Brandenburger Vorstadt – Nichts dürfte ihr ferner gelegen haben als der Gedanke, sich selbst ein Denkmal zu setzen. Und doch ist genau das passiert: Denn der vor zwei Jahren gepflanzte japanische Kirschbaum und die altersschwache Birke daneben sind für Bewohner und Besucher des Hauses für Betreutes Wohnen in der Zeppelinstraße 12 nur „Paula und Elfriede“, wie Hausleiterin Helga Thorndike erzählt. Dabei hatte Paula Sommerfeldt mit der Idee der Kirschbaumpflanzung eigentlich das Andenken ihrer verstorbenen Schwester Elfriede im Sinn. Die beiden hatten zusammen mehrere Jahre lang in der Betreuungseinrichtung der Hoffbauer-Stiftung gelebt. „Paula Sommerfeldt hinterlässt in diesem Haus mit ihren Ideen auch eine Spur“, schlussfolgert Helga Thorndike. Gestern feierte Paula Sommerfeldt ihren 102. Geburtstag.
Und das bereits zum zweiten Mal – jedenfalls, wenn man sich auf das Amtsblatt der Stadtverwaltung verlässt: An den Druckfehler vor einem Jahr erinnerte sich auch die Sozialbeigeordnete Elona Müller, als sie am Vormittag mit Blumen und Glückwünschen zur Feier in der Hausgemeinschaft kam. Mit am Geburtstagstisch saß auch Wally Müller, mit 101 Jahren die zweitälteste Bewohnerin des Hauses. Ein Geburtstagsfest mit Verwandten stand ab Mittag auf dem Programm, wie Sabine Dutschko, die Großnichte der Jubilarin, sagte.
Wünsche hat Paula Sommerfeldt unterdessen keine – außer dem, irgendwann einmal friedlich einzuschlafen. „Mir geht“s gut“, erklärte sie: „Ich wüsste gar nicht, was ich mir noch wünschen sollte.“ Ihre Lebensmaxime fasst sie so zusammen: „Immer gut zu den Leuten zu sein und jedem einen Gefallen zu tun - auch wenn“s schwer fällt.“
Paula Sommerfeldt wurde am 25. Oktober 1905 auf einem Bauernhof in der damaligen Provinz Posen, dem heute polnischen Poznan, geboren. An die Flucht von dort nach dem zweiten Weltkrieg 1945 erinnert sie sich noch gut: „Wir sind von Landsberg an der Warthe mit dem Handwagen bis Brandenburg gegangen“, erzählte sie gestern.
Eigene Kinder sollte Sommerfeldt nie bekommen – ihr Mann ist im Krieg gefallen. Als „die schönste Zeit“ erinnert sie sich an ihre Arbeit als Sekretärin des Bürgermeisters in Wusterwitz: „Man ist anerkannt und kann auch was sagen“, begründet Sommerfeldt, die mittlerweile seit über 40 Jahren pensioniert ist.
Die längste Zeit lebte sie mit ihrer um sechs Jahre jüngeren Schwester Elfriede zusammen – auch in der Betreuungseinrichtung in der Zeppelinstraße, wo sie sich um die Jüngere kümmerte und nach deren Tod 2005 den Kirschbaum für sie pflanzte. Dass sie der Baum überleben wird, ist nur wahrscheinlich. Ob er allerdings jemals das Alter von Paula Sommerfeldt erreichen wird, steht in den Sternen. Jana Haase
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