Der Masterplan der Schlösserstiftung: Baustelle Weltkulturerbe
An vielen Potsdamer Schlössern wird in diesem Jahr weitergebaut – oder mit der Sanierung begonnen.
Stand:
Knapp 60 Millionen Euro hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten schon ausgegeben, 20 weitere kommen dieses Jahr dazu: Die Umsetzung des sogenannten Masterplans von Bund und Ländern (siehe Kasten) zur Sanierung der Welterbe-Schlösser läuft auf Hochtouren. Zahlreiche Projekte werden 2014 weitergeführt oder neu angepackt, so etwa am Neuen Palais, im Schloss Cecilienhof oder an der Orangerie. Bis auf eine einzige Ausnahme – die Römischen Bäder – sind nun alle Projekte durchgeplant, so Masterplan-Projektleiter Ayhan Ayrilmaz im PNN-Gespräch. Und fast überall dort, wo nicht ohnehin schon gebaut wird, soll damit in diesem Jahr begonnen werden. Ein Überblick über die wichtigsten Maßnahmen in Potsdam.
Neues Palais
Es ist das größte Schloss in Potsdam und auch der größte Brocken für die Schlösserstiftung: das Neue Palais. Schon seit Jahren wird das marode Gebäude saniert, im vergangenen Jahr wurde etwa der Austausch aller Fenster abgeschlossen. 2014 soll nun der Sockel in Angriff genommen werden. Ab dem Frühjahr werden rund um das Schloss im Park Sanssouci die Sandsteinplatten abgenommen und das Sockelgeschoss trockengelegt – hier drang über Jahrhunderte Feuchtigkeit in das Königshaus ein. Allein diese Maßnahme wird zwölf der insgesamt 26 Millionen verschlingen, die für die Sanierung des Neuen Palais insgesamt veranschlagt sind. Auch die Instandsetzung des Dachs über dem Schlosstheater soll in diesem Jahr beginnen. Weitergearbeitet wird auch am Herzstück des Schlosses, am Marmorsaal. Wenn alles nach Plan läuft, wird der Prunksaal im September 2015 übergeben.
Schloss Cecilienhof
Ebenfalls grundsaniert werden muss das Schloss Cecilienhof im Neuen Garten. Im Mai übernimmt die Stiftung, die nur ein Viertel des Hauses als Museum betreibt, auch den übrigen Teil des Schlosses vom Hotel „relexa“ – geschlossen hat dieses bereits. Dann wird zunächst im Inneren die Technik erneuert, anschließend folgt die Sanierung des Daches und der Fassade. Das Haus muss komplett abgedeckt und die Dachlatten erneuert werden, sowohl Asbest als auch das giftige Holzschutzmittel Hylotox wurden entdeckt. Auch etwa ein Drittel der Dachziegel muss erneuert werden – die neuen Ziegel sollen dann unter die alten gemischt werden, um den Charakter nicht allzu stark zu verändern. An der Fassade von Schloss Cecilienhof muss der Putz erneuert und das Fachwerk instandgesetzt werden – Teile des Holzes sind beschädigt und müssen ersetzt werden. Insgesamt 8,7 Millionen Euro werden dort bis 2017 investiert.
Orangerie
Auch in diesem Jahr begonnen werden soll mit der Orangerie im Park Sanssouci. Im zweiten Quartal starten die Sanierungsmaßnahmen am Süd-Ost-Pavillon, im vierten Quartal ist der Mittelbau dran. Insgesamt 6,9 Millionen sind für diese Maßnahmen eingeplant. Vor allem Fassade und Dach müssen saniert werden.
Schloss Babelsberg
Schloss Babelsberg bleibt auch in diesem Jahr eine Baustelle, doch zumindest ein Teil des Gerüstes kommt ab. Mitte 2014 soll der Schinkelflügel des Gebäudes im Park Babelsberg fertig saniert sein und enthüllt werden. Weiterhin gearbeitet wird am Persius- beziehungsweise Strack-Flügel sowie an den Wasserspielen. Ganz zu schweigen von den Innenräumen, deren Sanierung noch nicht einmal gegenfinanziert ist.
Filmmuseum
Spätestens im Sommer will die Schlösserstiftung mit der Sanierung des alten Marstalls fertig werden, in dem das Potsdamer Filmmuseum untergebracht ist. Nachdem es zuerst die maroden Rohre waren, die zu Verzögerungen führten, macht den Handwerkern nun das undichte Dach zu schaffen. Das sorgt dafür, dass das Museum erst im September wieder öffnen kann. Außerdem wird die Maßnahme teurer: Statt ursprünglich 1,5 Millionen liegen die Kosten nun bei 2,3 Millionen.
Neue Stiftungsbauten
Schon seit dem vergangenen Jahr wird an dem neuen Wissenschafts- und Restaurierungszentrum der Stiftung auf dem Gelände des ehemaligen Hans Otto Theaters in der Zimmerstraße gebaut. Zwei der fünf Häuser sind schon bis zum Erdgeschoss fertig, im Herbst sollen alle Rohbauten stehen. Ende 2016 soll der Komplex eröffnet werden, dort werden die Bibliothek, die Graphische Sammlung, die Dokumentationsabteilung, das Archiv der Königlich-Preußischen Porzellan-Manufaktur (KPM), Restaurierungsateliers für Gemälde, Textilien, Papier und Wandbespannungen sowie das naturwissenschaftliche Labor und das Fotolabor untergebracht. Verzögerungen gibt es hingegen beim neuen Depot der Stiftung, das neben den früheren RAW-Hallen am Hauptbahnhof entstehen soll. Der Baustart wird um ein Jahr in das Frühjahr 2015 verschoben, außerdem wird das Depot teurer und kostet statt 7,7 wohl 10,4 Millionen Euro. Grund ist laut Ayrilmaz die aufwendige Passivbauweise.
HINTERGRUND
Der Masterplan für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten wurde 2008 vom Bund und den Ländern Brandenburg und Berlin aufgestellt. Zusätzlich zum Jahresetat stehen der Stiftung bis zum Jahr 2017 insgesamt 155 Millionen Euro für die Sanierung der maroden Schlösser in der Region zur Verfügung. Der Bund gibt 77,5 Millionen Euro, Brandenburg 53 und Berlin 24,5 Millionen dazu. Insgesamt umfasst der Plan 23 Bau- und Gartendenkmäler mit akutem Sanierungsbedarf. Doch aus Sicht der Stiftung ist das bei Weitem nicht genug. 2007 hatte sie einen Bedarf von insgesamt 730 Millionen Euro errechnet, nach 2017 hofft sie daher auf eine Neuauflage des Fonds. Vor rund einem Jahr hatte Stiftungsdirektor Hartmut Dorgerloh die Summe von noch einmal 155 Millionen ins Spiel gebracht. Hoffnung macht der Schlösserverwaltung der Koalitionsvertrag. Die Koalition wird (...) die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten weiter unterstützen“, heißt es dort. (wik)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: