
© Andreas Klaer
Von Peer Straube: Bahnhöfe „keine Gewaltbrennpunkte“
Nach S-Bahn-Mord in Potsdam Gelassenheit bei Polizei und Bahn /ViP mauert bei Videoüberwachung
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Nach der Ermordung eines 50-jährigen Mannes durch zwei Jugendliche in der Münchener S-Bahn sehen die Verantwortlichen keine Notwendigkeit für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen auf Potsdamer Bahnhöfen. Deutsche Bahn, die Verkehrsbetriebe ViP und Havelbus sowie die Polizei erklärten den PNN gestern übereinstimmend, die getroffenen Vorkehrungen seien ausreichend.
Die Potsdamer Bahnhöfe, auch der Hauptbahnhof, seien „keine Brennpunkte der Gewalt“, sagte Polizeisprecherin Katrin Laurisch gestern auf Anfrage. In Potsdam greife wie überall das auf vier Säulen basierende Sicherheitskonzept der Deutschen Bahn, sagte deren Sprecher Burkhard Ahlert. Dazu zählten qualifizierte und geschulte Sicherheitskräfte, Videoüberwachung und Notrufsäulen, die Kooperation mit Polizei und privaten Sicherheitsdiensten sowie Prävention. Durch die Installation von Videokameras, etwa am Hauptbahnhof, seien die Körperverletzungsdelikte „spürbar zurückgegangen“. Auf den kleineren Bahnhöfen Pirschheide, Park Sanssouci, Babelsberg und Griebnitzsee, auf denen kein Bahnpersonal mehr vor Ort ist, seien dennoch Streifen im Einsatz, sagte Ahlert. Auch das Personal der dort haltenden Züge habe „ein Auge“ auf etwaige Gefahren. Unterstützt wird die Bahn durch die Bundespolizei, die für die Sicherheit auf Bahnhöfen und Bahnsteigen mitverantwortlich ist. Vom rund um die Uhr besetzten Polizeirevier im Hauptbahnhof würden auch die kleineren Bahnhöfe „bestreift“, sagte Bundespolizei-Sprecher Meik Gauer. Die Entscheidung treffe der jeweilige Schichtleiter. Zudem würden Polizisten auch in den Zügen selbst eingesetzt. Aus „kriminalgeografischer Sicht“ spielten die Potsdamer Bahnhöfe im Gegensatz zu Berlin jedoch eine „untergeordnete Rolle“, sagte Gauer. In der Bundeshauptstadt seien wesentlich mehr Gewaltdelikte auf Bahnhöfen zu verzeichnen. Wenig auskunftsfreudig zeigt sich die Bahn bei der Frage der Videoüberwachung. In wie vielen und welchen Bahnhöfen neben dem Hauptbahnhof Kameras surren, sagte der Bahnsprecher nicht. Die Geheimhaltung sei Teil der „Prävention“, so Ahlert.
Auch der ViP verweigert in diesem Punkt die Auskunft. Die Zahl der in Straßenbahnen und Bussen befindlichen Videokameras zu nennen, halte er für eine „Nonsensinformation“, sagte ViP-Chef Martin Weis den PNN. Für das subjektive Sicherheitsgefühl brächten Kameras ohnehin „gar nichts“. Der ViP verfüge über „geschulte Fahrer“, die ein Deeskalationstraining absolviert hätten. Sicherheit erreiche man „durch Menschen und nicht durch Kameras“, so Weis. „Ein Teil“ der Bus- und Tram-Flotte sei zwar mit Überwachungstechnik ausgerüstet, allerdings seien auch Attrappen darunter. Die neu bestellten Straßenbahnen, die ab 2011 geliefert werden sollen, bekämen indes alle auch Kameras, so Weis.
Die Havelbus-Verkehrsgesellschaft, die vor allem die neuen Ortsteile bedient, hat im Gegensatz zu Bahn und ViP kein Problem damit, Zahlen zu nennen. 110 der 213 Busse haben Kameras, Attrappen seien nicht darunter, sagte Havelbus-Sprecherin Ulrike Rehberg auf Anfrage. Seit 2002 würden alle Neuanschaffungen mit Videoüberwachungstechnik ausgerüstet, nachts fahren nur Busse mit Kamera. Vandalismusschäden und auch die Gewaltbereitschaft seien seitdem „fühlbar gesunken“, da die Straftaten besser aufgeklärt werden könnten, so Rehberg. Nach und nach soll die gesamte Havelbus-Flotte Kameras bekommen. Zusammen mit dem ViP habe man sich 2008 zudem an der Kampagne „Mehr Service für Potsdam – sauber, sicher, lebenswert“ beteiligt, bei der vor allem in den Nachtstunden verstärkt Fahrgastbegleiter eingesetzt wurden. Das Konzept habe bei den Passagieren und den Fahrern so viel Beifall gefunden, dass es auch in diesem Jahr umgesetzt werde, so Rehberg.
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