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Ferdinand von Arnim hatte wie Schinkel eine Vorliebe für die Antike, wie die Villa Arnim beweist.

© J. Bergmann

Erinnerung an Ferdinand von Arnim in Potsdam: Baumeister eines Italien-Fans

Vor 150 Jahren starb der preußische Architekt Ferdinand von Arnim. In Potsdam hat er Spuren hinterlassen.

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Potsdam - Nur sechs Jahre konnte er sein komfortables Haus genießen, diesen von ihm selbst entworfenen eleganten Bau mit überaus repräsentativen Räumen. Eine klassizistische Augenweide kann man es wohl nennen, was Ferdinand von Arnim als sein privates Heim entworfen hatte: Ein eigentlich recht strenger Kubus, der jedoch an der Fassade nicht an zurückhaltenden Verzierungen spart: Hier ein Erker, da ein Relief – und dicht an der Straße ein von ionischen Säulen getragener Balkon, dessen Unterbau zugleich der Portikus für das Haus ist. Im Inneren des Gebäudes beeindrucken große Räume, ionische Säulen finden sich auch hier, darüber eine wunderbare Kassettendecke. In den Jahren 1859/60 ließ Ferdinand von Arnim für sich und seine Familie dieses Wohnhaus bauen, nur einen Steinwurf vom Haus seines früheren Chefs Ludwig Persius entfernt.

Grab von Friedrich von Arnim auf Bornstedter Friedhof

Am 23. März 1866, also morgen vor 150 Jahren, starb der 1814 in Westpommern geborene von Arnim im Alter von nur 51 Jahren in Berlin. Auf dem Bornstedter Friedhof befindet sich noch heute sein Grab. In Potsdam hat von Arnim als Baumeister seine Spuren hinterlassen, die bis heute erkennbar sind.

Das für sich selbst entworfene prachtvolle Wohnhaus an der Ecke Weinbergstraße/Schopenhauerstraße gehört dazu. Von Arnim, der von 1833 bis 1838 in Berlin an der Königlichen Bauschule eine Ausbildung zum Architekten absolvierte, arbeitete ab 1840 als Bauführer unter Ludwig Persius. Wenige Jahre später wurde er Bauinspektor, 1845 Baumeister in der Schlossbaukommission. „Ein Großteil seines Werkes ist die Tätigkeit unter anderen Architekten“, sagt Jörg Limberg von der städtischen Denkmalschutzbehörde über den Schinkel-Schüler Ferdinand von Arnim. Und nennt sogleich große Namen, wie Hesse, Stüler – und eben Ludwig Persius. Die Friedenskirche im Potsdamer Schlosspark (1845-1848) ist so eine Gemeinschaftsarbeit – die entscheidenden Pläne lieferte hier Ludwig Persius. Auch an der Sacrower Heilandskirche (1841- 1844) wirkte von Arnim aus der zweiten Reihe heraus mit. Bereits zuvor war er an den Arbeiten zum Umbau der zwei Seitenflügel von Schloss Sanssouci beteiligt.

Italien-Flair in die Mark Brandenburg

Wesentlicher Ideengeber für die Bauten in Potsdam war zu jener Zeit König Friedrich Wilhelm IV. Als Italien-Fan bemühte sich der Monarch, die antike Formensprache in die Mark Brandenburg zu holen. Von Arnim, ab 1857 Professor an der Berliner Bauakademie, half mit, die Ideen des Königs in konkrete Architektur umzusetzen. Denkmalpfleger Limberg sieht von Arnim in der Tradition des strengen Klassizismus Schinkelscher Prägung. Und dennoch erlaube sich von Arnim in seinen Entwürfen teilweise ein etwas deutlicheres Heraustreten mancher Fassadenelemente, als dies bei Schinkel üblich gewesen sei. Als Beispiel nennt Limberg die Gestaltung von Fensterrahmungen. Details, die bei Schinkel noch flach ausgebildet gewesen seien, würden bei von Arnim teilweise üppiger daherkommen. Aber auch dem Historismus frönte von Arnim – etwa am Jagdschloss Glienicke.

Ein beredtes Beispiel für von Arnims schöpferisches Werk ist sein besagtes Wohnhaus, jene prächtige Villa mit dem Balkonportikus. In den letzten Monaten wurde sie zum Verkauf angeboten. Nach längerer Suche scheint sich ein potenzieller Käufer gefunden zu haben. Die Verkaufsverhandlungen seien „relativ weit fortgeschritten“, heißt es aus dem mit dem Verkauf betrauten Maklerbüro. „Für die Bedürfnisse eines großen, mit Gästen und Repräsentationspflichten rechnenden Haushaltes“ sei das Gebäude wohl konzipiert, befand einst Friedrich Mielke, Potsdams legendärer Denkmalpfleger und Ehrenbürger der Stadt, in seinem Standardwerk „Potsdamer Baukunst“. Gut möglich also, dass ein neuer Besitzer hier bald rauschende Feste feiern wird. Einen Nachteil hat das Anwesen allerdings: Der Verkehrslärm ist relativ groß.

Schweizerhäuser nach Preußen umgesetzt

Eine geradezu üppige Bergdorflandschaft suggerieren hingegen die sogenannten Schweizerhäuser im Ortsteil Klein Glienicke, die von Arnim einst für Bedienstete des Prinzen Carl – einem Bruder von Friedrich Wilhelm IV. – entworfen hatte. Sie wirken in ihrem Stil so, als habe man sie aus einem Schweizer Dorf nach Preußen umgesetzt. Vier der zehn zum Teil erst nach dem Tode von Arnims errichteten Häuser sind noch erhalten. Einige dieser vermeintlich alpenländischen Bauten fielen dem DDR-Grenzregime zum Opfer.

In schlichter Anmut hingegen präsentiert sich „das Leichenhaus in Verbindung mit einer Trauer-Kapelle und die Dienstwohnung des Inspectors auf dem Kirchhofe zu Potsdam“, wie es in einem historischen Plan heißt – gemeint ist das Gebäude auf dem Alten Friedhof in Höhe der heutigen Fußgängerampel an der Heinrich-Mann-Allee. Der Entwurf für diesen Bau von 1851 stammt ebenfalls aus der Feder Ferdinand von Arnims. Auch hier tragen ionische Säulen den Portikus. Im Innern des Hauses wird derzeit gebaut. Die alte Farbigkeit und Raumstruktur soll noch in diesem Jahr wieder hergestellt sein. Zur geplanten Wiedereinweihung im Herbst wird man sich ein weiteres Mal des Baumeisters Ferdinand von Arnim erinnern – 150 Jahre nach seinem Tod.

Am morgigen Mittwoch um 18 Uhr findet in der Bornstedter Kirche eine Gedenkstunde für Ferdinand von Arnim statt.

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