zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Beliebt, bekannt und friedlich – Mehr als 75 000 Besucher feierten im Lustgarten

Kim Frank eroberte die Mädchenherzen, Puhdys rockten Jung und Alt, Gianna Nannini begeisterte die Massen

Stand:

Innenstadt - Das Potsdamer Stadtwerke-Festival wird zunehmend bekannter und beliebter: Nahezu 80 000 Besucher meldete der Veranstalter für das Konzertfest gestern auf dem Gelände im Neuen Lustgarten – das sind etwas mehr als im Vorjahr. Ab 18 Uhr und damit beim Auftritt der „Puhdys“ war es kaum noch möglich, bis direkt vor die Bühne zu kommen. Auf der Rasenfläche davor saßen und standen Jugendgruppen, Familien mit Kindern und Vertreter der „Altersgruppe 50-plus“ dicht an dicht. Die Treppen zum betonierten Skaterplatz waren voll besetzt und selbst davor drängten sich die Besucher in Dreierreihen, um von diesem erhöhten Platz das Bühnengeschehen zu verfolgen.

Das Festival begann– wie in jedem Jahr – mit nur wenigen Besuchern am frühen Nachmittag, deren Zahl dann ganz allmählich anstieg. Zu der überall spürbaren friedlichen Atmosphäre trägt sicherlich auch das offene Festivalgelände ohne hohe Zäune und Einlasskontrollen bei. So entschied sich eine junge Potsdamer Familie, die gerade eine Radtour hinter sich hatte und nur mal schauen wollte, „warum hier so ein Menschenauflauf ist“, dazu, noch bis zum Auftritt von Gianna Nannini zu bleiben. Neben solchen spontanen Besuchern wird das Potsdamer Event mittlerweile auch über ganz moderne Wege in der Welt bekannt gemacht. So verabredeten sich der 15-jährige Kim und Leo, ebenfalls 15, aus Thüringen, mit der 14-jährigen Sarah und ihrer Freundin aus Berlin über das Internet zum Stadtwerke-Festival.

Auch über Mund-zu-Mund-Propaganda wird das Potsdamer Festival weit über die Grenzen der Region hinausgetragen. Moderator Cherno Jobatey „erwischte“ kurz vor dem Auftritt des Mädchenschwarms Kim Frank – der mit der Band „Echt“ populär wurde – eine 14-Jährige aus Kiel, die mit ihrer Freundin extra angereist waren, um den Auftritt ihres Schwarms in Potsdam hautnah miterleben zu können. Dass sie wirkliche Fans sind, bewiesen die Mädchen ganz mutig, indem sie einen Hit von „Echt“ in die Kamera sangen, was gleichzeitig auf den riesigen Videoleinwänden zu sehen war. Den anderen, meist weiblichen, Fans verschlug es dann fast die Sprache, als der Teenie-Pop-Star angekündigt wurde. Cherno Jobatey musste bei der Ansage nachhelfen: „Kim Frank fragt, ob das hier Bielefeld ist und nicht Potsdam?“ Daraufhin wurde Kim Frank mit einem stürmischen Applaus begrüßt. Das verträumte Gesicht dieses sensiblen Sängers hat es den Mädchenherzen angetan. „Wir sind ausschließlich hier, um Kim Frank zu sehen“, sagte die 25-jährige Anna aus Brandenburg (Havel), „danach gehen wir wieder“.

Aber die Fluktuation des Publikums gehört zum Festivalkonzept. Und meistens versammeln sich ganz verschiedene Zielgruppen vor der Bühne. So zum Beispiel beim Auftritt der Potsdamer Band „Linck“, die erstmalig eigene, deutschsprachige Songs im musikalischen Gewand des 1980er-Jahre-Rocks präsentierte. Da die Musiker von „Linck“ schon so um die 30 Jahre alt sind, hebt sich ihr Sound doch etwas von dem ab, was Jugendliche heute hören. Aber: „Es ist keiner gegangen“, freute sich Marco Linke von „Linck“, die direkt nach Kim Frank aufgetreten waren.

Eine völlig zeitlose Musik und den wirklichen „Ersatz“ für die zunächst angekündigten Texas-Rocker von „ZZ-Top“ lieferten „East Blues Experience“. Deren Potsdamer Gitarrist Peter Schmidt spielte den Texas-Boogie-Bluesrock so authentisch, dass sich viele fragten: „Ist das eine amerikanische Band?“ Ganz nebenbei absolvierte die „East Blues Experience“ noch einen Gastauftritt mit Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen an der Gitarre und Brandenburgs Finanzminster Rainer Speer an der Mundharmonika. Ob der ausgesuchte Titel „Everyday I have the Blues“ (Ich habe jeden Tag den Blues) etwas mit ihrer Arbeit und Potsdam zu tun hatte, war bis jetzt nicht zu erfahren

„Was geschieht eigentlich hinter dem Zaun?“, diese Frage bewegte doch nicht wenige Besucher. Mit dem „Zaun“ war die verhangene Absperrung gemeint, die den ViP-Bereich vom Festivalgelände trennte. Dahinter trafen sich Politiker und Prominente der Stadt Potsdam. Und die waren meist auch als Musik-Fans da. „Ich freue mich auf die Puhdys“, sagte Ralph Jäckel, PDS-Stadtverordneter. Sein Fraktionsvorsitzender, Hans-Jürgen Scharfenberg, freute sich ganz besonders auf die italienische Rocksängerin Gianna Nannini – die übrigens von allen männlich Befragten, einschließlich Oberbürgermeister Jann Jakobs, als Favoritin angegeben wurde. „Schließlich ist Gianna sozial engagiert und links eingestellt“, sagte der PDS-Fraktionschef, für den die „Puhdys“ gleich an zweiter Stelle kamen. Er brachte das Liedgut der DDR-Rocker, anlässlich des Gründungstages der Linken, sogar in Verbindung mit „Die Internationale“. Auch für Turbine-Trainer Bernd Schröder waren die „Puhdys“ der Renner des Tages.

Die „Puhdys“ erfüllten dann auch alle Erwartungen. Neben den Liedern von ihrer neuen CD, die von einem großen Publikum textsicher mitgesungen wurden, spielten die Altrocker Hits wie „Geh zu Ihr“, „Wenn ein Mensch lebt“ und „Alt wie ein Baum“, die auch von ganz jungen Besuchern erkannt wurden.

Als „insgesamt völlig friedlich“ hatte Uwe Hoffmann, Einsatzleiter vom Roten Kreuz, das Festival bis um 19 Uhr erlebt. Es gab weder tätliche Auseinandersetzungen, noch Kreislauf-Zusammenbrüch aufgrund der Hitze oder übermäßige Alkoholgenusses. Mit 30 Mitarbeitern und einem Arzt war das DRK vor Ort. Security, Catering, Service und Technik waren insgesamt mit 150 Leuten besetzt. Sie alle sorgten dafür, dass es auf dem Festival die besten Rahmenbedingungen für ein friedliches Miteinander zur verfügung gestellt wurden. „Das Stadtwerke-Festival war bis jetzt immer entspannt“,so Hoffmann – so soll es auch bleiben!

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })