Landeshauptstadt: Bauen für den Eigenbedarf
Die Stadt will Baugemeinschaften stärker fördern. Im Bornstedter Feld startet ein Pilotprojekt
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Bornstedter Feld - Bislang ist der Wohnungsbau in Potsdam vor allem Großunternehmen wie Semmelhaack, Kondor-Wessels oder der hauseigenen Pro Potsdam vorbehalten – das soll sich nun ändern. Künftig sollen bei der Vergabe kommunaler Grundstücke verstärkt auch Bauherrengemeinschaften zum Zuge kommen. Ziel sei es, deren Anteil am gesamten Wohnungsneubau der Stadt auf einen zweistelligen Prozentbereich zu steigern, sagte Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) am Montag vor Journalisten. Derzeit sind Baugemeinschaftsprojekte noch die Ausnahme in der Stadt, der Anteil am Neubau fällt kaum ins Gewicht.
Als ersten Schritt haben die Stadt und die Pro Potsdam im Bornstedter Feld jetzt ein Pilotprojekt gestartet. In der Hermann-Kasack-Straße, direkt an der Grenze zum Volkspark, schreibt die Pro Potsdam über ihre Tochter Entwicklungsträger Bornstedter Feld fünf Grundstücke aus, auf denen dreigeschossige Wohnhäuser mit insgesamt rund 50 Wohnungen entstehen können. Zum Zuge kommen ausschließlich Baugemeinschaften aus mindestens drei Haushalten, die Wohnungen für den Eigenbedarf errichten wollen. Das Besondere: Die zwischen 880 und etwa 1300 Quadratmeter großen Grundstücke werden zum Festpreis vergeben. Je nach möglicher Bebauungsgröße müssen die Käufer zwischen 292 500 und 376 500 Euro für eines der Grundstücke bezahlen. Den Zuschlag erhalten die Bieter, die aus Sicht einer Auswahlkommission – besetzt mit Vertretern der Stadt, der Pro Potsdam und des Gestaltungsrates – das beste Konzept vorweisen können. Als Kriterien für die Bewertung werden unter anderem das Wohn- und Nutzungskonzept, die städtebauliche und architektonische Qualität der Entwürfe, die Gestaltung der Außenanlagen sowie energetische und ökologische Aspekte herangezogen.
Das Verfahren ist dreistufig: Im ersten Schritt müssen die Bewerber ihre Projektidee skizzieren und ein Finanzierungskonzept vorlegen. Im zweiten Schritt muss daraus ein Gesamtkonzept entwickelt werden, auf dessen Grundlage der Zuschlag erteilt wird. Zu diesem Zeitpunkt müssen zudem alle Bewerber nachweisen, dass sie 70 Prozent der Bauherren bereits akquiriert haben. In der letzten Stufe bekommen die erfolgreichen Bieter sechs Monate lang Zugriff auf das Grundstück. Diese sogenannte Anhandabgabe soll es den Bauherren ermöglichen, die letzten Bauherren ins Boot zu holen und letzte Details zu klären. Erst dann wird der Kauf beurkundet.
Von Wohnungen für junge Familien bis zu Mehrgenerationenprojekten seien die verschiedensten Konzepte möglich, sagte Erik Wolfram, Bereichsleiter Stadterneuerung. Angesichts der anhaltenden Wohnungsnot sei das Angebot auch als neuer Ansatz für bezahlbares Wohnen in Potsdam gedacht. Bezahlbar sei aber nicht mit billig gleichzusetzen, schließlich betrage der durchschnittliche Quadratmeterpreis 300 Euro. Die Summe sei angemessen, sagte Wolfram. Da nicht zum Höchstgebot verkauft werde, dürfe man den Preis schon aus Gründen des Vergaberechts nicht zu niedrig ansetzen.
Sollte das Pilotprojekt erfolgreich sein – was auch von der Zahl der Bewerber abhängt –, will die Pro Potsdam weitere Flächen für Baugemeinschaften zur Verfügung stellen. Allein im Bornstedter Feld gebe es mehrere geeignete Grundstücke, beispielsweise auf dem Areal der Roten Kasernen an der Nedlitzer Straße oder im Bereich westlich der Georg-Hermann-Allee, sagte Thomas Nolte, Bereichsleiter Entwicklung und Neubau bei der Pro Potsdam. Auch bei der weiteren Bebauung der Potsdamer Mitte nach dem Abriss der Fachhochschule sowie auf dem früheren Tramdepot in der Heinrich-Mann- Allee, wo Platz für rund 400 Wohnungen ist, sollen Grundstücke an Baugemeinschaften vergeben werden, ergänzte Baudezernent Klipp. Das ehemalige Kasernengelände in Krampnitz komme ebenfalls in Betracht.
Die meisten Baugemeinschaftsprojekte in Potsdam wurden bislang in Babelsberg realisiert – unter anderem auf dem Areal der alten Brauerei in Alt Nowawes und im Theodor-Hoppe-Weg.
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