Landeshauptstadt: Baubeginn nach 20 Jahren
Bis Jahresende entsteht in der Fritz-Zubeil-Straße der lange geplante Handwerks- und Gewerbehof
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Babelsberg - Ein seit einer Generation geplantes Projekt nimmt endlich Gestalt an: Am Dienstag wurde an der Fritz-Zubeil-Straße im Gewerbequartier Babelsberg der Grundstein für den Handwerks- und Gewerbehof gelegt, in dem künftig bis zu 13 Handwerksbetriebe und Unternehmen des produzierenden und verarbeitenden Gewerbes Platz finden sollen. Dies sei ein wichtiger Schritt für die Förderung der für Potsdam so wichtigen kleingewerblichen Strukturen, so Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Eine weitere Lücke im Angebot werde damit geschlossen, so der Rathauschef.
Drei Gebäude sollen bis zum Jahresende 2014 auf dem etwa 8700 Quadratmeter großen Grundstück errichtet werden, sagt Steffen Schramm, Geschäftsführer der städtischen Technologie- und Gewerbezentren Potsdam GmbH (TGZP), die Bauherr und Betreiber des Handwerkshofs ist und in Potsdam bereits fünf weitere Technologie- und Innovationszentren betreibt.
Jede der insgesamt 13 Gewerbeeinheiten bietet eine Grundfläche von 196 Quadratmetern mit einer Werkhalle und Büroräumen, über denen bei Bedarf noch Lagerfläche eingerichtet werden könne, so Schramm: „Die Hallen sind sehr offen und flexibel gestaltbar, Nutzer können zum Beispiel auch noch eine Kranbahn nachrüsten. Wir wissen ja noch nicht genau, wer am Ende hier reinkommt.“
Mietverträge gibt es zwar noch nicht, Interessenten aber schon, sagt Schramm: „Die Räume sind für klassisches Handwerk gedacht, also für Maler, Schlosser, Tischler, Sanitärarbeiter oder Elektriker.“ Damit der Standort für die Handwerker auch attraktiv ist, sind die Mieten relativ niedrig: Der genaue Preis stehe zwar noch nicht fest, werde aber etwa bei fünf bis sechs Euro pro Quadratmeter liegen, so Schramm. „Wir gehen davon aus, dass wir die Flächen recht schnell vermietet bekommen.“
Bis zum realen Baubeginn des Handwerkshofs hat es lange gedauert: „Eigentlich hätten wir diesen Grundstein gerne schon vor 20 Jahren gelegt, da gab es nämlich die ersten Planungen“, sagte Jakobs. Damals habe man noch nach geeigneten Standorten gesucht, unter anderem in den Roten Kasernen, so der Oberbürgermeister. Auch die Suche nach Geldgebern gestaltete sich schwierig: Eigentlich wollte Potsdam das Projekt vom Land Brandenburg aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre) fördern lassen, dies wurde jedoch wiederholt abgelehnt. Zuletzt hatte sich das Bauvorhaben zudem wegen schwieriger Bodenverhältnisse weiter verzögert: Der Baugrund habe erst einmal mit speziellen Säulen abgestützt und stabilisiert werden müssen, sagte Schramm.
Mit den Verzögerungen wuchsen auch die Kosten: War man ursprünglich von rund 2,5 Millionen Euro ausgegangen, stieg die Summe 2012 bereits auf drei Millionen, aktuell beträgt die Gesamtinvestition 3,4 Millionen Euro. 1,8 Millionen davon stammen aus einem Darlehen aus dem Stadtentwicklungsfonds des Landes, 400 000 übernimmt das TGZP, 1,2 Millionen kommen aus Erlösen des Entwicklungsgebiets Babelsberg.
„Wir gehen mit dieser Investition ein Risiko ein“, stellte Jakobs klar, betonte jedoch die Notwendigkeit dieser Investition: „Handwerker finden in Potsdam einfach zu wenig Gewerberäume. Wir als öffentliche Hand waren da gefragt.“ Ähnlich sah es Brandenburgs Bauminister Jörg Vogelsänger (SPD): „Die Potsdamer sollten nicht nach Berlin pendeln müssen. Das Projekt ist eine Signalinvestition dafür, dass das Handwerk in Potsdam einen Platz hat.“
Auch wenn dieser Teil von Babelsberg als Gewerbegebiet gilt: Direkt neben der Baustelle des künftigen Handwerkshofs beginnt eine Einfamilienhaus-Siedlung. Mit unzumutbaren Lärmbelastungen müsse laut Steffen Schramm aber nicht gerechnet werden: Die sieben Meter hohen, U-förmig angelegten Gebäude seien so gestaltet, dass der Arbeitslärm ausschließlich in den Innenhof geleitet werde. Die Gebäude bekommen an der Rückfassade zwar Fenster, diese lassen sich jedoch nicht öffnen. Zudem habe man positives Feedback von den Anwohnern erhalten, so TGZP-Sprecherin Nicole Poloni: „Viele sagten, sie seien froh, dass wir jetzt mit dem Bauen anfangen.“ Ein Grundstück weiter liegt nämlich eine Glasfabrik, deren Lärmemission durch die künftigen Handwerksgebäude etwas gedämpft werden könnte. Erik Wenk
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