiete – und so auch weniger Rendite erziele als andere Wettbewerber. Die EHC sei der größte private Anbieter von Asyleinrichtungen in Deutschland und auch Qualitätsführer, hieß es weiter.
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