
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Auf der Suche nach dem Sandmann
Im und am Filmmuseum sind auf fast zwei Kilometern 10 000 Bilder des Fernsehlieblings zu sehen
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Innenstadt - Mit Mama und dem kleinen Bruder Nico war der fünfjährige Tim aus Geltow auf der Suche nach seinem persönlichen Sandmännchen. Er hatte es für die Ausstellung des Filmmuseums zum 50. Geburtstag der Fernsehfigur gemalt und konnte es nun nicht wiederfinden. Zugegeben war das nicht einfach, denn 10 000 Einsender folgen dem Aufruf des „Kinderkanals“, des „rbb“ und des Filmmuseums, zum „längsten Sandmannbild der Welt“ beizutragen. Und zwar, wie Karin Treutwein sagt, keineswegs nur Kinder, sondern sogar alte Damen bis in die 90. Die junge Journalistin Treutwein hat beim Kinderkanal die Flut der Bilder angenommen, aus allen Regionen Deutschlands, aus halb Europa und der ganzen Welt. Kurz bevor sie sich ins Filmmuseum auf den Weg machte, gingen per E-Mail noch zwei Zeichnungen ein: aus Albanien und aus Australien.
Dann bekam der ehrwürdige Knobelsdorff-Bau an der Breiten Straße die ungewöhnlichste Plakatierung seiner Geschichte: Nicht nur innen, sondern auch ringsum an den Außenfassaden brachten Christine Handke vom Filmmuseum, Karin Treutwein und ihre Helfer die Bildchen an, schließlich erreichten die Girlanden eine Länge von insgesamt 1982,60 Metern. „Schade, daran haben wir nicht gedacht“, antwortet Treutwein auf die Frage, warum diese Leistung nicht fürs Guinnessbuch der Rekorde angemeldet worden ist.
Erst eine halbe Stunde, bevor Eltern und Kinder heran strömten, hing die letzte Girlande. Indes umkreist Tim aus Geltow, nun vom Papa begleitet, noch immer den Bau. Er kann und kann sein Sandmännchen nicht finden. Wie das aussah? Woher er das jetzt noch wissen soll, mault er. Die Hose hat er jedenfalls rosa bemalt, nein, die Jacke.
Dann ein erfreuter Ausruf von nebenan: Der ebenfalls fünfjährigen Benedikt hat sein Sandmännchen gefunden. Im Trikot eines Fußball-Nationalspielers hängt es für solch einen Knirps ziemlich hoch an der Fassade, doch Opa ist zur Stelle und hebt ihn hoch. Er hat sich übrigens mit Benedikt und dessen Mutti schon in aller Herrgottsfrühe ins Auto gesetzt und ist aus Wriezen im Oderbruch nach Potsdam gekommen.
Der beim Suchen weniger glückliche Tim kann sich inzwischen gleich vielen anderen mit dem leibhaftigen Sandmännchen trösten, das im Foyer erschienen ist. Na ja, es hat seit der Wende auch 20 Jahre Fast-Food-Angebote hinter sich, da kann man seine Dicklichkeit und den großen teigigen Kopf vielleicht akzeptieren, raunen manche. Die Kinder haben jedenfalls keine Berührungsängste und bestürmen den Sandmann-Riesen wie früher ihre Eltern und Großeltern das schlanke Vorbild. Die Macher haben sich währenddessen für eine Verlängerung der Show entschieden: All die Sandmann-Darstellungen als Indianer, Fußballer, Pirat, Zauberer, Spiderman, Ritter, als Schildkröte mit Schwanz, im Sternenmantel, gar als Bräutigam, Gruftie und Schlafmütze sollen nun bis zum Nikolaustag am 6. Dezember hängen bleiben. Dann bekommt sie der Sandmann als Geschenk zum 50. Geburtstag. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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