Landeshauptstadt: Bahnkunden suchen sich andere Wege
Das Chaos blieb aus: Die Warnstreiks der Bahngewerkschaften waren in Potsdam nur wenig zu spüren
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Potsdam/ Werder/ Teltow/ Berlin – Thomas Hesse gab gestern Morgen sein Managerbüro auf – und tauschte es mit der Infobox der Deutschen Bahn (DB) mitten im Hauptbahnhof. Dort informierte er Kunden über die Auswirkungen der Streiks der DB-Gewerkschaften. Dazu gab der Manager Handzettel mit einer Info-Telefonnummer und einem Verweis auf die Homepage der Bahn aus.
„Leider können wir auf solche kurzfristigen Warnstreiks häufig nicht mit Ersatzverkehr reagieren, da die Aktionen nur kurz dauern“, erklärte Hesse – und verwies einzelne Kunden immer wieder auf die sehr unregelmäßig fahrenden S-Bahnen zwischen Berlin und Potsdam.
Zwischen 5 und 9 Uhr dauerte der Arbeitskampf der Eisenbahner in und vor Potsdams Hauptbahnhof. Nur ein Zug war zu sehen: Die Regionalbahn 21 nach Wustermark – die war allerdings schon seit 4.46 Uhr unterwegs. Auch die Bahnsteige, auf denen sonst Pendler auf ihre Regionalzüge nach Berlin warten, blieben leer. Nur an den S-Bahn-Gleisen warteten Menschen. Bundesweit setzten zu dieser Zeit hunderte von Zügen ihre Fahrt ebenso nicht fort.
Bereits am Montag war der Warnstreik in einer Vielzahl von Medien angekündigt worden. Dennoch bekamen Mitarbeiter des Infoteams vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg den Unmut einiger Bahnkunden ab. Einige hätten mit Unverständnis reagiert und auf die Streikenden geschimpft, so ein Infoteam-Mitarbeiter. Die meisten aber seien offenbar informiert gewesen und schon vorher auf andere Fortbewegungsmittel umgestiegen.
Allerdings registrierten andere Verkehrsanbieter in der Region – im Gegensatz zu ihren Berliner Kollegen – kaum Veränderungen im laufenden Fahrgastgeschäft. „Wir haben zwar mehr Leute als sonst befördert, mussten aber unsere eingeplanten Sonderbusse nicht einsetzen“, sagte Dieter Schäfer, Geschäftsführer der Havelbus Verkehrsgesellschaft mbh. Besonders zwischen Potsdam und Werder war mit Chaos gerechnet worden. „Vielleicht sind manche Pendler erst neun Uhr losgefahren oder eben auf ihr Auto ausgewichen“, sagte Schäfer.
Doch auch auf den Straßen Potsdam blieb es verhältnismäßig ruhig. Autos stauten sich am Vormittag besonders auf der Berliner Straße stadteinwärts, zum Teil bis zur Glienicker Brücke. Stadtauswärts herrschte ebenso dichterer Verkehr als an anderen Tagen. „Allerdings haben wir keine erhöhten Unfallzahlen feststellen können“, sagte Polizeisprecherin Angelika Christen. Die Unfalldichte sei in der Landeshauptstadt zurzeit aus bislang noch ungeklärten Gründen ohnehin deutlich höher als gewöhnlich, da fiele so ein Tag wie gestern kaum ins Gewicht.
Ebenso wenig bemerkten die Taxifahrer, dass der Schienenverkehr in der Region lahm lag. „Wir hatten uns ausdrücklich auf mehr Anfragen eingestellt, doch kamen die leider nicht“, sagte Eckhard Fischer vom Vorstand der Potsdamer Taxigenossenschaft e.G. Auch Anrufe der PNN bei Taxiunternehmen in Werder und Teltow sowie den Verkehsbetrieben in Potsdam brachten das selbe Ergebnisse – potenzielle Kunden seien auf die Streiks vorbereitet gewesen und nicht auf Alternativen angewiesen gewesen. So endete der erste Tag des Eisenbahnerstreiks in Potsdam gegen 9 Uhr. Es sei alles gut gelaufen, resümierte Bahnmanager Hesse, als sich die ersten Züge wieder in Bewegung setzten. Die Gewerkschafter in weißen Plastikwesten packten zeitgleich ihre Schilder ein und verließen ihre Streikposten vor dem Bahnhof. „Jetzt müssen sich die Züge erstmal wieder ins Netz einfädeln“, erklärte Hesse. Mit Normalbetrieb rechnete er zu diesem Zeitpunkt erst am Nachmittag. Für heute sind weitere Streiks geplant, die auch Hesse wieder aus seinem Büro treiben dürften.
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