zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Bäume im Schaufenster

Ausstellung zeigt Geschichte der Waldforschung Knuth: Stadtwäldchen mehren statt vernichten

Stand:

Potsdam sollte pfleglich mit seinen innerstädtischen Waldstücken speziell in den Neubau- und Plattenbaugebieten umgehen, erklärte der Direktor des Naturkundemuseums Detlef Knuth anlässlich der Ausstellungseröffnung „Waldforschung und Waldvisionäre in Brandenburg“. Er hält es für kontraproduktiv, Waldflächen – wie im Kirchsteigfeld geplant – für Gewerbeansiedlungen oder Handelsflächen zu opfern. „Das ist genau das, was nicht passieren sollte“, sagte er den PNN auf Nachfrage. Vorhandene Waldflächen sollten vielmehr verdichtet und Brachen aufgeforstet werden. Wald in der Stadt sei auch in Potsdam trotz der vielen Parks und Gärten und dem umgebenden Forst äußerst wichtig, um den Wind zu brechen, Staubwolken aufzufangen und die Luftreinheit zu verbessern.

Dass der Wald pfleglich behandelt werden muss und durch systematische Pflege und Aufforstung sowohl zum Holzlieferanten wie zum Biotop mit biologischer Vielfalt werden kann, das hat die Forstwissenschaft, die am Standort Eberswalde auf 180 Jahre Arbeit zurückblicken kann, längst bewiesen. Aus diesem Anlass hat das Naturkundemuseum in der Breiten Straße eine Ausstellung zum Thema Waldforschung gestaltet, die am Sonntag eröffnet wurde. Auf Tafeln, die im Flur bis hinauf in den dritten Stock angebracht wurden, wird die Geschichte der Waldforschung erzählt und ein Ausblick in die Zukunft gegeben. Noch besteht nämlich der Wald im Land Brandenburg zu 73 Prozent aus Kieferanpflanzungen. Die Eiche hat es immerhin schon auf 5,4 Prozent Anteil gebracht, Laubbäume insgesamt machen etwa 20 Prozent des Waldbestandes aus. Das soll sich bis 2050 gravierend ändern. Der Kiefer wird dann nur noch ein Anteil von 42 Prozent eingeräumt. Schon jetzt erobert rund um Potsdam die Eiche immer mehr Terrain. Für die Buche, so Knuth, sei der Boden nicht überall geeignet, doch die Durchmischung der Kiefer-Monotonie mit Laubgehölzen wachse stetig.

Die Entwicklung des Waldes in Europa kann grundsätzlich als positiv angesehen werden, betonte auch Matthias Noack vom Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde. Pro Jahr wachse die Waldfläche um rund 7700 Quadratmeter. Solche guten Zeiten erlebte, der Wald jedoch erst im 20. und 21. Jahrhundert. In seinem Geschichtsabriss zeigte Noack auf, dass bis zum 18. Jahrhundert in Deutschland ein wahrer Raubbau am Naturwald betrieben wurde. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts setzte mit Aufforstungen eine Wende ein und mit der Begründung der Forstwissenschaft gab es auch eine Untersuchung, wie der Wald der Zukunft aussehen sollte. Lag damals der Schwerpunkt auf einer forstwirtschaftlichen Nutzung und der Holzgewinnung, so setzt sich nun die ganzheitliche Betrachtung des Biotops Wald immer mehr durch. Zu den Waldvisionären gehört auch der Chirurg, Gesundheitswissenschaftler und Forstwirt August Bier, der in Sauen bei Beeskow ein Landgut sein Eigen nannte. Der dazugehörige Wald wird heute von einer Stiftung betreut und dient Forschungszwecken. Eine Straße in Babelsberg zeugt vom Wirken Biers, das auch in Potsdam Spuren hinterließ. Ihm ist ein Ausstellungsteil gewidmet, da sich sein Geburtstag in diesem Jahr zum 150. Male jährt. Hella Dittfeld

Wie die Museumsbesucher sich den Wald der Zukunft vorstellen, können sie im Wissenschaftsschaufenster – einem Extraraum im Museum – darlegen oder es per E-Mail an naturkundemuseum@rathaus.potsdam.de mitteilen. Für Kinder gibt es am Mittwoch, dem 12. Oktober, ab 10 Uhr eine spezielle Baumforscher-Aktion.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })