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Von Hella Dittfeld: Aufnahme im Frauenhaus als Zitterpartie

Potsdam will seine Einrichtung besser ausstatten / FDP wirbt für eine bundesweit einheitliche Regelung

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Bei den Frauenhäusern fängt, wenn das Geld wieder einmal knapp geworden ist, das große Zittern an. Weder der Bund, noch die Länder oder Kommunen sind in der Pflicht, sie zu finanzieren. Ihre Erhaltung ist eine freiwillige Leistung. In Potsdam konnte das Problem zwar gerade im Dreierkonsens gelöst werden. Stadt und Pro Potsdam wollen bis 2011 ein Gebäude als Frauenhaus herrichten und so bessere Bedingungen schaffen. Statt der bisherigen 17 Übernachtungsmöglichkeiten werden 20 in zwölf Räumen und nicht wie bisher in sechs entstehen. Das habe die Stadtverordnetenversammlung in ihrem nichtöffentlichen Teil bestätigt, erklärte Annerose Gerber, Geschäftsführerin des Autonomen Frauenzentrums gestern. Sie war Gastgeberin eines Treffens von FDP-Frauen und Mitarbeiterinnen aus Autonomen Frauenhäusern.

Die Unterhaltskosten wollen sich in Potsdam das Land, die Stadt und der Kreis Potsdam-Mittelmark teilen. Auch das sei abgesichert, so Gerber. Doch die personelle Ausstattung des Hauses bleibt weiter spartanisch. Zwei Frauen werden für 32 Betreuungsstunden in der Woche bezahlt. Wie viel Zeit sie wirklich investieren, darüber schweigen sie sich aus. Eine 20-Stunden-Kraft kümmert sich um die sozialpädagogische Betreuung der Kinder, die ebenfalls vor der häuslichen Gewalt in Sicherheit gebracht werden mussten. „Wenn die Frauen unter Polizeischutz zu uns kommen“, meint Annerose Gerber, „ können wir uns nicht auf ,freiwillige Leistung’ zurückziehen.“

Diese Meinung teilten auch die Frauenhaus-Kolleginnen aus anderen Städten des Landes Brandenburg und sie fanden bei den drei FDP-Frauen offene Ohren. Die Stadtverordnete Martina Engel-Fürstberger hat schon seit Jahren guten Kontakt zum Potsdamer Frauenhaus. Landtagskandidatin Linda Teuteberg sieht die sehr unterschiedliche Situation der Frauenhäuser als Gefahr. Und die Bundestagsabgeordnete Cornelia Pieper fordert, dass es in Deutschland eine Bestandsaufnahme bei den Frauenhäusern geben müsse, um deren Situation transparent zu machen. Darauf aufbauend sollte es dann bundeseinheitliche Regelungen geben, die den Bestand und die Ausstattung der Frauenhäuser festlegten. Piper werde sich, sagte sie, in einer schwarz- gelben Bundesregierung dafür einzusetzen, dass die Absicherung der Frauenhäuser in den Koalitionsvertrag aufgenommen werde.

Eine einheitliche Regelung wäre wünschenswert, doch im Moment sei man vor allem damit beschäftigt, wenigstens den derzeitigen Standard zu halten, meinte Frauenhaus-Mitarbeiterin Beate Schädler aus Neuruppin. Seit Jahren überweise das Land den immer gleichen Betrag an die Landkreise . Das Leben sei aber teurer geworden und es gebe immer wieder Gerangel um das Geld. Die Frage, ob die häusliche Gewalt durch Beratung und Prävention abgenommen habe, wurde allgemein verneint. Sie sei gleich geblieben, aber das Erscheinungsbild habe sich mitunter verschoben. Drogen spielten häufiger eine Rolle und in Potsdam nähmen schutzsuchende Migrantinnen zu.

Während der Umzug des Potsdamer Frauenhauses abgesichert ist, sucht der Kulturbereich des Autonomen Frauenzentrums noch ein Domizil. Gerber nannte als Umzugs-Möglichkeiten die Elfleinhöfe und das Angebot von Pro Potsdam, in die Zeppelinstraße 7zu ziehen. „Wir könnten uns aber auch vorstellen, hierzubleiben“, sagt Gerber. Die Zeppelinstraße 89 könnte als Haus der Frauen ausgebaut werden, mit Angeboten in Kultur und Politik und einem Gründerzentrum für Frauen.

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