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Kein Grund zum Feiern. 2009 wurden die 41 neuen Strahler am Filmmuseum bei einer Lichtprobe zelebriert. Seit fast neun Monaten sind die Lampen aus – weil niemand die Reparatur bezahlen will. Es ist noch nicht einmal klar, was sie eigentlich kostet.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Auf der dunklen Seite

Seit Monaten sind die Bodenlampen am Filmmuseum kaputt. Ein Gutachten soll die Schuldfrage klären

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Innenstadt - Für Bärbel Dalichow gibt es die Zeit vor und nach dem 1. September 2011. Vor diesem Zeitpunkt wurde die Fassade ihres Filmmuseums fast zwei Jahre lang jeden Abend, bis auf einige Ausfälle, effektvoll mit mehreren Dutzend in den Gehweg eingelassenen Scheinwerfern angestrahlt. Doch seit dem 1. September – mehr als acht Monate ist das jetzt her – sind die Lampen aus. Die Anlage funktioniert nicht mehr. „Das Haus sieht jetzt in der Dunkelheit wieder aus wie ein schwarzer Sarg“, sagt Museumschefin Dalichow nicht ohne Sarkasmus. Die 41 neuen Strahler wurden erst im Oktober 2009 in Betrieb genommen. Dalichow freute sich damals schon auf eine „30 bis 40 Prozent niedrigere Stromrechnung“. Tatsächlich dürfte sie derzeit noch um einiges niedriger liegen.

An der Posse um die ausgeschalteten Bodenstrahler und die Frage, wer für ihre Reparatur verantwortlich ist, sind viele Akteure beteiligt. Hergestellt wurde die Beleuchtungsanlage von der Berliner Firma Eurovia. Auftraggeber war die kommunale Sanierungsträger GmbH, die auch die im Oktober 2009 abgeschlossene denkmalschutzgerechte und etwas betonlastige Gestaltung des Platzes vor dem Museum organisierte.

Als Subunternehmer für die Beleuchtung fungierte die Stadtwerke-Tochter Stadtbeleuchtung, ebenfalls ein kommunales Unternehmen. Mit all diesen Akteuren haben Dalichow oder Mitarbeiter ihres Museums schon gesprochen. „Wenn ich nicht immer mal nachfragen würde, wäre noch gar nichts passiert“, ist sich Dalichow sicher.

Zumindest die Stadtbeleuchtung positioniert sich klar: Wenn ein Auftrag zur Reparatur der Anlage vorliege, werde der auch erfüllt, sagte ein Sprecher auf PNN-Anfrage. Doch wer soll die Instandsetzung bezahlen? Der Sanierungsträger sieht die Sachlage so: Das Filmmuseum habe die Anlage betrieben, erklärt Sprecher Sven Lettner. Als erste Probleme auftraten, habe sich das Museum an den Sanierungsträger gewandt – dieser habe die Anlage daraufhin überprüft. Dabei sei festgestellt worden, dass an der Anlage „zwischenzeitlich nicht vom Sanierungsträger beauftragte Arbeiten“ stattgefunden hätten. Was genau beanstandet wurde, erklärte Lettner nicht.

Hinter vorgehaltener Hand heißt es, der Hausmeister des Museums könnte unautorisiert an der Anlage herumgewerkelt haben, sodass nun keiner die Gewährleistung übernehmen wolle – trotz möglicher anderer Mängel, die etwa schon auf den Einbau der Strahler zurückzuführen sind. Lettner sagt nur, die Firma Eurovia lehne die Fehlerbeseitigung ab, weil an der Lichtanlage Veränderungen „von nicht bekannten Dritten“ durchgeführt worden seien.

Museumschefin Dalichow blockt den Vorwurf gegen ihr Haus ab und kann das langwierige Procedere insgesamt nicht verstehen: „Es muss doch, so hoffe ich, ein Kompromiss möglich sein.“ Doch so einfach ist es wohl nicht. Zur Ermittlung der Schadensursache sei in Abstimmung mit der Stadt ein Gutachter beauftragt worden, sagt Sanierungsträgersprecher Lettner. Die Expertise soll im Juni vorliegen und außerdem klären, wie teuer die Instandsetzung der Lampen ist. Sollte in dem Gutachten ein Verursacher für die Mängel an der Lichtanlage gefunden werden, werde dieser zur Beseitigung des Schadens aufgefordert, erklärt Lettner. Ziel sei, die Strahler im Herbst wieder zum Leuchten zu bringen – mehr als ein Jahr nach dem Lichtausfall. Dalichow sagt, von diesem Termin habe sie erst von den PNN erfahren.

Schon einmal war ein vermeintlich leicht zu behebendes Problem um den neu gestalteten Platz vorm Filmmuseum erst nach zähem Ringen zu lösen – und zwar in Eigeninitiative. Ende 2009 hatten Behindertenvertreter kritisiert, die Tür zum Museum sei nur über Stufen zugänglich und eine neben der Tür installierte Klingel, über die Hilfe geholt werden könne, sei für Rollstuhlfahrer nicht erreichbar. Fast eineinhalb Jahre später, im März 2011, nach umfangreichen Schriftwechseln auch mit der Schlösserstiftung, der Eigentümerin der Museumsimmobilie, nahmen die Behindertenvertreter das Problem dann selbst in die Hand: Sie installierten eigenmächtig einen zwölf Euro teuren Funkklingelknopf an einem Schaukasten des Museums.

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