Australien-Blog: Australier und Australier
Unser Autor Oliver Dietrich ist in Australien. Weil PNN-Reporter nie einfach ausspannen, bloggt er für uns an dieser Stelle - über giftige und nicht ganz so giftige Tiere.
Stand:
Sie wollen nach Australien auswandern? Da sind Sie nicht allein. Bereits Ende der 80er ergab eine Zählung, dass 1,3 Millionen Australier zumindest einen deutschen Vorfahren haben, damit ergibt sich die größte Zuwanderergruppe nach Engländern und Iren. Das ist uns bei einem geselligen Abend auch einmal aufgefallen: Der einzige echte Australier war der sechs Monate alte Sohn unserer Gastgeber, weil er hier geboren ist. Alle anderen waren Deutsche und Neuseeländer.
Die Ureinwohner Australiens gibt es immer noch mit den Aborigines, die aber eine gesellschaftliche Sonderstellung haben. Die beruht aber auf Gegenseitigkeit: Richtig ran kommt man an die Ureinwohner nicht, im Northern Territory gibt es Reservate, die nur mit einer speziellen Erlaubnis betreten oder befahren werden dürfen. Und die in den Städten? Von denen merkt man nicht viel, zumindest nicht hier in Darwin. Man sieht sie meistens herumsitzen, Alkohol fließt reichlich, sie können auch laut sein und fordern oft auch Spenden. Der Australier ignoriert die „black fellas“ weitgehend; man hat nicht das Gefühl einer Feindseligkeit, aber auch keinerlei Integration. Ein Aborigine an der Supermarktkasse oder sogar am Bankschalter? Auf keinen Fall. Die Regierung kümmert sich finanziell um die Urweinwohner, was sie aber auch vom Arbeitsmarkt fernhält und Unmut unter den Australiern auslöst. In den Homelands, den Reservaten, sind Alkohol und Pornografie übrigens strengstens verboten. Von einem Miteinander, so scheint es, sind die Ureinwohner und die Besiedler auch nach Jahrhunderten noch meilenweit entfernt.
Die deutschen Einwanderer scheinen hier jedoch willkommen zu sein, und den meisten merkt man zunächst gar nicht an, dass sie keine Australier sind. Wer hier einige Jahre verbringt, schafft es schnell, sich dem Englisch anzupassen – in einem Fotoladen outete sich ein Verkäufer als gebürtiger Wittenberger, oftmals sprechen die Deutschen aber auch untereinander Englisch.
Was für Australien typisch ist, sind die Warnhinweise auf den Tabakwaren, die übergroß mit grotesken Splatterbildern gespickt sind. Sämtliche Krebsarten sind detailliert abgebildet, es wird auf Abschreckung gesetzt. Das kann komisch sein: Die Australier sind sehr strikt, was Alkohol in der Öffentlichkeit angeht zum Beispiel, aber grauenvolle Bilder kann man überall herumliegen haben. Der Zweck heiligt eben die Mittel. Auch typisch sind die Neoprenanzüge für Getränke, in die Flaschen und Dosen gesteckt werden, damit deren Inhalt kühl bleibt. Die praktischen Dinger gibt es überall, als Souvenir, oft auch als Werbegeschenk, jeder Australier hat sofort einen „Stubbie Cooler“ griffbereit, wenn es um das Getränkeverteilen geht.
Pünktlich zum Abschluss zeigt sich der bisher freundliche Monsun etwas rabiater: Ein Zyklon zieht auf. Dieser heißt „Alicia“ und bringt dicke Regenwolken und Wolkenbrüche, an einem Nachmittag fällt die Temperatur auf eisige 23 Grad: Man sieht die Einwohner dann tatsächlich mit Jacke und langen Hosen durch die Stadt laufen. Bei 15 Grad Temperatur werden bestimmt Schal und Handschuhe rausgeholt – das ist allerdings sehr ungewöhnlich im tropischen Norden. Allerdings bringt die Wet Season ein ganz anderes Problem: „Mossies“. Die Mücken sind überall, und ganz besonders in der Naehe von Flüssen ist es nicht mehr auszuhalten. Dazu noch die richtig nervenden Fliegen: Es gibt einen „Aussie Salute“, eine Veralberung des australischen Grußes: die Handbewegung vorm Gesicht, um die Fliegen zu verjagen.
Endlich ein Krokodil
Und ich habe immer noch kein Krokodil gesehen! Mit den Quallen habe ich mich das erste Mal abgefunden, als ich auf erstaunte Gesichter der Einheimischen traf, fast schon betroffen, bevor sie doch lachen mussten. Ich hatte von meiner Mission erzählt, unbedingt eine Würfelqualle in natura zu sehen, und nicht das gallertige tote Ding in einer Glasröhre im Darwin-Museum. Was, habe ich nicht? Die sind doch überall. Warst du schon auf der Brücke?
