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Von Patricia Czarkowski: Belgische Schokolade in Brandenburg
Chocolatier Felicitas produziert handgefertigte Pralinen, Marzipan und Schokolade
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Hornow - Die Idee für die Gründung einer Schokoladenmanufaktur in Brandenburg kam Goedele Matthyssen in Nigeria. Die Belgierin lebte mit ihrem Ehemann einige Jahre in Afrika. Was die beiden dort am meisten vermissten, war Schokolade.
„Wir sind als Belgier schon mit Pralinen aufgewachsen, das gehört zu unserem Alltag“, sagt sie. Doch statt in der Heimat Schokolade zu verkaufen, suchten sie einen Ort, wo die Kakaoprodukte eine Marktlücke darstellten. Eine Bekannte erzählte ihnen, dass in der ehemaligen DDR Aufbruchstimmung herrsche. „Vor 17 Jahren kamen wir nach Hornow, so entstand die Confiserie Felicitas“, erinnert sich die zierliche blonde Unternehmerin.
In der Vorweihnachtszeit werden heute in der Lausitzer Schokoladenmanufaktur täglich mehr als 400 Kilogramm Schokolade unter anderem zu Engeln, Tannenbäumen, Nikolausstiefeln und Glocken gegossen. Eine Spezialanfertigung ist der rund einen Meter große Weihnachtsmann. „Die Rohmasse importieren wir aus Belgien, die restlichen Zutaten kommen aus der Region“, sagt Matthyssen, die ursprünglich Krankenschwester war und sich in Antwerpen zum Chocolatier ausbilden ließ. Alle Produkte werden in Hornow von Hand gegossen, verziert und verpackt. Neben den Hornower Produktionshallen befindet sich ein Werksverkauf, bei dem Besucher die Süßwaren kaufen können.
„Besonders gut verkauft sich Bruchschokolade“, sagt die Besitzerin und verrät gleichzeitig noch ein Geheimnis: „Eigentlich gibt es Bruchreste gar nicht, da wir zerbrochene Schokolade wieder einschmelzen können.“ Aber da die Kundschaft Schokostücke so schätze, produzierten die Mitarbeiter absichtlich „zerbrochene“ Schokolade.
Zusätzlich zu Pralinen, Marzipan und Schokolade bietet die Confiserie einen Widmungsservice an. Kunden können sich Schriftzüge wünschen, die dann mit Schokolade auf die Produkte geschrieben werden.
Über mangelnde Nachfrage kann sich Matthyssen nicht beschweren. Mittlerweile werden in rund 500 Geschäften bundesweit Produkte der Confiserie Felicitas vertrieben. Neben dem Standort in Hornow gibt es noch eine Filiale in Dresden; in Potsdam soll ein Geschäft kommenden Februar eröffnen.
„Die ersten sieben Jahre hatten wir es aber sehr schwer“, erinnert sich die Mutter von drei Kindern. Die Produktionskosten waren sehr hoch, die Bürokratie kompliziert und Finanzspritzen schwer zu erhalten. Umso glücklicher ist die belgische Familie nun darüber, derzeit 58 Mitarbeiter in Hornow zu haben. „Seit ich hier arbeite, bin ich viel wählerischer geworden, was Schokolade betrifft“, sagte Evi Hänchen, die in der Verpackungsabteilung tätig ist.
Die Confiserie Felicias wirbt mit dem Spruch „Neun von zehn Leuten mögen Schokolade. Der Zehnte lügt“. Wer die Reisebusse in Hornow und die vollen Körbe der Besucher an der Kasse sieht, wird an diesem Satz nicht zweifeln. In Belgien ist Schokolade aber wohl noch beliebter. Die Chocolatier-Meisterin ist deshalb überzeugt: „In meiner Heimat mögen zehn von zehn Menschen Schokolade.“
Patricia Czarkowski
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