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Landeshauptstadt: Auf Tuchfühlung mit den Meinungsmachern
Wahlkampfauftakt mit Platzeck. SPD-Bürgermeisterkandidat Christian Maaß will Gräben zuschütten
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Michendorf - Es hat so seine Vorteile, wenn man neu ist, findet Christian Maaß. „Ich habe keine alten Rechnungen zu begleichen und kann jedem unvoreingenommen gegenübertreten.“ In Michendorf sei das wichtig, weil einige in der Großgemeinde noch immer nicht die Zwangsfusion vor acht Jahren überwunden hätten. Der 39-jährige SPD-Mann will Bürgermeister werden und als Experte von außen die Gräben zuschütten. Am 11. September ist Wahl, seine Gegenkandidaten sind Gemeinderatschef Reinhard Mirbach von der CDU und Amtsinhaberin Cornelia Jung (parteilos) – beides bekannte Gesichter. Für ihren vor Ort noch wenig bekannten Kandidaten starteten die Sozialdemokraten gestern die Kampagne. Prominente Unterstützung gab es von Brandenburgs Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD).
Die Runde im Gemeindezentrum Zum Apfelbaum war überschaubar – auch weil es sich um geladene Gäste handelte. Man wolle Gewerbetreibenden, Kulturschaffenden und engagierten Bürgern die Möglichkeit geben, „in erster Reihe“ mit Maaß und Platzeck ins Gespräch zu kommen, hieß es. Auch Kommunalpolitiker waren dabei – längst nicht nur von der SPD. Auch der Chef der örtlichen Liberalen, Hartmut Besch, war der Einladung gefolgt. Ob das als Wahlempfehlung seiner Partei zu verstehen war? „Nein, ich bin als Ortsbürgermeister hier“, sagte er. Seine Partei habe sich noch nicht entschieden.
Während draußen auf dem Grill die Bratwürste bruzzelten und sich drinnen die ersten Biere von den Kronkorken lösten, ging Maaß auf Tuchfühlung mit den Wichtigen im Ort – jenen, die in ihren Funktionen Einfluss auf die Bürgermeinung haben. Und er konnte einige Anekdoten zum Besten geben. Zum Beispiel, wie er als Sechsjähriger erstmals nach Michendorf kam. Maaß’ Familie gehörte zu DDR-Zeiten zu den wenigen Katholiken – und seine Erstkommuniun erhielt er im Norberthaus. „Ich weiß noch, dass wir damals die Autobahn gesucht haben – heute weiß ich, wie sensibel das Thema Verkehr hier ist“, sagte er.
Christian Maaß stammt ursprünglich aus Premnitz im Havelland. Nach der Wende studierte er an der Uni Potsdam unter anderem Verwaltungswissenschaften. Jahrelang war er Vorsitzender der Sozialdemokratischen Gesellschaft für Kommunalpolitik (SGK) und gilt als Experte auf diesem Gebiet. „Was Besseres kann einer Gemeinde gar nicht passieren“, urteilte Platzeck über die Kandidatur seines Parteigenossen. Auch über Michendorf wusste Platzeck etwas zu berichten: Die Gemeinde habe sich herausgemacht. So wie überall im Land seien die vergangenen 20 Jahre auch hier schwierig, aber erfolgreich gewesen. „Jetzt müssen wir auf dem Fundament ein Haus bauen“, sagte er. Auch Michendorf müsse aufbrechen zu neuen Ufern – freilich mit einem neuem Kapitän.
Maaß selbst hat die Lage in der Gemeinde vor allem in den vergangenen Monaten kennen gelernt. Dass es in den politischen Gremien „rauh“ zugehe habe er gesehen, und dass Michendorf tatsächlich „mehr kann“, wie es auch sein Gegenkandidat Mirbach formuliert habe. Allerdings sei er, Christian Maaß, die Alternative. Er wolle den Mitarbeitern in der Verwaltung klare Richtlinien vorgeben, er wolle das Rathaus zum Dienstleister umbauen. Auch Themen wie Umweltschutz, Ortsentwicklung und das Wirken der Gemeinde im Wettstreit mit anderen sprach er an. Das alles hörten jedoch nur die Michendorfer Meinungsmacher. Die Bürger wolle er in den kommenden Wochen ansprechen, auch an der Haustür, so Maaß. Klinkenputzen – das ist einer der Nachteile, wenn man neu ist.
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