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Netz-Expertin. Ivonne Thomas.

© A. Klaer

Von Peter Könnicke: Auf der Suche nach dem Generalschlüssel

Ivonne Thomas versucht herauszufinden, wie sich Nutzer im Internet am besten vertrauen können

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Die Meldung dürfte Ivonne Thomas interessieren. „Cyber Crime ist auf dem Vormarsch“, konstatierte Brandenburgs Innenminister Dietmar Woidke, als er die aktuelle Kriminalitätsstatistik vorstellte und erklärte, dass der Anteil der Internetkriminalität an den Gesamtstraftaten bundesweit gestiegen ist. Allein im Land Brandenburg hat sich die Fallzahl innerhalb von sechs Jahren auf 8 800 registrierte Straftaten verdoppelt. Warum das für Ivonne Thomas von Interesse ist? Die 29-Jährige sucht nach Lösungen, um das Internet sicherer zu machen. Sie ist Mitglied im renommierten Forschungskolleg am Hasso-Plattner-Institut (HPI) und beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie man sich in der virtuellen Welt ohne Kenntnis von einander vertrauen kann.

Der Forschungsbedarf, den Ivonne Thomas formuliert, klingt so simpel wie schwierig: „Welche Informationen brauche ich, um jemandem zu vertrauen?“ Anbieter und Nutzer sind dabei wechselseitig auf Informationen angewiesen. „Benutzerdaten eines Kunden sind sehr vertrauensvolle Auskünfte“, befindet Thomas. Genauso wollen Anbieter einen Wiedererkennungswert, um Risiken für ein Geschäft auszuschließen und um Transaktionen und Zahlungsflüsse zu sichern.

Derzeit ähneln sich die Mechanismen, mit denen Webseiten oder Online-Shops die Identität eines Nutzers prüfen: nach einem mehr oder weniger umfangreichen Anmeldungsprozedere für die Registrierung beschränkt sich die Prüfung meist auf die Abfrage von Pass- und Kennwörtern.

Die Zukunft sieht Ivonne Thomas so: „Kunden und auch Website-Betreiber wollen nicht immer die gleichen nervigen Abfragen, daher haben wir die Idee eines universalen ePINs.“ Notwendig dafür seien definierte Standards und ein Vertrauenslevel, der von möglichst vielen Akteuren der Welt des eCommerce anerkannt werden. „Es gibt großes Interesse von Webseiten-Betreibern“, weiß die Doktorandin. Auch mit dem Bundesamt für Sicherheit- und Informationstechnik haben sich von Beginn an Synergien für den Forschungsansatz ergeben.

Die Suche nach einem „Generalschlüssel“ fürs Internet, wie Ivonne Thomas ihre Forschung nennt, habe etwas von einem Lego-Spiel. „Man braucht viele kleine Bausteine, die sich zu einem großen Ganzen verknüpfen.“ Im Forschungsalltag heißt das, viel mit Kollegen zu diskutieren und immer wieder Mechanismen zu hinterfragen. „Wenn auffällt, was fehlt oder nicht ausgereift ist, müssen sich neue Datenstrukturen überlegt und neue Servicekomponenten entwickelt und gebaut werden“, beschreibt Ivonne Thomas ihr Tun grob.

Für Laien klingt das nach reichlich Kopfarbeit, die IT-Expertin sieht gerade im hohen kreativen Potenzial ihrer Arbeit den Spaßfaktor der Informatik. Schon in der Schule hätten ihr Naturwissenschaften mehr gelegen als Deutsch, verrät Ivonne Thomas, die nach dem Abitur am Kleinmachnower Weinberg-Gymnasium am HPI-Campus Informatik studierte und zu einer der besten Nachwuchs-IT-Expertinnen und zur Preisträgerin eines internationalen Informatiker-Wettbewerbs avancierte.

Nach ihrer Masterarbeit stellten sich Ivonne Thomas so viele offene Fragen, die man noch lösen könnte, so dass sie sich im HPI-Forschungskolleg wiederfand. Dort fühlt sie sich bestens aufgehoben. Ihr Lieblingsplatz im Büro ist ein riesiges rotes Sitzkissen, in dem sie einmal in der Woche versinkt, um neueste Arbeiten und Studien zu lesen. Und außerhalb des Forschungsalltags - so viel Einblick gewährt Ivonne Thomas in ihre Privatsphäre auch ohne Sicherheitsabfrage für einen vertrauensvollen Umgang mit dieser Information - entspannt sie beim Kochen, Radfahren und Tangotanzen.

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