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Arbeiten in stilvollem Ambiente. So sah in früheren Zeiten ein Dienstzimmer im Emmaus-Haus aus.

© Lafim, Repro: Johanna Bergmann

90 Jahre Emmaus-Haus: Auf den Spuren zweier Jünger

Das Emmaus-Haus feierte am Freitag sein 90-jähriges Bestehen. Das Seniorenheim ist sehr beliebt.

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Nauener Vorstadt - Wo sich dieses Dorf in biblischer Zeit befand, das weiß man nicht so genau. Irgendwo im heutigen Israel, zwei Wegstunden von Jerusalem entfernt, muss es jenen Ort Emmaus (sprich: Emma-us) gegeben haben. Dem Evangelisten Lukas ist es zu verdanken, dass dieses Dorf auch nach zwei Jahrtausenden nicht komplett vergessen ist. In seiner ziemlich bekannten biblischen Geschichte von den Emmausjüngern beschreibt Lukas, wie der auferstandene Jesus zwei Jüngern auf dem Weg nach Emmaus begegnet. Die beiden Jünger, die nach Jesu Kreuzigung niedergeschlagen aus Jerusalem weggegangen waren, erkennen den Auferstandenen zunächst nicht. Erst als er mit ihnen das Abendmahl feiert, bemerken die beiden, wer ihr Wegbegleiter tatsächlich ist. Doch sogleich verschwindet Jesus vor ihren Augen.

An diese biblische Geschichte erinnert in der Potsdamer Eisenhartstraße das evangelische Seniorenheim mit seinem Namen. Vor 90 Jahren, am 15. Mai 1926, wurde es eingeweiht. Die Senioreneinrichtung trägt seither den Namen Emmaus-Haus. Am gestrigen Freitag feierte das zum Landesausschuss für Innere Mission (Lafim) gehörende Seniorenzentrum sein Jubiläum mit einem Gottesdienst im hauseigenen Andachtsraum. Vielleicht – so drückte es der Potsdamer Pfarrer Friedhelm Wizisla in seinem Grußwort aus – sei so mancher Bewohner bei seinem Einzug in das Seniorenheim ähnlich niedergeschlagen gewesen, wie es einst die beiden Emmausjünger nach Jesu Kreuzigung waren. Und sogleich schob Wizisla eine tröstende Parallele zur biblischen Geschichte nach: Er wünsche den Bewohnern des Potsdamer Heims die positive Erfahrung der beiden Jünger, die sie machten, als sie Jesus erkannten: das Gefühl einer guten, geistlich geprägten Gemeinschaft.

Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) sprach sich in ihrem Grußwort für eine umfassende Integration älterer Menschen innerhalb der Gesellschaft aus. „Die alte Generation gehört in unsere Lebensmitte“, sagte die Dezernentin. Ältere Menschen müssten möglichst viel teilhaben können an den täglichen Dingen des Lebens, so ihre Forderung. Zugleich lobte sie den Garten des Seniorenzentrums: „Ich bin ganz sicher, dass dieser Garten ein Pfund für die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses ist.“ Und tatsächlich wird im Garten des Emmaus-Hauses vorgelebt, was Teilhabe im täglichen Leben bedeutet: Einige der Bewohner, die im Emmaus-Haus betreut leben, haben hier ihre eigenen Beete. Tulpen, Tausendschönchen, Stiefmütterchen und sogar Kartoffeln wachsen hier. 39 Plätze für Betreutes Wohnen gibt es im Haus. In dem Bereich der stationären Pflege können 69 Menschen wohnen. Zusätzlich gibt es zwei Kurzzeitpflegeplätze. Die Senioreneinrichtung ist beliebt – meistens sind alle Plätze belegt.

Bemerkenswert ist die Geschichte von der ersten Geldsammelaktion für das Heim. Sie kann man nachlesen in einer Broschüre, die aus Anlass des diesjährigen Jubiläums entstanden ist. Demnach wurde am 18. November 1924 der Emmaus-Verein gegründet. Den finanziellen Grundstock dafür hatte man wenige Monate zuvor geschaffen. Im August 1924 wurde im Park Sanssouci ein Rosenfest veranstaltet. 5000 Besucher ließen sich dabei bewirten. Ein lohnendes Geschäft für den Veranstalter: 12 000 Reichsmark Reingewinn wurden dabei erwirtschaftet. Man entschied, das Geld für den Bau eines Altersheims zu verwenden.

Am 20. September 1925 fand die Grundsteinlegung statt und schon im Mai des Folgejahres konnte das Emmaus-Haus eingeweiht werden. In dem damals errichteten Gebäude befinden sich heute die Räume der stationären Pflege. Bereits wenige Jahre später entstand ein Erweiterungsbau. Im Jahre 1930 wurde dieser Anbau fertiggestellt – dort ist heute der Bereich des Betreuten Wohnens untergebracht. Dass die sanitären Einrichtungen in früheren Jahrzehnten noch nicht so komfortabel wie heute waren, daran erinnerte auf der Jubiläumsveranstaltung am gestrigen Freitag die Leiterin des Hauses, Elke Staudenmayer. Zwei oder drei Gemeinschaftstoiletten auf einem Flur – das sei damals üblich gewesen. Auch habe man den Garten früher zur Selbstversorgung genutzt. Selbst Hühner und Schweine seien hier gehalten worden. In den 1990er-Jahren bis zum Jahr 2000 folgten umfangreiche Sanierungsarbeiten. Zeitweise mussten die Bewohner dafür in andere Senioreneinrichtungen umziehen.

Im Jahre 1978 erhielt das Emmaus-Haus eine Schuke-Orgel mit sechs Registern. Sie wurde kürzlich von der Erbauerfirma umfassend überholt. Die Kollekte des Gottesdienstes am gestrigen Freitag war für die Generalüberholung des Pfeifeninstruments bestimmt.

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