Natürlich waren wir schon auf dieser Brücke, von der man die Quallen und oft auch mal Schildkröten sehen kann, aber das Einzige, was ich gesehen habe, war ein Delfin, der aus dem trüben Wasser auftauchte. Na, immerhin nicht umsonst ausgestiegen. Aber die Erklärung für das Ausbleiben der Würfelquallen fand ich selbst am Strand. Ich solle die Augen offenhalten, damit ich nicht auf eine trete, wurde ich gewarnt – aber die mussten längst zerkocht sein. Fühlte sich der Sand an seinen trockenen Stellen schon extrem warm an, war das Wasser geradezu siedend heiss. Hätte ich diese Temperatur in meiner Badewanne, hätte ich literweise kaltes Wasser zugekippt. Darin kann doch nicht mal eine Qualle überleben. Oder doch?
Was uns auf unserem Offroad-Abenteuer zurück vom Litchfield-Nationalpark fast vor das Auto gerannt wäre, war ein Exemplar, mit dem ich schon gar nicht mehr gerechnet hatte. Skippy, das Buschkänguru, steht am Straßenrand. Es sollen noch zwei weitere werden, aber innerlich freue ich mich ein wenig, dieses Exemplar auf meiner To-see-Liste abhaken zu können. Fehlen aber noch die Krokodile.
Dave hatte schon bei unserer Ankunft erzählt, dass er von einem Typen gehört habe, der auf einer Insel in einem krokodilverseuchten Fluss eine Kneipe betreibe, irgendwo im Nirgendwo. Er glaubt, dass es ein Tscheche war, sein Chef tippt auf einen Dänen. Na klar nehmen wir uns vor, dem mal einen Besuch abzustatten. Nicht, dass der am Ende nur eine Legende ist.
Der Adelaide River ist ein Fluss, der ins Meer fließt und aufgrund der starken Gezeiten ziemlich schlammig und voller Brackwasser ist – ideales Gebiet für große Leistenkrokodile. Diese wurden nach dem Zweiten Weltkrieg so exzessiv gejagt, dass sie kurz vor dem Aussterben waren. Seit 1974 stehen sie unter Naturschutz und haben sich seitdem ordentlich vermehrt. Die alten Krokodile – und Krokodile können verdammt alt werden – halten sich von den Booten fern, aber die jungen sind neugierig und kommen. „200 Prozent Krokodilgarantie“ verspricht uns Dave, und es gibt eine Extraanweisung von ihm: Verteilt euch gleichmäßig auf dem Boot, springt nicht rum, wenn wir kentern, sind wir tot. Das klingt nach Abenteuer, und anscheinend scheint das jeder hier schon mehrmals ganz selbstverständlich gemacht zu haben. Wir packen uns einen Fressbeutel zusammen, etwas zu trinken und und schnappen uns eine große Eisbox. Unterwegs wollen wir ein paar Barramundis angeln, ohne ins Wasser zu fallen. Der Tag ist perfekt: Es regnet ab und zu leicht, der Himmel ist bedeckt, keine erbarmungslose Sonne über uns. Wo wir das Boot ins Wasser lassen, sind die Warnhinweise unübersehbar: Nicht ins Wasser gehen! Keine Fischreste über Bord werfen! Kein Leichtsinn! Wir sind aufgeregt, geben es aber nicht zu.
Wir sind kaum auf dem Wasser, da taucht das erste Krokodil auf und umschwimmt unser Boot. Kein riesiges Reptil, vielleicht 1,80 Meter lang, aber immerhin beeindruckend. Wir machen uns weiter flussaufwärts auf den Weg, es ist gerade Flut, das Wasser trägt uns mit. Wir sehen allerdings kein einziges Krokodil mehr, obwohl wir gespannt beobachten. Von wegen krokodilverseucht. Nach drei Stunden und 22 Kilometern kommen wir an eine Insel: Goat Island, „G’Day, We’re open! Drinks and Meals“ verheißt ein Schild. Es gibt tatsächlich eine Pinte im Nirgendwo.
Der Typ, der uns breit grinsend und fast zahnlos begrüßt, trägt seinen Namen auf der Brust: Kai. Er spricht breites Australisch mit einem komischen Akzent, aber Tschechisch ist das nicht. Nein, Kai Hansen ist tatsächlich Däne und kam mit 20 Jahren von der dänischen Insel Fünen nach Australien, das war 1971, danach war er in Virginia, dann wieder in Australien, er winkt ab und reißt sich eine Dose Bier auf, „seit sieben Uhr früh trink ich Bier“, freut er sich – überhaupt freut er sich wahnsinnig über Besuch. „Wollt ihr euch ein Freibier verdienen?“, fragt er geradeheraus, „ich habe hier einen Stahlträger, der müsste mal ein Stück angehoben werden“. Das Haus auf der Insel ist eine Baustelle, weil das Hochwasser immer wieder die untere Etage überschwemmt hat, in der das Restaurant ist. Kai will jetzt alles nach oben verlagern, schrittweise baut er um. „Caseys Bar“ steht über der Tür, der Schriftzug ist in Krokodilform.
Casey ist nicht Kais Ehefrau, Casey ist eines seiner Krokodile. Drei Stück hat er insgesamt, aber die Insel sei groß, die haben ihren eigenen Kopf. Wenn ein großes Boot angelegt hätte, hätte sich bestimmt eins sehen lassen, die wissen dann, dass ich Essen mache und etwas abfällt. Aber nicht bei unserem kleinen Kahn. Kai hat die Insel 2002 gekauft und sie seitdem – außer zur Vorratsbeschaffung in Darwin – nur einmal für elf Tage verlassen, da war Klassentreffen in Dänemark, nach 50 Jahren. Aber länger hat er es zu Hause nicht ausgehalten. Kai hat keine Angst vor Tieren, meint er. Schon gar nicht vor Krokodilen. „Heute früh war eins hier unten an der Bar und hat nach meinen Hühnern geguckt“, erzählt er. Einer seiner Freunde, die zwar primitiv seien, aber nicht dumm. Ob er schon mal angegriffen wurde? Kai lacht zahnlos, steht auf, kommt kurz danach wieder und hat eine verbeulte gusseiserne Bratpfanne in der Hand. „Casey“, lacht er, er habe ihr Essen runtergebracht und auf einmal im Dunkeln sei sie da gewesen. „Wenn die Krokodile dich zu greifen kriegen, dann ist game over“, sagt er. „Hau ihnen auf die Nase oder stich in ihre Augen, bevor sie zubeißen können.“ Das hatte ich doch irgendwo schon einmal gehört.
Wir schauen uns um, außer zwei kleinen Hunden und einigen Hühnern gehört Kai augenscheinlich noch eine fette Spinne, die ihr Netz hinter dem Haus gesapannt hat. „Die Krokodile werdet ihr nicht sehen“, erzählt er uns. „Das Wasser ist so heiß, dass sie gar nicht erst auftauchen, um sich in der Sonne aufzuwärmen.“ Ob das nun eine gute Nachricht ist, wissen wir nicht genau. Vielleicht will man einfach vorher sehen, was einen gleich frisst, so muss man ja in dem Wasser, das kaum eine Sichttiefe über einen Zentimeter zulässt, jederzeit mit allem rechnen. Leistenkrokodil. Bis sieben Meter. Todesrolle, sobald sie dich haben.
Wir fahren mit Vollgas zurück und winken zum Abschied, nachdem wir noch ein Gruppenfoto vor „Caseys Bar“gemacht haben. Kurz vor der Bootsrampe sehen wir noch ein einziges Krokodil, es ist vielleicht einen Meter lang und hat fast noch ein Kindchenschema. An die Unsichtbaren müssen wir aber noch länger denken.
Pisten
Heute gibt es mal etwas Hintergrund, bevor noch der Verdacht aufkommt, ich würde nur giftige Tiere jagen. Tiere gibt es natürlich beim nächsten Mal wieder.
Darwin, immerhin Hauptstadt des Northern Territory, hat wenig großstädtisches Flair. Das mag aber auch daran liegen, dass die Stadt zweimal fast völlig zerstört wurde: das erste Mal 1942 während des Zweiten Weltkrieges durch japanische Bomber – der erste und einzige Angriff auf australisches Gebiet, und immerhin wurden mehr Bomben abgeworfen als auf Pearl Harbor. Die zweite, noch heftigere Zerstörung der Stadt fand in der Nacht zum 25. Dezember 1974 statt – der Zyklon „Tracy“ traf die Stadt mit voller Wucht und quasi ohne Vorwarnung. Dabei handelte es sich um die größte Naturkatastrophe in der Geschichte Australiens. Dabei war „Tracy“ nicht besonders groß: Mit einem Radius von 50 Kilometern und einem Auge von sechs Kilometern soll er sogar der kleinste jemals gemessene Zyklon sein, der je auf Australien traf; dennoch waren Windgeschwindigkeiten von 200 km/h mit Böen bis 260 km/h verheerend, es gab 71 Tote, knapp die Hälfte der damals 48 000 Einwohner wurde obdachlos. Im Stadtmuseum in Darwin gibt es eine Dauerausstellung dazu, deren beeindruckendster Teil ein stockdunkler Raum ist, in dem man dem Zyklon zuhören kann – das ist tatsächlich so beängstigend, dass Menschen, die „Tracy“ erlebt haben, vom Betreten abgeraten wird, um keine schlimmen Erinnerungen auszulösen.
Mittlerweile ist Darwin kräftig gewachsen, auch wenn die Stadt mit knapp über 120 000 Einwohnern noch kleiner als Potsdam ist. Und gar nicht so richtig städtisch wirken mag mit den kleinen Häusern, die selten höher als eine Etage sind, den vielen Palmen und dem tropischen Klima, das gerade jetzt zur „wet season“, der Monsunzeit, schwer auf den Schultern liegt. Das tropische Klima ist vielleicht auch nicht ganz unschuldig daran, dass Darwin lange Zeit als die Stadt mit dem höchsten Bierkonsum der Welt galt. Das glaubt man gern, Bier gibt es in Australien reichlich, und dass man von einem Australier zur Begrüßung ein eiskaltes Bier in die Hand gedrückt bekommt, gilt als selbstverständlich – allerdings sind das kleine Flaschen mit eher magerem Alkoholgehalt.
Was Darwin aber mit deutschen Großstädten gemein hat, ist die überproportionale Zahl von Geländewagen im Straßenverkehr. Das liegt aber nicht daran, dass neureiche Eltern den Nachwuchs gern per SUV in die Krippe um die Ecke chauffieren, sondern an der geringen Asphaltierung. Die Stadt selbst ist sicher, da kann man auch mit einem Porsche gefahrlos durchkommen, aber wenn man sie verlassen will, bleibt einem eigentlich nur der Stuart Highway, die Nord-Süd-Verbindung von Darwin nach Adelaide. Die nächste Stadt ist Alice Springs – genau, wo der große, rote Ayers Rock steht – und die liegt mickrige 1500 Kilometer entfernt und hat gerade 22 000 Einwohner. Da hängt man eben in Darwin fest, der Kontinent ist einfach zu groß und mit 2,9 Einwohnern pro Quadratkilometer ziemlich dünn besiedelt – die Großstädte wie Melbourne und Sydney liegen alle im Süden.
Und jetzt kommt der Geländewagen ins Spiel: Gut, wenn man einen hat, ansonsten bleiben einem ganz viele Ausflüge einfach mal verwehrt. Denn sobald man ins Outback kommt, gibt es eine Allradpflicht. Ganz besonders zur Monsunzeit, also von Oktober bis Mai, treten die sonst trockenen Flüsse über die Ufer, die tropischen Wälder stehen im satten Grün, während die Baumstämme noch schwarz sind von den Buschfeuern der Trockenzeit. Doch sobald der erste Regen den Boden trifft, blüht alles auf. Noch geht es mit den Regenfällen, aber irgendwann sind auch diese Straßen überflutet. Wahrscheinlich sind die deshalb auch gar nicht erst asphaltiert.
Wir haben das Glück des Geländewagens. Ein Tagesausflug bringt uns in den Litchfield-Nationalpark, in dem man sich in – endlich krokodilfreie! – natürliche Badestellen werfen kann, ausgewaschene Steingruben, die ziemlich tief sein können; es gibt die Florence Falls, riesige Wasserfälle, von denen sich einige Mutige in die Tiefe stürzen. Aber es ist eben auch Regenzeit: Viele Strecken sind gesperrt, auch viele Badestellen. Haben sich die Krokodile vorher noch in die Flüsse zurückgezogen, können sie jetzt überall sein.
Verzockt
Wenn man etwas für typisch australisch halten kann, dann ist es die Leidenschaft für Wetten und Rennen – der Melbourne Cup beispielsweise ist ein Pferderennen, das jedes Jahr am ersten Dienstag im November stattfindet und in Melbourne sogar als ein Feiertag gilt. In allen möglichen Bars läuft permanent Pferderennen, und es wird gewettet, was das Zeug hält.
Aber nicht nur Pferde werden auf die Laufbahn geschickt: Die Australier nehmen eben Dinge ernst, die bei uns nicht mal mit einem Augenzwinkern beachtet würden. In Darwin ist sogar der Sitz des Minister for Racing, der „Rennenminister“: Einer namens Matt Conlan kümmert sich wohl darum, dass der wettbegeisterte Aussie auf seine Kosten kommt. Am Freitagabend fand das Windhunderennen statt – und da Jamie, ein Arbeitskollege unseres Gastgebers Dave, selbst Hunde an den Start brachte, ließen wir uns das Spektakel nicht entgehen. Australische Restriktivität hin oder her: Auf der Rennbahn floss reichlich Alkohol, eine Freitagabend-Partystimmung. Von Tierquälerei auch keine Spur: Die Hunde werden präsentiert, sie sind quietschfidel und zutraulich, ein Rennen geht über 312, 383 oder 537 Meter, wahrscheinlich gar nicht genug, um einen Windhund auszupowern.
Die Kriterien zu verstehen, auf den richtigen Hund zu setzen, ist schwierig, aber der erste Erfolg gibt uns recht: Daves Freundin Sylke setzt gleich im ersten Rennen zehn Dollar auf einen Hund und kommt mit 54 Dollar wieder. So einfach geht das? Ich bin ziemlich knapp bei Kasse, aber Cola-Rum-befeuert setze ich völlig übermütig 20 Dollar auf einen Hund, dessen Namen ich mir nicht einmal merken konnte. Platz oder Sieg? Der Unterschied ist, dass man bei Platz Geld gewinnt, wenn der Favorit auf den ersten drei Rängen einläuft, bei Sieg gibt es sogar richtig viel. Ich vertraue auf den Anfängerbonus und setze auf Sieg. Kurz darauf stehe ich am Rand der Rennbahn im Winnellie Park, die ganze Aktion kommt mir so bescheuert vor, dass ich sie am liebsten rückgängig machen würde, aber die innere Stimme, die wahrscheinlich jeder Zocker hört, befiehlt mir weiterzumachen.
Der Hund mit der Nummer fünf, auf den ich gesetzt habe, kommt von sieben Hunden als Zweiter ins Ziel, ein Setzen auf Platz hätte mir immerhin den Einsatz wiedergebracht, so ist das Geld futsch, aber meine Zockerseele ist seltsam infiziert. Dave schlägt vor, auf Nummer fünf Sieg zu setzen, ich bin skeptisch, da eine andere Nummer fünf mich gerade 20 Dollar gekostet hat, dennoch ziehe ich noch mal 20 Dollar aus dem Portemonnaie. Etwas sagt mir, dass es diesmal klappen muss. Immerhin hat Dave mir gerade eine Geschichte erzählt, wie er mal 500 Dollar mit einem Hund gewonnen hast. Ich hole mir noch eine Cola mit Rum, ich schwitze, mir ist leicht duselig, die Luft schwirrt, da sind nicht nur massenhaft Insekten, sondern auch ein paar Hundert Dollar in der Luft, die ich gut gebrauchen könnte. Wir setzen auf Sieg.
Natürlich läuft Nummer fünf auf Platz drei ein, da wir aber auf Sieg gesetzt haben, gehen wir leer aus. Anstatt aufzuhören, beschließe ich jedoch, auf niemanden zu hören und selbst eine Entscheidung zu treffen – ich habe noch einen Zehn-Dollar-Schein dabei. Ich durchforste die Liste und stoße auf einen Hund namens „Willy Make-It“ – „Wird er es schaffen?“ – und schiebe entschlossen meinen letzten Zehner über den Wettschalter. Kurz darauf stehe ich am Rand der Rennbahn und bin verbissener als vorher: Das Rennen beginnt – und mein Hund setzt sich sofort an die Spitze. Ich drehe mich um, mit dem Rücken zur Bahn, und kneife die Augen zusammen. Ich verstehe nicht, was durchgesagt wird, auf jeden Fall verstehe ich nur den Namen des Hundes, auf den ich mein letztes Geld gesetzt habe. Hat er gewonnen? Nein, hat er nicht. Bereits nach den ersten Sekunden verstolperte sich der Favorit, fiel fast hin und kam als Letzter ins Ziel.
Zum letzten Rennen bin ich pleite; und das ist besonders ärgerlich. Es ist nämlich das Rennen von Jamie, sein Hund geht unter der Nummer zwei ins Rennen. Ich habe keinen Dollar mehr, aber einen guten Grund, auf einen Hund zu setzen, von einem Besitzer, den ich persönlich kenne. Eigentlich der erste triftige Grund. So schaue ich mir das Rennen an und muss lachen: Jamies Hund gewinnt haushoch, natürlich. Wahrscheinlich bin ich aber auch einfach kein Zocker.
Spinnen
Gleich die erste Begegnung mit einer Spinne war tragisch und tödlich – allerdings für die Spinne. Womöglich hatte sich die handtellergroße Jagdspinne in der Wohnung auf den Fliesen zwischen Küche und Bad sicher gefühlt; sie war jedoch Silvios Schuhen nicht gewachsen. Der merkte den tödlichen Treffer zunächst gar nicht, nach der Entdeckung wurde der Kadaver entsorgt. Immerhin wurden wir gleich bei der Ankunft darauf aufmerksam gemacht, die Schuhe vor dem Anziehen umzudrehen und auszuklopfen, ab und zu verirre sich eine Spinne da rein. Die berühmte Trichternetzspinne kann uns nichts, die ist in der Gegend um Sydney im Süden unterwegs, aber die Redback-Spinne kann schon mal auftauchen. Wenn man an Arachnophobie leidet, sollte man dem Land lieber fernbleiben.
Zugegeben, wir hatten schon einen angstvollen Respekt vor den seltsamen Tieren des fünften Kontinents. Bisher hielt sich die Gefahr jedoch in Grenzen: Keine riesigen Haie, keine Würfelquallen, kein Krokodil, keine Taipan-Schlange und keine Redback-Spinne haben bisher unseren Weg gekreuzt. Allerdings ist man nie allein, und besonders die ersten Tage ist man mit der permanenten Geräuschkulisse heillos überfordert; ganz besonders nachts, wenn man vor Hitze und Jetlag sowieso keinen Schlaf findet. Draußen zirpen ständig Zikaden, Frösche quaken, und wenn sich irgendwas nach einem menschlichen Schrei anhört, dann sind das Fledermäuse mit 1,50 Meter Spannweite, die sich im Mangobaum vor dem Haus um die Früchte kloppen. Nervig sind für uns auch die normalen Fliegen, die wirklich überall herumschwirren, aber immer noch besser als die „sandflies“, von denen wir bisher verschont geblieben sind, weil wir zu weit weg von den Mangrovenwäldern sind: kleine, schwarze Punkte, die sich unauffällig niederlassen und beim Blutsaugen schmerzhafte Wunden hinterlassen.
Aber es gibt auch Tiere, die man gern im Haus hat (mal abgesehen vom Hauskater): Geckos. Diese kleinen flinken Echsen tauchen immer mal wieder an der Wand auf, ernähren sich von Insekten, machen putzige Geräusche, die eher an einen Wellensittich erinnern – und haben einen hohen Unterhaltungsfaktor: Sie jagen sich gern über die Wohnzimmerwand, und sogar kopulierende Geckos hatten wir schon, direkt neben dem Fernseher. Jetzt hat jemand einen selbst gedrehten Geckoporno auf dem Handy. Echsen gibt es auch eine Nummer größer, und die trifft man sogar im Garten an, auch wenn sie schnell das Weite suchen. Was zuerst wie eine Schlange aussieht, entpuppt sich als Echse, und auch eine Kragenechse ließ sich einmal blicken – erstaunlich schnell und überraschend menschlich, wie sie auf den Hinterbeinen unterwegs ist.
Die größten Echsen – nämlich die Krokodile – sind rund um Darwin nicht gern gesehen. Es gibt wohl ein Programm, mit dem diese umgesiedelt werden sollen, ab und zu entdeckt man auch eine Krokodilfalle oder wird aufgefordert, Krokodil-Sichtungen zu melden. Dabei gibt es zwei Arten: den kleineren „Freshie“, ein Süßwasserkrokodil, und den bis zu sechs Meter langen „Saltie“ – der allerdings durchaus auch in Süßwasser vorkommen kann. Allerdings geht es den großen Echsen hier gut, warum sollen sie verschwinden? Ein Krokodil sehen wir schließlich doch, im Museum in Darwin: „Sweetheart“ wurde im Juli 1979 gefangen und sollte in ein Krokodilreservat gebracht werden, allerdings verfing er sich beim Versuch, sich der Gefangenschaft zu widersetzen, an einem Baumstamm und ertrank im Laufe der mehrstündigen Aktion – seitdem ist er präpariert im Museum. Was das 5,1 Meter lange und 780 Kilo schwere Exemplar jedoch vorher bekannt gemacht hatte, war sein Angriff auf Fischerboote mit Außenbordmotoren. Dabei ging „Sweetheart“ nicht zimperlich vor: Er biss Löcher in die Seitenwände der Boote, warf sie um oder attackierte die Motoren. Allerdings kam dabei nie ein Mensch zu Schaden, das Reptil hatte es ausschließlich auf die Boote abgesehen – wahrscheinlich hielt er diese für Artgenossen, zeigte also nur ein Territorialverhalten. Genutzt hat es ihm jedoch nichts.
Gut, Krokodile sind also weiterhin Fehlanzeige. Was wir ohne Unterlass sehen, sind Ameisen: Die winzigen gelben Exemplare sind überall, aber völlig harmlos. Sie machen sich über alles her, was draußen übrig geblieben ist, stören jedoch niemanden. Ganz anders jedoch die Bull Ant, ein riesiges, urtümliches Exemplar mit gigantischen Werkzeugen am Maul, oder die Feuerameisen, besonders die Ginger Ant, deren starkes Gift allergische Reaktionen auslösen kann. Im Gegenteil dazu die Green Tree Ant: Fängt man sie, kann man ihr deutlich grünes Hinterteil ablösen und essen – es soll nach Zitrone schmecken und den Speichelfluss anregen. Ich habe jedoch nichts geschmeckt – und mir vorgenommen, in nächster Zeit etwas mutiger auf die hiesige Fauna zuzugehen. Ob das gutgeht, erfährt man im nächsten Blog.
Angeln
Es gibt ja diesen historischen Hintergrund, dass Australien eine gigantische Straflager-Kolonie war aus englischen Gefangenen, denen eine neue Chance gegeben wurde, wenn sie in Australien ein neues Leben beginnen und das Land urbanisieren. So sind viele der Aussies Nachfahren von ihnen, und manchmal merkt man dieses Draufgängerische einfach noch – etwa bei John. John fährt seit 50 Jahren raus auf die See, mit 13 war er das erste Mal mit seinem Vater fischen, mittlerweile ist er 63 und tut es noch immer. Geboren hier in Darwin sieht man ihm die Folgen des australischen Klimas deutlich an: Auf ihn trifft das Attribut „wettergegerbt“ einfach zu, seine Haut sieht aus wie Leder, auf das Sonne und Salzwasser über die Jahre eingewirkt haben. John hat strahlend blaue Augen und redet mit einem australischen Akzent, der wie eine seltsame Mischung aus Texanisch und Irisch klingt – und es fällt kein Satz, in den nicht „fuck“, „fucking“ oder „fucked“ eingebaut wird.
