Landeshauptstadt: Auf kahlem Ast sang der Girlitz Gartenvogelzählung: Über 50 verschiedene Arten
Auf das Pfingstwochenende hatte der Naturschutzbund Deutschland (NABU) diesmal seine alljährliche Zählung der Gartenvögel gelegt. Wie überall in Deutschland saßen auch in Potsdam Naturfreunde auf dem Balkon oder in ihren Haus- und Kleingärten, beobachteten eine Stunde lang die Vögel oder versuchten sie am Gesang zu erkennen.
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Auf das Pfingstwochenende hatte der Naturschutzbund Deutschland (NABU) diesmal seine alljährliche Zählung der Gartenvögel gelegt. Wie überall in Deutschland saßen auch in Potsdam Naturfreunde auf dem Balkon oder in ihren Haus- und Kleingärten, beobachteten eine Stunde lang die Vögel oder versuchten sie am Gesang zu erkennen. Dazu konnten sie im Internet Meldelisten abrufen, die die Zählung erleichtern.
Zu Beginn der Aktion hatte Wolfgang Mädlow, Geschäftsführer des NABU Brandenburg und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburger Ornithologen, interessierten Potsdamern praktische Anleitung angeboten. Er führte eine etwa 30-köpfige Gruppe durch den Friedensgarten und angrenzende Bereiche des Parks Sanssouci. Mit Feldstecher und Notizblock ausgerüstet, kamen die Teilnehmer mit ihren Aufzeichnungen kaum nach. Auf dem nur gut einstündigen Rundgang durch den kleinen Parkbereich registrierten sie an diesem Morgen wohl ein halbes Hundert Arten. Noch zu dieser Stunde begann eine späte Nachtigall zu schlagen, grünköpfige Erpel schossen wie auf einer Flugshow vorbei und, für diese Jahreszeit ganz ungewöhnlich, ein 20-köpfiger Keil Graugänse zog Richtung Bornim über den Himmel.
So leicht ist es nicht, über bekannte Arten wie Sperling, Amsel und Star hinaus die Vögel zu bestimmen. Scheppernd meldete sich die Klappergrasmücke, die sich wie ihre flötende Cousine, die Mönchsgrasmücke, kaum einmal zeigt. Ganz oben auf einem kahlen Ast sang am Parkgraben Europas kleinster Finkenvogel, der gelbe Girlitz. Rauchschwalben flogen aus den Nestern im Kreuzgang der Friedenskirche auf. An einer großen Platane schälte ein Buntspecht auf Futtersuche die Rinde. Am Ufer des Friedensteiches hatten zwei Krähen mit einem Aal fette Beute gemacht.
Wolfgang Mädlow wusste aus dem Stegreif jede Art am Aussehen, am Flugbild und am Gesang zu bestimmen und erläuterte ihre Lebensweise. Doch auch dem Meister passiert mal ein Fehler. Gerade hatte er erklärt, warum in einem Nest hoch oben im Baum nicht die Krähe, sondern die Ringeltaube nistet, da ließ sich eine Krähe darin nieder. Den Mut zu eigenen Beobachtungen nahm der Ornithologe den Vogelwanderern also nicht. Auch wenn die Gartenvogelzählung nicht repräsentativ sein kann, liefern die immerhin 3000 Daten aus dem Land Brandenburg, deutschlandweit sind es 1,3 Millionen, den Umweltschützern doch wichtige Hinweise auf die Entwicklung des Vogelbestands.
Am gestrigen Pfingstmontag endete die Zählung. Wer seine Meldung noch nicht abgegeben hat, kann dies bis 19. Mai via Internet (nähere Angaben unter www.NABUbrandenburg.de) oder im Potsdamer Haus der Natur nachholen. Wenige Tage später will der Naturschutzbund mit der Veröffentlichung der Ergebnisse beginnen. Werden sie die Daten des Vorjahres bestätigen, wonach der Sperling, gefolgt von Amsel und Star, zahlenmäßig an der Spitze lag? E. Hoh
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