Landeshauptstadt: Atomreaktor: Die ungeklärte Jod-Frage
Jod-Tabletten präventiv verteilen oder nur bei einer Atomkatastrophe: Über die Frage, ob sich Potsdamer für den Fall eines GAUs im Forschungsreaktor Berlin-Wannsee vorsorglich selbst mit lebensrettenden Jod-Tabletten versorgen sollen können, herrscht bislang noch keine Einigkeit zwischen Berlin und der Landeshauptstadt. Die Potsdamer Feuerwehr und der Katastrophenschutz befinden sich noch in Verhandlungen mit dem Berliner Senat und dem brandenburgischen Gesundheitsministerium, sagte der Potsdamer Feuerwehrchef Wolfgang Hülsebeck auf PNN-Anfrage.
Stand:
Jod-Tabletten präventiv verteilen oder nur bei einer Atomkatastrophe: Über die Frage, ob sich Potsdamer für den Fall eines GAUs im Forschungsreaktor Berlin-Wannsee vorsorglich selbst mit lebensrettenden Jod-Tabletten versorgen sollen können, herrscht bislang noch keine Einigkeit zwischen Berlin und der Landeshauptstadt. Die Potsdamer Feuerwehr und der Katastrophenschutz befinden sich noch in Verhandlungen mit dem Berliner Senat und dem brandenburgischen Gesundheitsministerium, sagte der Potsdamer Feuerwehrchef Wolfgang Hülsebeck auf PNN-Anfrage. Wann es in der Jod-Frage zu einem Ergebnis kommen könnte, konnte er nicht sagen. Derzeit würden einzelne Punkte des Potsdamer Katastrophenschutzplans überarbeitet.
Wenn nach einem GAU im Reaktor des Berliner Helmholtz-Zentrums eine radioaktive Wolke Richtung Potsdam wehen würde, müssten bis zu 7 000 Babelsberger in einem Umkreis von zweieinhalb Kilometern um den Reaktor evakuiert und über 50 000 Potsdamer mit Jodtabletten versorgt werden. Deren Einnahme soll verhindern, dass sich radioaktives Jod in der Schilddrüse sammelt. Rund 600 000 solcher Tabletten liegen in Potsdam auf Lager, Eigentümer ist der Berliner Senat.
Die Potsdamer Berufsfeuerwehr plädiert seit Längerem für eine präventive Lösung. „Wir denken, dass eine Vorverteilung an Haushalte, Schulen, Kitas und anderen Stellen sinnvoll ist“, so Hülsebeck. Zwar sei auch die derzeitige Regelung, die Tabletten durch Feuerwehr und Katastrophenschutz im Fall eines Unglücks an die Haushalte zu verteilen, eine funktionierende Lösung. Allerdings hält Hülsebeck es für effizienter, die Tabletten schon früher auszuhändigen, weil sich die Einsatzkräfte im Ernstfall dann auf Aufgaben wie Evakuierungen konzentrieren könnten.
Die Berliner und Brandenburger Zuständigen hatten sich in Vergangenheit meist gegen eine Vorverteilung ausgesprochen. Es wird befürchtet, die Medikamente könnten unsachgemäß eingenommen werden oder im Ernstfall nicht mehr auffindbar sein. Man wolle eine gemeinsame Lösung mit Berlin finden, sagte Hülsebeck: „Es macht ja keinen Sinn, wenn wir die Jod-Tabletten bis zur Berliner Stadtgrenze verteilen und dort Halt machen.“
Ein GAU in dem Reaktor, der spätestens in 15 Jahren abgeschaltet werden soll, könnte laut Experten nur durch einen Flugzeugabsturz ausgelöst werden. „Dafür müsste ein wirklich schweres Teil des Flugzeugs direkt in den Reaktor stürzen, sodass die Betonwände zerstört werden“, sagt Hülsebeck. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt laut der Berliner Senatsumweltverwaltung pro Jahr bei eins zu zehn Millionen. 2011 war von Potsdamer Feuerwehr und Katastrophenschutz auch die Möglichkeit diskutiert worden, für die Verteilung von Jod-Tabletten bei einem GAU auf Taxifahrer zurückzugreifen. „Die Option wurde geprüft und ist vom Tisch“, sagt Hülsebeck, „wir werden dabei nur Fachleute einbeziehen.“ E. Wenk
E. Wenk
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: