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Azubi-Kollegen an der Drehmaschine gesucht. Auch in früher hoch nachgefragten Bereichen wie der Automobilbranche gibt es in diesem Jahr noch freie Stellen. Sechs Kfz-Mechatroniker-Lehrlinge werden von Potsdamer Lehrbetrieben noch gesucht. 

© dpa

Landeshauptstadt: Azubis dringend gesucht

Hunderte Lehrstellen sind noch offen, doch manch Jugendlichem fehlen Voraussetzungen für den Traumjob

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Der 18-jährige Marc ist sauer. Der Potsdamer hat einen Traum – eine eigene Autowerkstatt, in der er tunen und schrauben kann. Doch eine Lehrstelle als Kfz-Mechatroniker hat er bislang nicht gefunden. Dabei würden doch Lehrlinge gesucht, sagt Marc, der bisher nur Absagen erhielt.

In der Tat, das Ausbildungsjahr hat in vielen Betrieben zwar bereits am 1. August begonnen, doch noch immer suchen Firmen nach Lehrlingen. Auch für Kfz- Mechatronik-Azubis gibt es Bedarf, allein in Potsdam finden sich sechs offene Stellen in den Ausbildungsbörsen. Über 660 Lehrstellen hat die Handwerkskammer Potsdam zu vergeben, vor allem im Hotel- und Gaststättengewerbe. Über 90 Lehrstellen sind in diesem Bereich unbesetzt. Plätze sind auch noch frei für künftige Bäcker, Friseure und Einzelhändler. In Brandenburg stehen fast 4000 Lehrstellen offen. Gleichzeitig suchen aber fast 6000 Jugendliche im Land einen Ausbildungsplatz. „Das geht für mich nicht zusammen“, beschwert sich Marc. Er gehört zu den gut 1000 Jugendlichen im Arbeitsamtsbezirk Potsdam, die noch keine Lehrstelle gefunden haben.

Handwerkskammer-Sprecherin Ute Maciejok ahnt den Grund, warum sich Betriebe nicht um die noch unvermittelten Jugendlichen wie Marc reißen. „Diejenigen, die bislang noch keine Lehrstelle gefunden haben, liegen in ihren Leistungen oftmals weit von dem entfernt, was Betriebe fordern.“ Im Klartext: Die Schulnoten sind schlecht, Grundkenntnisse in Naturwissenschaften oder der deutschen Sprache fehlen. „Für einen Kfz-Mechatroniker sind Physikkenntnisse notwendig“, so Maciejok. Dienstleistungsberufe seien mit mangelhaften Deutschkenntnissen in Wort und Schrift kaum möglich.

Hilfen kommen von der Agentur für Arbeit. So gibt es ausbildungsbegleitende Hilfen, um Schwächen im schulischen Wissen auszugleichen, erklärt Herma Paul vom Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur. Außerdem gibt es auch die Möglichkeit von Berufsvorbereitungsmaßnahmen. Mit Einstiegsqualifizierungen können Jugendliche drei bis zwölf Monate in Firmen hineinschnuppern und mit praktischer Arbeit manch schwache Zeugnisnote wettmachen.

Die Potsdamer Industrie- und Handelskammer (IHK) bietet finanzielle Unterstützung mit einem Nachhilfeprogramm. 500 Euro stünden bereit, um Bildungsdefizite punktuell auszumerzen, sagt der Fachbereichsleiter für Aus- und Weiterbildung bei der IHK, Wolfgang Spieß. Für die bei der IHK gemeldeten noch 350 freien Ausbildungsstellen wolle man am 25. August eine Last-Minute-Lehrstellenbörse am Hauptsitz in der Breiten Straße 2 a-c veranstalten, kündigt Spieß an. Der 18-jährige Marc hofft, bis dahin doch noch eine Lehre als Kfz-Mechatroniker gefunden zu haben. „Bis dahin schraube ich halt an meinem Motorrad herum.“ Kay Grimmer

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