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Landeshauptstadt: Babelsberg bärenlos

Einen Preis gab es nur für den HFF-Spielfilm „Jagdhunde“ – dafür steigt der Glamour-Faktor und das Studio ist bald ausgebucht

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Berlin / Babelsberg - Kein Gold, kein Silber, nix. Die Babelsberger Bärenjagd auf der Berlinale blieb erfolglos. Einen Preis bekam nur „Jagdhunde“ – das Spielfilm-Debüt von Ann-Kristin Reyels, die an der Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) Regie studierte. Ihre Geschichte über Nähe und Distanz, die in der verschneiten Uckermark spielt, wurde mit dem Preis des Filmkritikerverbands „Fipresci“ für die Festival-Sektion Forum ausgezeichnet.

In der Konkurrenz um den Mini-Bären, den es samt 50 000 Euro Preisgeld für den besten Erstlingsfilm gibt, ging allerdings auch „Jagdhunde“ leer aus. Genauso wie der in Babelsberg gedrehte Film „Die Fälscher“ bei den „großen“ Bären. Dabei war das KZ-Drama des Regisseurs Stefan Rutzowitzky, koproduziert von Studio Babelsberg Motion Pictures, lange als Favorit gehandelt worden – vor allem wegen Hauptdarsteller Karl Markovics. Der Wiener überzeugte als pragmatischer, opportunistischer Meisterfälscher Salomon Sorowitsch, der im Konzentrationslager Sachsenhausen für die Nazis britische Pfundnoten und US-Dollars herstellen soll, um die Kriegsgegner zu schwächen. Der Film basiert auf den Erinnerungen und Berichten von Adolf Burger, einem Überlebenden der geheimen Fälscherwerkstatt. Doch obwohl selbst die internationale Kritik wie im US-Filmmagazin „Variety“ Karl Markovics „kraftvolle“ Leistung lobte – die Berlinale-Jury um US-Regisseur Paul Schrader vergab den Silbernen Bären für den besten Darsteller an Julio Chavez für seine Rolle im argentinischen Film „El otro“ („Der Andere“).

Als beste Darstellerin wurde die deutsche Schauspielerin Nina Hoss für ihre Darbietung in „Yella“ ausgezeichnet – Hoffnungen auf diesen Silbernen Bären hatten sich allerdings auch die Babelsberger Produzenten Manuela Stehr und Stefan Arndt gemacht. Mit ihrem X Verleih bringen sie Ende Mai den Film in die Kinos, der wohl bei Kritikern und Publikum die meisten Herzen erobert hat: „Irina Palm“ mit Hauptdarstellerin Marianne Faithfull. Doch die Pop-Ikone der 1960er Jahre musste nicht zur Preisverleihung anreisen, „Irina Palm“ ging leer aus.

Die Bären allerdings sind das eine, die Berlinale-Stimmung das andere. Das wohl größte Star-Aufgebot in der Festivalgeschichte missfällt zwar manchem Filmkritiker – die Berlinale verwässere ihren politischen Anspruch, wenn Filme nur ins Programm genommen werden, weil deren berühmte Darsteller anreisen, meinen sie – doch dem Filmstandort Berlin-Brandenburg tun Glanz und Glamour gut. Schließlich ist das Festival, so drückte es Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) aus, der „Showroom der Stadt“. Und auch Berlinale-Direktor Dieter Kosslick kürte Berlin zum größten Star der vergangenen zehn Tage. Das spricht sich herum, auch in Hollywood – was gerade für das Potsdamer Studio Babelsberg von Bedeutung ist. Versteht das Traditionsunternehmen sich doch vor allem als Dienstleister für internationale Kinofilm-Produktionen und lebt davon, dass diese in Babelsberg gedreht werden. Für Aufträge von Produktionen mit Millionen-Budget spielt da auch eine Rolle, dass namhafte Regisseure und Schauspieler gern hier arbeiten. Beste Vorbilder geben dabei Matt Damon und Natalie Portman ab: US-Schauspieler Damon drehte bereits zweimal für die Trilogie um Profi-Killer Jason Bourne in Babelsberg und Berlin und kam zur Berlinale wieder, um Robert de Niros Film „The Good Shepard“ („Der gute Hirte“) vorzustellen. Berlin sei eine Stadt, die vor Energie strotze, lobte Damon da – und in Berlin-Mitte kenne er sich mittlerweile aus wie in seiner Westentasche. Das dürfte auch für Natalie Portman gelten: Sie drehte in Babelsberg bereits „V for Vendetta“ und reiste zum Filmfestival privat an – es heißt, Grund sei auch ihr Ex-Freund, Schauspieler Gael Garcia Bernal, der in der Berlinale-Jury saß.

Dass die Stars bald auch wieder zum Drehen nach Potsdam und Berlin kommen, steht bereits fest. Aus Hollywood erwartet Studio Babelsberg den Film „Speed Racer“ – die Verfilmung eines japanischen Comics aus den 1960er Jahren läuft unter der Regie von Andy und Larry Wachowski, die hier bereits „V for Vendetta“ produzierten. Die Besetzung des angeblich 100 Millionen Euro teuren Films ist nicht bekannt, Drehstart soll aber Mitte Juni sein. Während der Berlinale entschied sich, dass bereits ab Anfang April gut einen Monat lang Szenen für den deutschen Film „Meine schöne Bescherung“ in den Babelsberger Studios entstehen, wie Produzentin Manuela Stehr von X Filme bestätigte. Regie führt Vanessa Jopp – wer die Hauptrollen übernimmt, ist noch offen. Ebenfalls im Frühjahr fällt die erste Babelsberger Klappe für den Thriller „Flammen og Citronen“, eine dänisch-deutsche Koproduktion mit Bond-Bösewicht Mads Mikkelsen, die in der Zeit des Nationalsozialismus spielt (PNN berichteten). Aber auch komisch soll es in Babelsberg zugehen: Comedian Holger Müller alias „Ausbilder Schmidt“ wird im Studio den ersten „Ausbilder Schmidt“-Film drehen.

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