
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: „Beängstigend“
Die Gefahrenstelle für Radler und Fußgänger am neuen Landtag löst eine heftige Debatte auch unter PNN-Lesern aus. Inzwischen sieht die Stadtpolitik Handlungsbedarf, die Verwaltung aber noch nicht
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Die Kritik am gemeinsamen Rad- und Fußweg am neuen Landtagsschloss wächst. Der PNN-Bericht über die Gefahrenstelle, an der es bereits einen Unfall mit einer Schwerverletzten gegeben hat, wird bei PNN-Lesern und in sozialen Netzwerken seit Mittwoch heiß diskutiert. Auch aus der Stadtpolitik mehren sich die warnenden Stimmen. Sowohl CDU-Stadtfraktionschef Horst Heinzel als auch SPD-Fraktionschef Mike Schubert und Linke-Kreischef Sascha Krämer sprachen sich am Donnerstag für eine Markierung von getrennten Rad- und Fußgängerbereichen aus, Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg will eine Prüfung, in welcher Weise mehr Sicherheit erreicht werden kann. Die Verwaltung will die Situation aber erst noch weiterbeobachten, wie ein Stadtsprecher auf PNN-Anfrage sagte.
Bei den Potsdamern stößt diese zögerliche Haltung auf Unverständnis und Empörung: „Im Namen gefährdeter älterer Bürger, Kinder und Touristen: ,Dankeschön!’“, schreibt etwa Hans Jürgen Parschau in einem Leserbrief. „Es ist einfach beängstigend“, so Peter Leidig in einem Leserbrief. Er weist darauf hin, dass sich an der Stelle schon während der Bauzeit Radler und Fußgänger gefährlich nahe gekommen sind. Die Planer hätten „wohl nicht an die Fußgänger gedacht“, vermutet er. „Es ist ein Wunder, dass dort noch nicht mehr passiert ist“, schreibt Rita Schirmbeck auf der Facebook-Seite der PNN: „Es ist ja gut und schön, dass an die Rücksichtnahme appelliert wird. Und wenn sich einige nicht dran halten?“ Lilli Morrison ärgert sich auf Facebook: „Wie kann ein Planer so einen Unfug planen? Dazu noch die Straßenbahn! Hier konnte es nur Probleme geben.“
Der Verweis der Stadt auf die „gestalterischen Anforderungen“ für das Areal macht Diana Rehmann fassungslos: „Da fällt einem nichts mehr ein! Mal an die Leute gedacht, die gerne gefahrlos passieren möchten? Ich bin echt gespannt, wenn die Touri-Saison wieder beginnt, was das für ein Chaos gibt!“, schreibt sie auf Facebook. „Haben wieder ein paar Leute nicht nachgedacht und dafür noch Geld gekriegt“, ärgert sich dort Nutzer Uli Hapunkt. „Ich hab mich beim Ankieken der allerersten Entwürfe schon gefragt wie dit mit der Ecke gehen soll. Tut’s halt nich“, so Andreas Vick. Kritik kam zuvor bereits vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club, dem Innenstadtverein „Freies Tor“ und der Stadtfraktion Die Andere (PNN berichteten).
Auch beim ökologischen Verkehrsclub Deutschland (VCD) ist man auf das Problem aufmerksam geworden. Zwar müsse an erster Stelle Rücksichtnahme stehen, sagte Katharina Hinse, die Geschäftsführerin des VCD-Landesverbandes Brandenburg: „Gerade vor dem Schloss ist die Situation allerdings unübersichtlich und die Fahrradfahrer aus Richtung Langer Brücke kommen oft mit viel Schwung angefahren.“ Es könne nicht sein, dass man eine Markierung aus ästhetischen Gesichtspunkten unterlasse, betont sie. Hinse schlägt zur Entschärfung auch eine Verkürzung des grünen Zauns zur Tramtrasse hin vor: Dann müssten die Radfahrer in Richtung Breite Straße die gefährliche Ecke gar nicht mehr umfahren.
Auf Facebook gibt es verschiedene Vorschläge für mehr Sicherheit an der Stelle. Nutzer Marc Brandenburg etwa spricht sich für eine gemeinsame Nutzung mit der Tramtrasse aus, weil es dann mehr Platz für alle gebe: „Das Geländer muss weg, Bus und Tram müssen Schrittgeschwindigkeit fahren ... Klappt rund um den Berliner Alexanderplatz prima!“ Facebook-Nutzer Ralf Schleger schlägt vor, den Radlern das Absteigen vorzuschreiben, Rita Schirmbeck will die Radler auf der Straße fahren lassen.
Auch die Stadtpolitik sieht Handlungsbedarf. „Wir drängen auf eine Prüfung, wie man da mehr Sicherheit schaffen kann“, sagte Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg. SPD-Fraktionschef Mike Schubert hofft auf Gespräche mit der Verwaltung über eine mögliche Markierung. Langfristig sei auch eine Führung des Radverkehrs über die Humboldtstraße und den Alten Markt denkbar, sagte er den PNN. CDU-Fraktionschef Horst Heinzel sprach sich für eine Markierung von Rad- und Fußgängerbereichen aus. Man werde das Thema Anfang Januar auf die Tagesordnung setzen – „wenn die Verwaltung es bis dahin nicht aus eigenem Antrieb geklärt hat“.
Danach sieht es momentan nicht aus. „Wir nehmen die Diskussion in der Stadt und im Social Web wahr und beobachten die Situation genau“, sagte Stadtsprecher Markus Klier am Donnerstag den PNN. Da bislang aber keine neuen Unfälle gemeldet worden seien, setze man weiter auf gegenseitige Rücksichtnahme. Sollte es „zu Auffälligkeiten kommen“, werde man „zeitnah geeignete Maßnahmen ergreifen“.
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