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Überblick verschaffen. Die Universität bringt Jahr für Jahr zahlreiche junge Menschen nach Potsdam. In den nächsten Wochen werden sie die Stadt für sich erobern.

© A. Klaer

Von Jan Kixmüller: Aufruf zum Einmischen

Die Universität Potsdam begrüßte ihre knapp 4000 neuen Studierenden im Hans Otto Theater

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Berliner Vorstadt – Ohne Worte, wie in einem Stummfilm, taumeln, kämpfen und hasten die Figuren über die Leinwand im Hans Otto Theater. Im Hintergrund dröhnt dramatische Musik. Wahrheit und Erlösung in Ibsens „Wildente“, Liebe contra Karriere in Goethes „Clavigo“ und das Scheitern der großen politischen Utopien im „Architekten“ von David Greig – die Erstsemester der Universität Potsdam bekamen am Montag zu ihrer Begrüßung im Theaterhaus in der Schiffbauergasse einen Querschnitt der neuen Stücke als Video-Collage zu sehen. Was zum Theaterbesuch animieren sollte, wirkte doch eher wie ein Alptraum nach den ersten Germanistik- und Politikseminaren.

Befreiend folgte dann aber nahtlos der wortreiche Aufritt der Studierendenvertreter. Fast schon mit medialen Qualitäten präsentierten Mandy Joachim und Franz-Daniel Zimmermann sich und den AStA. Man habe sie ans Ende des Programms geschoben, ihnen nur fünf Minuten gegeben – doch das hinderte den Rasta-Mann und seine beredet-adrette Begleitung nicht daran ihre Message im Stakkato rüberzubringen: „Werdet aktiv, schafft Euch Freiräume, partizipiert, lernt Euch kennen, passt aufeinander auf, bleibt flexibel und vor allen Dingen laut!“

Zur Teilhabe hatte zuvor schon die Präsidentin der Universität, Sabine Kunst, die 3898 neu Immatrikulierten aufgerufen. „Stellen Sie Fragen, auch um Unsicherheiten zu überwinden“, sagte sie. Die Neuen sollten sich nicht zurücklehnen. „Bringen Sie sich ein, das brauchen wir und Sie“, rief sie in die vollen Reihen des Theatersaals. „Fordern Sie uns heraus, sagen Sie uns was ihnen passt und was nicht.“

Aufgrund der hohen Zahl an neuen Studierenden mussten die Erstsemester wie schon in den Vorjahren in mehreren Staffeln begrüßt werden. Mit fast 4000 neuen Studierenden bleibt die Uni auf ihrem bisherigen Kurs. Die Zahl der Neuimmatrikulierten sei stabil, sagte Sabine Kunst gegenüber den PNN. „Wir haben in diesem Jahr aufgrund unserer Zulassungspolitik zum Glück keine Überbuchungen zu verzeichnen.“

Das ewige Reizthema Wohnort Potsdam wurde auch in diesem Jahr nicht ausgespart. Nach neuen Befragungen wohnen gerade einmal 25 Prozent der Potsdamer Studierenden in Potsdam, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Er habe nichts gegen Berlin und verstehe auch, warum viele Studierenden dort hinzögen. Allerdings gebe sich Potsdam große Mühe zusammen mit dem Studentenwerk weiteren bezahlbaren Wohnraum in neuen Studentenwohnheimen zu schaffen. Zum anderen biete das kulturelle und politische Leben in Potsdam auch zahlreiche Punkte, die eine Identifikation mit der Stadt ermöglich würden, so Jakobs. So wolle die Stadt bis Januar ein Konzept erarbeiten, wie die alternative Jugend- und Kulturszene weiter ihren Platz in der Stadt behalte.

Die Studierenden haben aber offensichtlich ihren eigenen Kopf. So steht für eine junge Erstsemester-Studentin aus Kleinmachnow fest, dass sie in Berlin wohnen möchte. Auch für ihre Kommilitonin, die aus dem niedersächsischen Jever an die Uni Potsdam kam, war Berlin der Ausschlaggeber. Sie habe neben Potsdam die Wahl zwischen „so spannenden Städten wie Darmstadt und Saarbrücken“ gehabt. Die Entscheidung für Potsdam sei ihr wegen der Berlin-Nähe nicht schwer gefallen. Dort wohnt sie nun auch in einem Studentenwohnheim in Zehlendorf.

Dass Jakobs, wie im vergangenen Jahr schon, die jungen Studierenden über deren möglichen Nachwuchs an die Stadt binden wollte („Potsdam bietet optimale Kinderbetreuung“), fand zwar belustigten Applaus, stieß aber eher auf Unverständnis. „Jetzt ist das bei mir noch überhaupt kein Thema“, sagte eine junge Frau, die gerade von der Schule kommt. Interessanter schienen die jungen Menschen da schon das Versprechen des Stadtoberhauptes zu finden, dass Potsdam bis 2012 neben seinen 14 Schlössern ein fünfzehntes hinzubekomme.

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