
© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN
Baumpflanzaktion: Kann die Roteiche Potsdams Wälder retten?
Die Roteiche könnte Potsdams Wälder kilmarobuster machen. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald will mit einer Aktion auf den Baum aufmerksam machen – doch der ist nicht unumstritten.
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Den heimischen Wäldern geht es nicht gut: „Der Wald in Brandenburg weist derzeit einen Anteil von geschädigten Bäumen von etwa 83 Prozent auf“, sagt Holger Hendtke, Leiter des Forstamts Potsdam-Mittelmark. Besonders geschädigt sind Buchen, aber auch Kiefern und Eichen stehen wegen Trockenheit und Hitze unter Druck.
Genaue Daten für Potsdam gibt es nicht, die Zahlen lassen sich aber weitgehend auf die rund 5000 Hektar Wald im Gebiet der Landeshauptstadt übertragen.
Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) möchte etwas daran ändern und lädt deshalb diesen Samstag, 8. November, zu einer Baumpflanzaktion in Potsdam ein: In Krampnitz soll eine Roteiche gepflanzt werden soll, der Baum des Jahres 2025. Treffpunkt ist um 9 Uhr an der Bushaltestelle Zedlitzberg.
Die Roteiche ist anspruchsloser als heimische Laubbäume und hat weniger Probleme mit den trockenen und nährstoffarmen Böden in Brandenburg.
Hubertus Krüger von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
„Man sieht in den Wäldern vor allem ältere Bäume, die Probleme haben, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen, die auf den Klimawandel zurückzuführen sind“, sagt Hubertus Krüger, stellvertretender Vorsitzender des Potsdamer Regionalverbandes der SDW. „Wir setzen darauf, dass die Roteiche besser damit klarkommt. Sie ist anspruchsloser als heimische Laubbäume und hat weniger Probleme mit den nährstoffarmen Böden in Brandenburg.“

© Landesbetrieb Forst Brandenburg
Die Roteiche ist hierzulande weniger verbreitet als die Stiel- oder Traubeneiche: Laut Krüger wurde sie vor etwa 300 Jahren aus Nordamerika importiert, zuerst vor allem als Baum für die Landschaftsgestaltung. „Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Roteiche jedoch auch als Baum für die Forstwirtschaft entdeckt, da sie die Ausbreitung von Waldbränden verhindern kann“, sagt Krüger.
Zum einen sind die säurehaltigen Blätter der Roteiche schwer entzündlich, zum anderen treiben Roteichen auch nach einem Brand schnell wieder aus. „Das sind Eigenschaften, die für unsere waldbrandgefährdeten Gebiete sehr wichtig sind“, erläutert Krüger.
In Potsdam wurde genau aus diesem Grund ein Streifen Roteichen an der nordwestlichen Seite des Bahndamms gepflanzt, der vom Bahnhof Pirschheide Richtung Wildpark führt: Die Roteichen bilden einen Waldbrandriegel zwischen dem Wildpark und dem Bahndamm.
Für die SDW ist die Roteiche ein klimarobuster Baum, dessen Eigenschaften man sich in Potsdams Wäldern zunutze machen sollte: „Mit unserer Pflanzaktion wollen wir mehr Aufmerksamkeit für die Roteiche schaffen“, sagt Krüger.
Ist die Roteiche invasiv?
Doch die Roteiche ist nicht unumstritten: Das Bundesamt für Naturschutz stuft sie als invasive Art ein, also als Pflanze, die heimische Baumarten verdrängen könnte. Von einigen Naturschutzverbänden wurde die Wahl zum Baum des Jahres daher kritisiert, etwa vom NABU Thüringen. Die Meinungen über die Roteiche gehen auseinander: Der Deutsche Verband Forstlicher Forschungsanstalten zum Beispiel stuft die Roteiche nicht als invasive Art ein.
Worin sich Naturschützerinnen und -schützer jedoch einig sind, ist die Notwendigkeit des sogenannten Waldumbaus: Weg von Monokulturen, hin zu klimaresilienten Mischwäldern. In Potsdam wird dies seit vielen Jahren vor allem im Revier Sternschanze betrieben: Hier wurden laut Holger Hendtke bislang insgesamt 53 Hektar zu Mischwald umgebaut, insbesondere durch die Anpflanzung von Eichen und Buchen. Seit 2023 wurden rund 99.000 Bäume angepflanzt, durch Bejagung von Rehen und Wildschweinen wurde verhindert, dass diese die jungen Triebe fressen.
Auch Laubbäume brauchen genügend Feuchtigkeit zum Wachsen, doch leider waren die Niederschläge in diesem Jahr nur ein Tropfen auf den heißen Stein: „Der Regen der letzten Monate führt grundsätzlich zu einer Entspannung der Waldschutzsituation, jedoch waren die Monate Mai und Juni besonders trocken“, sagt Hendtke.
Aufgrund der Trockenheit kam es 2025 in Potsdam und Umgebung zu acht Waldbränden, bei denen rund 9000 Quadratmeter Wald beschädigt wurden.
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