
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Aus Pößneck nach Potsdam Elfriede Conrad wurde am Samstag 100 Jahre alt
Als sie nach Babelsberg zog, war Elfriede Conrad schon über 80 Jahre alt. Sie kam aus Pößneck, einer Stadt in Ostthüringen.
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Als sie nach Babelsberg zog, war Elfriede Conrad schon über 80 Jahre alt. Sie kam aus Pößneck, einer Stadt in Ostthüringen. Vor 18 Jahren wagte sie den Schritt, ihre Heimatstadt zu verlassen und zog ganz in die Nähe ihrer Tochter, in den Potsdamer Stadtteil Babelsberg. Und hier nun konnte Conrad am vergangenen Samstag im Kreise der Familie ihren 100. Geburtstag begehen. Stilvoll, im Restaurant Hiemke in der Karl-Gruhl-Straße, dort wo sich alteingesessene Babelsberger gerne treffen und auch Brandenburgs ehemaliger Ministerpräsident Matthias Platzeck zuweilen gesehen wird, hier also, in dieser Ur-Babelsberger Kneipe, feierte Elfriede Conrad ihren ganz besonderen Ehrentag.
Die Geburtstagsgemeinde war so groß, dass fremde Gäste, die nicht zu Conrads Geburtstagsfeier wollten, gar nicht erst in die Gaststätte hereingelassen wurden. Einen großen Bahnhof nennt man das, wenn sie alle kommen, die Verwandten und Freunde. Ein Herr spielte mit seinem Dudelsack auf, um die große Gästeschar zu unterhalten, die sich um Elfriede Conrad versammelt hatte. „Die ganze Familie feiert gern, da freut sie sich, wenn sie immer mit dabei ist“, erzählt Conrads Tochter Brigitte Stettnisch, die nun selbst schon im Ruhestand ist und früher als Laborärztin in Potsdam tätig war. „Egal wie schlimm es kommt – immer das Beste daraus machen“, sei der Leitspruch ihrer Mutter, sagt die Medizinerin.
Sicher keine ganz schlechte Einstellung für jemanden, der die Wirren des 20. Jahrhunderts durchlebt und überlebt hat. Mitten im Ersten Weltkrieg, am 25. Juli 1915, wurde Elfriede Conrad in Pößneck geboren, als jüngstes von neun Kindern. Als sie sechs Jahre alt war, starb ihr Vater. In Pößneck arbeitete sie später als Textilverkäuferin und leitete dort eine Verkaufsstelle, in der man Teppiche und Gardinen kaufen konnte. Ihr Mann starb schon 1977. Eine Tochter, drei Enkel und mittlerweile fünf Urenkel hat die Jubilarin, die nach wie vor in einer eigenen Wohnung lebt. „Ich fühl mich wohl zu Hause und koch auch“, erzählte Conrad am Samstag. Der Balkon ihrer Wohnung bereite ihr besondere Freude: „Auf dem Balkon sitzen, wenn schönes Wetter ist und ein Sonnenbad machen“, das liebe sie. Um ihre Einkäufe kümmert sich die Familie. Schließlich ist Conrad nicht mehr gut zu Fuß. Auch das Gehör hat nachgelassen. Aber Tochter Brigitte Stettnisch wohnt nur etwa zehn Gehminuten entfernt. Da kann sie schnell mal nach dem Rechten gucken. Die eigene Wohnung jedenfalls wolle ihre Mutter so lange wie möglich behalten, berichtete Stettnisch. Holger Catenhusen
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