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ATLAS: Auf Linke-Kosten

Alles wie vor acht Jahren: In Potsdam gibt es eine Wiederlauflage des rot-roten Duells um das Amt des Oberbürgermeisters. Dabei ist erneut Jann Jakobs der klare Sieger der ersten Runde.

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Alles wie vor acht Jahren: In Potsdam gibt es eine Wiederlauflage des rot-roten Duells um das Amt des Oberbürgermeisters. Dabei ist erneut Jann Jakobs der klare Sieger der ersten Runde. Das ist ein Erfolg für den Sozialdemokraten. Zwar hat er im Vergleich zu 2002 vier Prozentpunkte eingebüßt – doch fällt Jakobs’ Sieg deutlicher aus als in Potsdam erwartet. Viele hatten schon den Linken Hans-Jürgen Scharfenberg vorn gesehen, im Vorfeld der als unberechenbar eingestuften Wahl hatte einiges gegen Jakobs gesprochen. Der SPD-Mann gilt der wegen den Schwächen seiner Amtsführung, seinem zögerlichen Agieren, wenig Geschick beim Lösen von Konflikten und mangelnder Durchsetzungskraft in der Verwaltung als angreifbar. Auch die erwartete mäßige Wahlbeteiligung von knapp 46 Prozent hätte eher zum Vorteil für Scharfenberg werden können – gelten doch die linken Wähler als zuverlässige Urnengänger. Außerdem hatte Jakobs vermeintlich kräftige Konkurrenz der drei bürgerlichen Kandidaten von CDU, Grünen und FDP. Von maßgeblichen Stimmenverlusten, die dem Amtsinhaber angesichts dessen prognostiziert worden waren, ist jetzt nicht viel zu spüren: Der Abstand zu Scharfenberg bleibt mit knapp acht Prozent deutlich. Es fehlte bürgerlichen Wählern offenbar die Alternative: CDU, FDP und Grüne konnte sich nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen. Damit haben sie Wähler abgeschreckt, die ihre Stimme nicht ohne vermeintliche Aussicht auf Erfolg abgeben wollten. Für Scharfenberg darf das Ergebnis nach dem knappen Rennen vor acht Jahren, als Jakobs in der Stichwahl nur 122 Stimmen Vorsprung hatte, fast als Enttäuschung gelten. Die Ursachen? Scharfenbergs Vergangenheit als Stasi-Spitzel spielte wohl eine größere Rolle, als er es wahrhaben will. In keiner Landeshauptstadt bundesweit regiert bisher ein Mann mit Stasi-Täterakte. Außerdem: Den meisten Potsdamern geht es recht gut, das Wählervotum darf als Zustimmung für Politik gelten. Wer hat die besseren Chancen für die Stichwahl? Eindeutig Jakobs, und zwar auf Kosten von Scharfenbergs Vergangenheit. Er wird Wähler von CDU, Grünen und FDP gewinnen können, die sich gegen den Linken positionieren wollen.

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