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Tor zur Vergangenheit. Heute wird an der Jerusalemer Erlöserkirche der archäologische Park „Durch die Zeiten“ eröffnet. Potsdamer FH-Studenten wirkten daran mit.

© Design FHP

Landeshauptstadt: Auch der Kaiser war schon dort

Archäologischer Park unter der Jerusalemer Erlöserkirche wird heute eröffnet – Potsdamer FH-Studenten wirkten am Projekt mit

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Vor genau 114 Jahren und einem Tag wurde sie eingeweiht. Sogar der Kaiser war zugegen. Und – wenn man einer zeitgenössischen Postkarte Glauben schenken darf – nach dem Weihegottesdienst durchschritt das damalige deutsche Staatsoberhaupt an der Seite seiner Gattin Auguste Victoria eine zu beiden Seiten mit Flaggen und Girlanden gesäumte Straße. Schaulustige auf diversen Mauern und Vorsprüngen betrachteten dabei das imposante Treiben des Hohenzollern und seiner Entourage.

Einen derartig begeisterten Empfang wie Kaiser Wilhelm II. am Reformationstag 1898 zur Einweihung der Jerusalemer Erlöserkirche wird man der Brandenburger Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) heute vermutlich nicht bereiten. Kunst wird im mittelalterlichen Kreuzgang an der Erlöserkirche in Jerusalem ein Grußwort sprechen – und sie dürfte im Heiligen Land durchaus freundlich empfangen werden. Schließlich ist es ein erfreulicher Anlass, der die brandenburgische Ministerin an jene Stätte führt, an der sich vor 114 Jahren Wilhelm II. feiern ließ: Am heutigen Donnerstag soll der archäologische Park in der sogenannten Altgrabung unter der Erlöserkirche nach über dreijähriger Planungs- und Bauphase eingeweiht werden.

Auch im angrenzenden Kreuzgang der Propstei werden die Besucher künftig Artefakte aus der Geschichte Jerusalems bestaunen können. Der archäologische Park mit dem Titel „Durch die Zeiten“ wird den durch den Untergrund wandelnden Besuchern quasi eine echte Zeitreise durch mehr als 2000 Jahre Stadtgeschichte Jerusalems ermöglichen. Dem herodianischen Steinbruch unter der Erlöserkirche werden Interessierte dabei ebenso nachspüren können wie den Mauern des konstantinischen Marktplatzes oder einem Mosaikfußboden aus der Kreuzfahrerzeit. Träger dieser Schau „Durch die Zeiten“ ist das Deutsche Evangelische Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes.

Als Kooperationspartner bei der Planung und dem Aufbau der Ausstellung wirkte die Potsdamer Fachhochschule mit. Studenten entwickelten unter der Leitung der FH-Professorin Martina Abri eine Machbarkeitsstudie zu den Möglichkeiten der Begehbarmachung des Areals unter der Erlöserkirche, in dem ab heute nun Stadtgeschichte von Weltgeltung nacherlebt werden kann. Potsdamer FH-Studenten kümmerten sich zudem auch um das Ausstellungsdesign und erstellten die Homepage für das Projekt im Internet.

Zur Vorbereitung der Ausstellung wurde die teils zehn Meter tiefe Ausgrabungsstätte unter dem Kirchenschiff der Erlöserkirche in Jerusalem durch einen Steg öffentlich zugänglich gemacht. Vom Kreuzgang abgehende Museumsräume geben überdies einen Einblick in die Geschichte und das Gemeindeleben der Kirche und sollen den kulturhistorischen Kontext der Anlage vermitteln.

Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst erklärte im Vorfeld der heutigen Ausstellungseröffnung, sie freue sich, dass es gelungen sei, „solch ein Beispielprojekt für kulturelle, internationale und religiöse Verständigung“ auf den Weg gebracht zu haben. Es handele sich um „ein Vorzeigeprojekt in der Frage der Internationalisierung von Kultur- und Wissenstransfer“.

Etwas derart Vorzeigbares wie bei Kaiser Wilhelm vor 114 Jahren wird dereinst allerdings nicht an den heutigen Besuch der Ministerin erinnern. Denn damals konnte das gemeine Volk kaisertreu mit dem Erinnerungsbuch „Die Kaiserfahrt durch’s heilige Land“ die Reisestationen des Monarchen auch Jahre später noch nachverfolgen.

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