Mittwochmorgens halb acht sollen wir am Hafen sein, wir fahren raus aufs Meer und sollen Freitag zum späten Nachmittag wieder da sein. Sein Schiff „Kelly Lee“ hat er jahrelang selbst gebaut und seit 25 Jahren ist er damit unterwegs, ein stählernes Ungetüm mit einem 600-PS-Dieselmotor, der nagelnd durchs Meer pflügt. Vor uns liegen 300 Kilometer, kaum Schatten, wir schlafen irgendwo auf dem Boot. An Bord haben wir Kühlkisten voller Eiswürfel, zwei für den Fisch, eine andere Kiste für das Essen (Eier, Speck, Bratwürste, Toast) und das Bier: Wir haben zu sechst ca. 200 Dosen „Carlton“-Bier dabei, das vom Geschmack und vom Alkoholgehalt jedoch eher Wasser ist.
Der Ozean rund um Darwin ist nicht tief, 15 bis maximal 20 Meter, eher der Balaton als die raue See. Unter uns befinden sich Korallenriffe und massenhaft Riffhaie, die beim Angeln eher nervig sind – sie gehen auf alles, was man fressen könnte, aber mitnehmen kann man sie nicht. John mahnt uns, vorsichtig zu sein, dass wir nicht über Bord gehen – allerdings sei das in den letzten 30 000 Seemeilen kein einziges Mal passiert. Jetzt aber hat er deutsche Landratten an Bord. Was passiert denn, wenn man über Bord geht? Wird man sofort von Haien oder giftigen Quallen attackiert? Vor Haien brauche man keine Angst zu haben, sagt John, da sei es gefährlicher, über die Straße zu gehen. Bei Quallen, den „marine stingers“, sei er jedoch nicht so sicher, die seien jetzt überall. Ab 27 Grad Wassertemperatur kommen sie bis zum Strand, das Wasser ist flach und hat 31 Grad. Man überlebt den Kontakt mit Seewespen, wie die Würfelquallenart heisst, aber er ist äußerst schmerzhaft und nicht ungefährlich. Wir nehmen uns vor, auf keinen Fall über Bord zu gehen.
Während wir über das Meer tuckern und Darwin hinter uns lassen, gibt es einen Ruck in der Schlepprute – der erste Fisch. Wir sind aufgeregt wie kleine Kinder, aber was da am Haken hängt, überrascht selbst den alten Skipper. Wer Makrelen als Räucherware im Supermarkt kennt, ahnt ja nicht, wie groß diese in Australien werden können: Das Exemplar, das wir an Bord hieven, misst 1,33 Meter und wiegt knapp 17 Kilogramm. Ein kleiner Teil landet in der Pfanne, der Rest im Eisfach. Genug, um eine Familie mehrere Tage zu ernähren.
Wir ankern, als es Nacht wird, und wir schweigen vor Erstaunen. Der Mond hängt als schmale Sichel am Himmel, aber nach unten, wie ein U, direkt neben der Venus. Der Sternenhimmel sieht beinahe unwirklich aus, als hätte jemand weiße Farbe auf schwarzen Untergrund gekippt, Milliarden Sterne sind zu sehen. Das Licht auf unserem schaukelnden Boot lockt seltsame Lebewesen an, blaue nadelförmige Fische, die neugierig ankommen, wenn man die Hand ins Wasser hält, unzählige Tintenfische, die unter der Oberfläche patrouillieren. Plötzlich ruckt es an der Angel von Dave, unserem Gastgeber in Darwin – etwas wahnsinnig Großes hängt dran: Es dauert eine halbe Stunde, bis wir die Beute sehen. Es ist ein drei Meter langer Zitronenhai, er sieht beeindruckend aus, hat aber keine Zähne. Wir befreien ihn vom Haken und lassen ihn schwimmen. Er wird nicht der letzte sein, der an den Haken geht.
Die Nacht ist unbequem, niemand schläft länger als drei Stunden, das Schiff schaukelt und ich habe den undankbaren, harten Schlafplatz auf dem Motorblock erwischt. Irgendwann kann ich nicht mehr liegen und setze mich auf den Schiffsrand – und erschrecke. Im Wasser blinkt es wie tausend Leuchtdioden, als wäre ein zweiter Sternenhimmel im Meer gefangen – fluoreszierendes Plankton, das überall ist. Das Meer kommt mir seltsam vor.
Den nächsten Tag verbringen wir in „Sail City“, einem Riff, das den Namen bekommen hat, weil es dort viele Segelfische geben soll. Wir erwischen keinen, dafür Red Snapper, Papageienfische sowie zahlreiche bunte Rifffische, die Spitznamen haben: den „Adidas fish“ etwa, der drei rote Querstreifen hat, oder einen Fisch namens „spanish flag“: Die gelben Querstreifen sehen aber eher wie die katalonische als die spanische Flagge aus. Der Sonnenbrand macht uns zu schaffen, auch das Schaukeln, das auch den nächsten Tag an Land anhalten wird – man gleicht weiter aus. Aber wir sind glücklich auf der Kelly Lee.
