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Landeshauptstadt: Atempause beim deutschen Film

Weniger Berlinale-Beiträge, weniger Kino-Zuschauer, nun sollen TV-Serien den Medienstandort stärken

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Babelsberg - So durchwachsen wie das vergangene deutsche Kinojahr ausfiel, so verhalten ist auch der Auftritt deutscher Filme bei der Berlinale. Auch wenn Kirsten Niehuus, Geschäftsführerin und Filmförderchefin beim Medienboard Berlin-Brandenburg, auf immerhin zwölf Berlinale-Produktionen verweisen kann, die von der Filmfördergesellschaft unterstützt wurden. In den Vorjahren gab es weit mehr Filme mit Medienboard-Unterstützung auf dem Berliner Filmfestival: Werke wie „Der Ghostwriter“, bei dem sämtliche Studiodrehs in Babelsberg stattfanden, oder „Barbara“, das fast ausschließlich in Kirchmöser aufgenommen wurde, feierten in den vergangenen zwei Jahren auf der Berlinale Premieren. In diesem Jahr fehlt ein originär Babelsberger Film, der in den Traditionsstudios gedreht oder der mit herausragender Beteiligung der Fachleute vom Filmstandort Potsdam zustande gekommen ist. Immerhin: Die filmische Nachbearbeitung des Westerns „Gold“ von Thomas Arslan gab es in Babelsberg. Und auch mehrere Studentenfilme aus der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen sind in Berlinale-Sektionen am Start.

Doch auch an der Kinokasse kam im vergangenen Jahr keine Goldgräberstimmung bei deutschen Filmen auf. Lockte Kinokunst „Made in Germany“ 2011 noch über 24 Millionen Menschen in die Filmtheater, waren es im vergangenen Jahr gerade mal 18,6 Millionen Besucher: Ein Schwund von sechs Millionen Zuschauern. Mit „Türkisch für Anfänger“ hat es lediglich ein deutscher Film – immerhin auch unterstützt durch die Berlin- Brandenburger Filmfördereinrichtung – in die Top Ten geschafft. Die knapp 2,4 Millionen Besucher sind allerdings kein Vergleich mit den 4,4 Millionen Zuschauern von „Kokowääh“ im Jahr 2011.

Sonnenuntergangsstimmung beim deutschen Film? Medienboard-Chefin Kirsten Niehuus sieht das keineswegs so und verweist darauf, dass vor allem die zugkräftigen Namen wie Matthias Schweighöfer erst Anfang dieses Jahres mit neuen Filmen in die Kinos kamen, Til Schweiger, der mit seinen Komödien Millionenerfolge feierte, probierte sich im Thriller-Genre aus und schaffte „trotz allem oder gerade deshalb auch etwas über 700 000 Zuschauer“, drückte es Niehuus salomonisch aus. Die Durststrecke in den Babelsberger Studios 2012 konnte zumindest zum Ende des vergangenen Jahres gestoppt werden. Mittlerweile brummt es wieder in den Traditionsateliers, werden große Produktionen wie George Clooneys „The Monumental Men“ gedreht.

Um sich von den Unsicherheiten bei großen Filmproduktionen etwas zu lösen, soll offensichtlich ein weiteres Medienstandbein stärker in den Förderfokus gerückt werden: Aufwändige Fernsehproduktionen wie der Mehrteiler „Adlon“ sollen verstärkt in die Region geholt werden. Mit einem Sonderfonds wolle man hochwertige TV-Serien künftig stärker unterstützen, sagte Berlins Senatskanzlei-Chef und Vorsitzender des Medienboard-Aufsichtsrats, Björn Böhning. Kay Grimmer

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