Landeshauptstadt: Aus den Fugen
Samuel L. Jackson und Serien-Star Travis Fimmel drehen im Studio Babelsberg einen Science-Fiction-Thriller
- Sarah Kugler
- Andreas Conrad
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„Star Wars“, „Iron Man II“, „The Avengers“ und nicht zu vergessen zahlreiche Tarantino-Filme: Samuel L. Jackson hat schon in vielen Kultstreifen mitgewirkt. Nun kommt der Hollywood-Star nach Potsdam. Anfang des nächsten Jahres wird er für den Science-Fiction Film „Inversion“ von Regisseur Peter Segal im Filmstudio Babelsberg vor der Kamera stehen. Dort schweigt man zwar noch offiziell zu dem Thema, in einschlägigen US-amerikanischen Filmpostillen wird allerdings sogar schon von einem Termin für den Drehstart gesprochen. Demnach soll es am 27. Februar in Babelsberg losgehen. Für Jackson wäre es der erste Arbeitsbesuch in Potsdam. Zwar hat er bereits in Deutschland gedreht – er stand 2013 für Dreharbeiten zu „Big Game – Die Jagd beginnt“ in München für Bavaria Film vor der Kamera –, in den Babelsberger Studios war er aber bisher noch nicht zu Gast.
Für die Babelsberger also eine glückliche Fügung, war doch vor Monaten im „Hollywood Reporter“ noch von Dublin als Drehort für „Inversion“ die Rede, auch in Rumänien rechnete man sich eine Zeitlang gute Chancen für das auf 130 Millionen US-Dollar avisierte Projekt aus. Das hat sich kurzfristig zerschlagen und so ist es nun Babelsberg, wo erhebliche Teile des Films entstehen, samt weiterer Drehs in den Straßen von Shanghai und Chicago. Vorgestellt wurde das Projekt bereits vor zwei Jahren in Cannes.
Jackson ist dabei nicht der einzige Star, auf den Potsdam sich freuen darf. Auch der Australier Travis Fimmel wird in Babelsberg drehen. Bekannt – und gehyped – ist der 37-Jährige vor allem durch seine Rolle in der Serie „Vikings“, in der er seit 2013 mitspielt. Seiner dortigen Hauptrolle als Wikinger Ragnar Lothbrok verdankt er laut dem „Hollywood Reporter“ auch seinen Part in „Inversion“. Regisseur Segal, der bislang eher mit spaßig-belangloser Unterhaltung wie „Die nackte Kanone 33 1/3“ oder „50 erste Dates“ aufgefallen war, soll so angetan von seiner Verkörperung des Wikingerkönigs sein, dass er ihn sogar als „modernen Peter O’Toole“ bezeichnete. Er habe einen Mann gesucht, der einen Charakter spielen könne, der den Raum sofort beherrsche – und fand ihn in Fimmel.
In „Inversion“ spielt Fimmel, der auch in der Verfilmung des Kult-Computerspiels „World of Warcraft“ mitwirkte, nun einen gewieften amerikanischen Schwindler, der gemeinsam mit einer chinesischen Physikerin (gespielt von Liu Yifei) einen Weg sucht, die Welt vor dem Untergang zu bewahren. Die droht nämlich ihre Anziehungskraft zu verlieren, ein Phänomen, das man sich für manchen Zeitgenossen zwar wünschen würde, für die Gesamtheit der Menschheit aber eher nicht. Jacksons Charakter John Bailey glaubt nun aber dummerweise, dass die beiden die Katastrophe herbeigeführt und die Schwerkraft aus bösartiger Absicht manipuliert haben. Aus diesem Grund verfolgt er sie über zwei Kontinente hinweg.
Neben dem Oskar-Nominierten und mit dem Silbernen Bären ausgezeichneten Jackson und dem aufstrebenden Star Fimmel sind auch die Drehbuchschreiber keine Unbekannten in Hollywood: Geschrieben haben das Skript zu „Inversion“ immerhin der Oscar-Gewinner Paul Haggis („Casino Royale“, „Million Dollar Baby“, „Crash“), der für einen Oskar nominierte David Arata („Children of Men“, „Spy Game“) sowie Bragi Schut („Season of the Witch“). Ein starbesetztes Projekt also für das Studio Babelsberg und damit auch erfolgversprechend.
Gerade solche Produktionen sind wichtig für Potsdam. Denn obwohl das Studio nach roten Zahlen im Jahr 2014 im vergangenen Jahr mit fünf Millionen Euro Plus vor Steuern abgeschlossen hat, sah sich das Unternehmen zuletzt unter Druck. Im internationalen Wettbewerb um große Produktionen, auf die das Studio angewiesen ist, sei das deutsche Fördersystem nicht mehr konkurrenzfähig, warnen die Studiochefs immer wieder und verweisen auf bessere Modelle etwa in England oder Kanada. Babelsberg habe deshalb bereits große Projekte wieder ans Ausland verloren, hieß es.
Dieses Jahr sieht es nun aber gut aus: Wie berichtet startete vor wenigen Wochen der Dreh zu einem weiteren starbesetzten Großprojekt in den Potsdamer Filmstudios. Noch bis Ende des Jahres entstehen in Babelsberg Szenen für den Science-Fiction-Thriller „Mute“. Regie führt der Brite Duncan Jones. Der Sohn des Anfang des Jahres verstorbenen Sängers David Bowie hatte bereits mit seinem Debütfilm „Moon“ 2009 viel Kritikerlob bekommen und Preise abgeräumt, in diesem Jahr war er mit der schon genannten Videospielverfilmung „Warcraft: The Beginning“ erfolgreich in den Kinos. Für „Mute“ – zu Deutsch: stumm – stehen unter anderem die Hollywood-Stars Alexander Skarsgård („Legend of Tarzan“), Paul Rudd („Ant-Man“) und Justin Theroux („Girl on the Train“) vor der Kamera. Im Gegensatz zu „Inversion“ steht hinter „Mute“ kein klassisches Hollywood-Studio, sondern der Internet-Streamingdienst Netflix. Es ist der erste Netflix-Original-Film, der in Deutschland entsteht. Das Studio Babelsberg hat mit dem Anbieter allerdings schon erste Erfahrungen gemacht: bei Dreharbeiten für die Netflix-Serie „Sense8“ der Geschwister Wachowski. (mit jaha)
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