Ankunft
Als das erste Mal ein Gefühl von Ankunft einsetzt, sitzen wir in einem Whirlpool, es ist früh um fünf, wir haben ein Glas Whisky in der Hand und im Hintergrund ist es laut: Das sind Frösche, die wie Kermit aus der Muppet-Show aussehen sollen, die können lauter als jeden Gespräch werden. Es giesst in Strömen, „The Wet“, wie der Monsun im tropischen Northern Territory genannt wird, und es steht alles so unter Wasser, dass man durch knöchelhohes Wasser schlappen muss, um irgendwohin zu kommen.
Die Anreise ist nicht mal eben leicht zu bewältigen, das ist wirklich so. Abends steigt man in Frankfurt am Main in ein Flugzeug, nächste Station Singapur. Dazwischen liegen zwölf Stunden, in denen man die Fenster zuziehen muss, weil es durch die Zeitverschiebung einfach zu schnell zu hell wird und die Flugbegleiter genau wissen, dass die normalen Reisenden die Zeit einfach nur verschlafen wollen – was nicht immer einfach ist, wenn man in eine Boeing 777 gepfercht wird und am Ende der Knie auch schon der Sitz des Vordermannes ist. Es gibt eine große Auswahl an Bordkino – deutsche, amerikanische, chinesische Filme - , das Essen ist reichlich und gut (indonesisch) und zum Schluss schafft es der Gratis-Whisky, dass man im Sitzen einschläft. Vormittags landet der Flieger dann in Singapur – dort ist es bereits abends.
Der Flughafen in Singapur ist riesig und auf Wellness gemacht, Teppich, Lounges, Fresstempel überall. Drei Stunden bleibt einem nichts anderes übrig, als ziellos durch Terminal 1 zu laufen, es gibt drei insgesamt und nur das eine ist grösser als jeder Flughafen in Deutschland. Eine Dose Cola kriegt man buchstäblich hinterhergeworfen, eine Dose Bier kostet ein Vermögen. Wir treffen Peter aus Duisburg, der seit fünf Jahren in Darwin als Koch arbeitet. „Australien ist schon schön“, sagt er. Aber das Meer kann man vergessen. Baden gehen? „Ein halbes Jahr ist alles voller Krokodile, das andere halbe Jahr alles voller giftiger Quallen.“ Wir verabreden uns mit ihm, Mittwoch soll ein guter Tag sein, sonst ist da nichts los. Langsam greift die Unsicherheit, draussen scheint es warm zu sein, der Flughafen ist jedoch mit Klimaanlagen ausgestattet, die die Hitze weghalten. Im Flugzeug nach Darwin, das im Stockfinsteren startet, fallen die Augen zu, das Denken verlangsamt sich, die Erwartungshaltung weicht einer Erschöpfungsstarre.
Darwin, am anderen Ende der Welt, 13000 Kilometer Luftlinie, ist Neuankömmlingen gegenüber richtig aggressiv, das Flugzeug rumpelt durch dichte Wolken, es blitzt hell, sodass einige noch blasser aussehen, wenn die Blitze in ihren Gesichtern refelektiert werden. Der Regen prasselt dazu so stark auf das Flugzeug, dass man die Flügel nur noch erkennt, wenn es blitzt – im Acht-Sekunden-Takt, kurz, aber intensiv. Der Pilot landet den Vogel ohne Komplikationen. Man muss schon unterwegs einen „Immigration Check“ ausfüllen, in dem man gefragt wird, ob man Tuberkulose hat, die letzten 30 Tage mit Süsswasserseen in Kontakt war oder noch ob man ausschliessen kann, dass noch Dreck aus einem anderen Kontinent am Schuh klebt. Das Interview im Flughafen dauert aber nicht lang, vier Deutsche, die zusammengehören, und irgendwie hat früh um zwei in Australien auch niemand mehr richtig Lust, deutsche Touristen auseinanderzunehmen. Wir bekommen anstandslos den Stempel in den Reisepass.
Unser Fahrer steht vor dem Terminal, die Luft dampft, der Parkschein in seiner Hand ist so durchweicht, dass der Parkautomat ihn nicht mehr akzeptiert. Wir hängen uns an ein anderes Fahrzeug und schaffen es, Stossstange an Stossstange, die Schranke zu überlisten. Zu fünft geht es im Pick-up durch die Stadt, niemand sagt mehr irgendetwas, es ist aber nicht weit. Und irgendwann dann dieses Gefühl, angekommen zu sein, übermütig und übermüdet. Aber wir sind sicher: Bis auf einen Frosch und eine Kakerlake ist keines der wilden Tiere zu sehen, für die der Norden bekannt ist. Noch nicht.
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