Landeshauptstadt: Baumfrevel oder Verkehrssicherheit?
Streit über Efeubeseitigung in der Stadt entbrannt
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Streit über Efeubeseitigung in der Stadt entbrannt Von Jonas Schützeberg Vertrocknete und abgestorbene Efeupflanzen säumen die Amundsenstraße in Bornstedt. Dies ist kein Einzelfall: In vielen Bereichen der Stadt wurden die zum Teil mehrere Jahrzehnte alten, an den Bäumen rankenden Efeugewächse zehn bis zwanzig Zentimeter über dem Erdboden durchgesägt. Bereits im Mai begannen erste Arbeiten zur Efeubeseitigung, woraufhin sich PNN-Leser Dr. Konrad Näser an die Stadtverwaltung wandte. Näser, selbst lange Jahre als Gärtner tätig, sieht keinen Sinn in der Entfernung der Pflanzen. „Efeu erhöht die Lebensqualität und verschönert das städtische Straßenbild, bietet Nahrung und Schutz für viele einheimische Vögel, Insekten und Kleinsäuger, für mich ist das Baumfrevel“, so Näser. Antje Solmsdorf vom Grünflächenamt der Stadt sagte auf PNN-Anfrage: „Die Baumschnittarbeiten dienen zur Herstellung der Verkehrssicherheit. Stockausschlag und Stammbewuchs sind von den Bäumen zu entfernen, um Krankheiten wie Morschungen, Pilzbefall oder Risse in den Stämmen rechtzeitig erkennen zu können. Zusätzlich muss das Lichtraumprofil zur Straßenseite auf fünf Meter und zum Gehwegbereich auf drei Meter freigeschnitten werden.“ Im Park Sanssouci, wo Efeu seit dem 19. Jahrhundert wächst, tritt er als Boden- oder Kletterpflanze an Bäumen und alten Gemäuern auf. Jörg Wacker, Kustos für Gartendenkmalpflege der Schlösserstiftung sagte: „Die Bäume in den Parks sind zum großen Teil von Efeu bewachsen, der sich auf natürliche Art und Weise in den Grünanlagen ausbreitet. Diese ist erwünscht, es sei denn, das Gewächs ruft Sichtstörungen hervor oder siedelt sich an alten, sehr seltenen Bäumen an.“ Jedoch werde die Pflanze nicht entfernt, um die gesundheitliche Lage der Bäume feststellen zu können. „Im Stammbereich schadet der Bewuchs den Bäumen im Park nicht, die zweimal im Jahr auf ihre Gesundheit geprüft werden – auch mit vorhandenem Efeubewuchs.“ Was die Arbeit zwar erschwere, aber nicht verhindere. Dafür gäbe es spezielle Tests: „Entweder man klopft gegen den Stamm, oder prüft mit einer Stahlnadel.“ Unabhängig von der Efeubeseitigung in der Stadt, so Wacker, sei seit drei Jahren ein Unbekannter in den Schlossgärten unterwegs, der des Nächtens besonders alten Efeu kurz über dem Boden kappe. Näser akzeptiert zwar die Argumente, gibt aber zu bedenken, dass der gekappte Efeu zwar kurz über dem Boden abgeschnitten wurde, jedoch die toten Pflanzen in den Bäumen hängen und bei Sturm Schäden verursachen können. „Mit Verkehrssicherheit hat das nichts zu tun.“
Jonas Schützeberg
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