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Nachbar-Vernetzer. Professorin Jutta Bott und Santje Winkler (r.).

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Auf gute Nachbarschaft

Ein Modellprojekt will den Kontakt zwischen jungen und älteren Schlaatzern verbessern

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Mit dem Tandem durch den Schlaatz – das ist wegen der Betonplatten-Straßen zwar auf dem Fahrrad nicht unbedingt ein Vergnügen. Doch die Fachhochschule Potsdam (FH) hat mit ihrem Generationen- Tandem-Projekt im Plattenbaugebiet auch nicht in erster Linie Rad-Liebhaber im Blick. Die Nachbarschaft soll gestärkt, die Anonymität in den Mietshäusern verringert werden. Deshalb will FH-Professorin Jutta Bott mit Santje Winkler und zwei weiteren wissenschaftlichen Mitarbeitern in dem Modellprojekt junge und ältere Schlaatzer zusammenführen.

Im Blick habe man vor allem die über 65-Jährigen im Stadtteil, so Winkler. Über 1000 Senioren leben in den Wohnungen zwischen Straßenbahntrasse und Nuthe. „In einer Bewohnerbefragung im vergangenen Jahr hat sich der Stadtteil als günstig für unser Projekt gezeigt“, sagte Santje Winkler. Zwar gebe es funktionierende Nachbarschaften in einigen Hausaufgängen. „Doch insgesamt ist die Anonymität am Schlaatz sehr hoch“, schätzte die Projektverantwortliche ein. Dieses Problem treffe vor allem Senioren. „Ziel im Alter ist es oftmals, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu leben“, erklärte Winkler. Doch manchmal gebe es ohne Unterstützung einige Schwierigkeiten – sei es beim Einkauf oder im Haushalt. Oft allerdings fehle den Älteren auch ein Mensch zum Reden und Treffen.

Im Auge haben die Fachhochschul-Begleiter vor allem generationsübergreifende Tandems. „Wir wollen ältere und jüngere Einwohner zusammenführen, wenn die Interessen denn zusammenpassen.“ Das könne von gemeinsamen Einkäufen über Spaziergänge, Ausflüge in die Stadt, ins Museum oder Kino bis hin zu Kaffeerunden oder Gesprächen gehen. In Vorgesprächen werde konkret abgefragt, ob die Interessierten lieber ein Mann oder eine Frau als Tandem-Partner wünschen. Auch das Alter und die Interessen werden erfragt, um möglichst passgenaue Tandem-Paare zusammenzustellen. Ein Projektmitarbeiter ist zudem beim ersten Treffen dabei, so Winkler.

Ziel sei eine kleinteilige Vernetzung, Kontakte zwischen den Menschen aufzubauen, die nebeneinander leben. In monatlichen Gesprächen solle die Entwicklung der Nachbarschaftsvernetzung wissenschaftlich dokumentiert werden. „Die Ergebnisse wollen wir vor allem für Fortbildungsangebote in der Sozialpädagogik nutzen“, sagte die Projektverantwortliche.

Am kommenden Montag, dem 24. Januar, findet um 16.30 Uhr im Bürgerhaus am Schlaatz eine erste Informationsveranstaltung statt, ein weiterer Treff ist am 3. Februar im Haus der Generationen und Kulturen im Milanhorst geplant. Die ersten Gespräche mit Tandem-Interessierten hat Santje Winkler bereits geführt, darunter mit einer 89-jährigen Schlaatzerin. Und womöglich finden sich in den Schlaatzer Zweier-Teams auch echte Tandem- Fans, die dann gemeinsam radelnd die neue gute Nachbarschaft im Stadtteil auch optisch präsentieren. Kay Grimmer

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