Landeshauptstadt: Aus M 18 wird Massimo 18
Villa Kellermann-Gastronom Dreier baut für 300 000 Euro Mittelstraße 18 zum Restaurant-Haus aus
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Innenstadt / Berliner Vorstadt - Die Villa Kellermann schließt, Massimo 18 öffnet: Im Winter will Gastronom Maximilian Dreier in der Mittelstraße 18 sein neues Restaurant eröffnen. Nach 16 Jahren italienischer Gourmetküche und Kultur in der Villa in der Mangerstraße am Heiligen See muss Dreier wohl Ende Oktober dort ausziehen. Das Bauwerk wurde Anfang 2005 zwangsversteigert, die neuen Eigentümer wollen es nach bisherigen Auskünften privat nutzen.
Dreiers neues Domizil hat eine bewegte Nachwende-Geschichte. Anfang der 90er Jahre eröffnete in dem denkmalgeschützten barocken Holländerhaus die erste Gaststätte des Holländischen Viertels – das „M 18“. Betrieben wurde die Szenekneipe zunächst von Hans-Dieter Gerisch und dem Verein Kultur im Denkmal e.V., zuletzt von Paul Malinowski, „Arkadi“ genannt. Er ist nun in der Innenstadt mit Café und Bar „Zum Weißen Schwan“ vertreten.
In der Mittelstraße 18 mit ihrem charakteristischen knallroten Tor sollen in der kommenden Woche die ersten Vorbereitungen für die Umbauarbeiten beginnen. Rund 300 000 Euro werde er investieren, sagt Maximilian Dreier, der Pächter und gleichzeitig zu einem Drittel Eigentümer des Hauses ist. Die Bauanträge seien gestellt, alle Fragen mit der Denkmalpflege geklärt. Mit der Fertigstellung rechnet Dreier im November oder Dezember. Dann soll in das 1741 bis 1743 erbaute Haus auch das „La Cantina“ aus der Gutenbergstraße samt Bistro, Spezialitäten- und Weinverkauf einziehen. Seine „Kernmannschaft“ von 15 Mitarbeitern will Dreier in der Mittelstraße weiter beschäftigen. Getauft hat er sein neues Restaurant bereits: Massimo 18 soll es heißen. Der italienische Begriff heißt übersetzt entweder „das Maximum“ – oder Maximilian.
Knappe 400 Quadratmeter Nutzfläche bietet das Holländerhaus, das zwar saniert ist, jedoch an vielen Stellen erst in seine ursprüngliche, historische Form zurückgebaut werden muss. Dazu gehört der Durchgang vom Tor zum Innenhof mit Sitzplätzen unter freiem Himmel: Dort ist der Boden bisher schlicht asphaltiert, Dreier möchte Durchgang und Hof mit gelben Glindower Ziegeln pflastern lassen. Vorbeigehenden soll ein gläserner Windfang Einblicke ins Massimo 18 gewähren – er sorge dafür, dass das Tor auch im Winter immer offen stehen könne, erklärt der Gastronom. Im Erdgeschoss sollen jene Gäste sich wiederfinden, die bisher gern bei „La Cantina“ einkehren. In den Räumen im linken Flügel will Dreier eine offene Küche und einen Verkaufstresen unterbringen, im rechten Erdgeschossflügel kann im Kaminzimmer gesessen, gegessen und getrunken werden. Ein kleiner Treppenaufgang führt den Architekten-Plänen gemäß in den Weinshop, von dem aus durch eine Glasscheibe auch in den Weinkeller geschaut werden kann.
Da die Denkmalpflege Veränderungen der Raumzuschnitte nicht erlaubt, sollen einzelne Glastüren oder -fenster vom Durchgang Einblicke in die Räumlichkeiten verschaffen. Gleiches gilt in der „Belle Etage“ – dem ersten Stockwerk, das zur Restaurantetage wird. Aus dem großen Foyer mit Holzdielenfußboden sollen Glastüren nach rechts in den eleganten, in weiß gehaltenen Nichtraucher-Gastraum führen, nach links ins rustikalere Kaminzimmer mit seinen rotfarbenen Wänden. Das kleinere Vereinszimmer leuchtet blau. Im Dachgeschoss sollen laut Dreier Personal- und Büroräume untergebracht werden, in der Remise im Hof eine Vorbereitungsküche.
Hinter dem, was im Massimo 18 auf die Teller kommt, soll dieselbe kulinarische Philosophie stehen wie in der Villa Kellermann: Italienische Küche, deren Raffinesse im Puristischen und den frischen, oftmals sogar ökologischen Zutaten liegt.
Dass Maximilian Dreier sie nun im Holländischen Viertel anbieten möchte, mag verwundern. Schließlich rechneten viele seiner Gäste – zu denen Persönlichkeiten aus Kultur und Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gehören – damit, dass der Gastronom sich erneut einen Standort am Wasser suchen werde. „Dass ich es nicht getan habe, ist ein Eingeständnis, dass es keinen schöneren Platz am See gibt als den der Villa Kellermann“, sagt Dreier. „Alles andere wäre ein Abstieg gewesen.“ Im Holländerhaus soll ein Vergleich mit der Lage des Ristorante Kellermann gar nicht erst aufkommen – doch auch das Klinkerbauwerk sei „ein Platz mit Geschichte“, die Dreier einbeziehen möchte. „Das Holländische Viertel war ein Ort des Handwerks, hier wurde produziert – das soll deutlich sichtbar werden.“ Potsdamer und Touristen sollen das Massimo 18 als Haus nutzen, „wo man einkaufen, sich treffen, eine Kleinigkeit essen kann“.
Große kulturelle Veranstaltungen wie bisher in der Villa Kellermann, die Ort für Theateraufführungen, Ausstellungen und Lesungen war, werde er in der Mittelstraße 18 nicht mehr realisieren können, sagt Dreier. Dafür seien die Platzverhältnisse zu begrenzt. Er sei aber auf der Suche – nach noch einem neuen Ort.
Das Massimo 18 beteiligt sich am Sonnabend an der zweiten Potsdamer Erlebnisnacht. Bei Musik, Pasta und Wein sollen die Gäste das Haus vor dem Umbau besichtigen können.
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