
© Manfred Thomas
Von Kay Grimmer: Auf See gibt es kein Zurück
Der Stahnsdorfer Schauspieler Jürgen Zartmann erinnert sich an die Dreharbeiten zur DDR-Kultserie „Zur See“
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Wo bleibt der Ruf, den Anker zu lichten? Jürgen Zartmann steht geradezu majestätisch an der Reling des Restaurantschiffs „John Barnett“ in der Schiffbauergasse. Die Schiffermütze verdeckt die Augen, die kapitänsgleich über die Havel schauen. Dabei ist Zartmann kein Schiffer sondern Schauspieler. Allerdings spielte eine seiner populärsten Rollen „Zur See“. Diese Serie gilt noch heute als wohl beliebteste DDR-Fernsehserie überhaupt. In neun Episoden wurde das Leben von neun Besatzungsmitgliedern auf einem Handelsschiff erzählt. Mit an Bord war Jürgen Zartmann. Der Stahnsdorfer Schauspieler schlüpfte in die Rolle des Bootsmanns, der unter Kapitän Karsten alias Horst Drinda seinen Dienst verrichtete. Nun erscheint die Serie Mitte Oktober auf DVD. Uwe Fleischer vom Studio Berlin drehte gestern mit Zartmann für das DVD-Bonusmaterial. An der Produktion beteiligt sind auch angehende Mediengestalter.
Zartmanns Erinnerungen an die Serie sind stark – auch wenn die Arbeiten bereits über 30 Jahre her sind. „Es war eine sehr einprägsame Zeit“. Die Produktion auf dem Lehr- und Frachtschiff „Johann Gottlieb Fichte“ sei ein Abenteuer für alle aus der DDR-Filmcrew gewesen. „Nicht jeder Schauspieler erschien den Verantwortlichen geeignet. Wer nicht den Anschein hatte, zuverlässig zu sein, blieb bei der Auswahl der Rollen außen vor.“
Ein Vierteljahr Drehzeit wurde auf dem Handelsschiff eingeplant, dabei sollte die Route über Schweden nach Mexiko gehen – Länder, die ein DDR-Bürger normalerweise kaum erreichen konnte. Und die Furcht der Obrigkeit vor zu viel Freiheitsdrang bei der Schauspielcrew schien groß. „Kurz vor dem Ablegen erfuhren wir, dass der echte Kapitän angewiesen wurde, den direkten Weg nach Mexiko zu wählen“, erzählt der Potsdamer Schauspieler. Doch der Kapitän habe sich gegen diese Bevormundung gewehrt. „Er erfand einen Schiffsschaden, uns ging der Hilfsdiesel ,kaputt’.“ Zwei der vielen Seefahrerregeln lauten: Ohne Hilfsdiesel keine Ozeanüberquerung! Und: Auf See gibt es kein Zurück. „Also fuhren wir in den nächsten Hafen nach Aalborg.“ Auch dort sollte die Filmcrew zuerst an Bord bleiben. Doch der Kapitän bestimmte: Landgang nicht nur für die Schiffs-, sondern auch für die Drehcrew. „Und wir sind alle wieder zurückgekommen“, betont Zartmann. Die Schiffermütze, mit der er auf dem DVD-Bonusmaterial auch zu sehen sein wird, ist übrigens ein Original-Requisit: „Die habe ich damals einfach behalten.“
Die DVD-Box „Zur See“ erscheint Mitte Oktober im Handel und ist der Start für regelmäßige DVD-Veröffentlichungen von DDR-Fernsehserien und -filmen. Infos unter: www.icestorm.de
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