Landeshauptstadt: Belohnung für die Baumretter
Das „Waldhaus am Königswald“ in Groß Glienicke gewann einen der Architekturpreise des Bundes Deutscher Architekten
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Groß Glienicke - Am Vormittag wissen Olga Skaba und Hartmut Flothmann noch gar nicht genau, warum sie gewonnen haben. Sie sind gespannt auf die Begründung der Jury, die die beiden Architekten erst bei der Preisverleihung am Freitagabend in der Französischen Kirche zum ersten Mal hören werden. Das von ihnen entworfene Waldhaus am Königswald in Groß Glienicke ist einer der drei Potsdamer Gewinner des vom Bund Deutscher Architekten (BDA) vergebenen Preises des Jahres 2012. Insgesamt acht „gute Bauten im Land Brandenburg“ werden ausgezeichnet. Die beiden anderen Potsdamer Gewinner sind Philipp Jamme mit seinem Neubau für die Firma Wieck & Gnad in der Fritz-Zubeil-Straße und das Architekturbüro Heidenreich & Springer mit dem Umbau der Roten Villa in der Schiffbauergasse zum Sitz der Bundesstiftung Baukultur.
Ist es der Umgang der beiden jungen Architekten Skaba und Flothmann mit dem Waldgrundstück in Groß Glienicke, der die Jury überzeugte? Beide vermuten es. Anders als einige Bauherren in der Nachbarschaft versuchten die beiden Absolventen des Architekturstudiengangs der Stuttgarter Kunstakademie, die vorhandenen Kiefern zu erhalten. „Vielen geht es darum, so viele Bäume wie möglich wegzukriegen“, sagt Flothmann, „wir wollten so viele Bäume wie möglich erhalten“. Das Holzhaus ist auf dem 840 Quadratmeter großen Grundstück konsequent in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Wohnbereich, Schlaf- und Gästezimmer haben große Fenster nach Süden; Küche und Bad befinden sich auf der Nordseite. Der Erhalt der Bäume erwies sich als genutzte Chance: Während die Baumkronen im Sommer Schutz vor der hochstehenden Sonne bieten, scheint die tiefstehende Wintersonne unter den Kronen hindurch und bietet auch in der kalten Jahreszeit eine gute Belichtung der Räume. 112 Quadratmeter Wohnfläche klingen zwar wenig für ein Haus. Da sich die Fläche bis auf eine winzige zweite Ebene unterm Dach fast vollständig im Erdgeschoss befindet, entsteht dennoch ein Eindruck räumlicher Großzügigkeit. Erreicht wird diese Wirkung durch eine komplette Offenheit, erklärt Architektin Skaba. Das gesamte ebenerdige Geschoss ist ein einziger Raum, der lediglich durch Zwischenwände und Einbauschränke strukturiert ist. Die 39-Jährige: „Es gibt keinen einzigen abgeschlossenen Raum.“ Das gilt auch für einen eingestellten, deckenhohen Holzkubus, in dem ein großes Gästebett steht. Das Haus ist als Besonderheit mit einem Zinkdach gedeckt. Es besitzt eine Gastherme und wird über eine Fußbodenheizung beheizt. Das Energiekonzept drückt Architekt Flothmann so aus: „Dämmung statt Technik.“ Das Budget der Bauherren ist für ein Architektenhaus auch deshalb überschaubar: „Unter 200 000 Euro mit Eigenleistungen“, verrät Flothmann.
In der Jury-Begründung, verlesen durch den Jury-Vorsitzenden und Architekturkritiker Jürgen Tietz, hieß es am Abend in der Französischen Kirche auch folgerichtig: „Das Waldhaus am Königswald beweist, dass auch bei einem knappen Budget gehaltvolle Architektur entstehen kann.“ Und natürlich, die geehrten Architekten haben es geahnt, ist der BDA-Preis 2012 auch eine Anerkennung dafür, die Bäume am Leben zu lassen. Jury-Chef Tietz: „Das frei stehende Einfamilienhaus geht sensibel auf die naturräumlichen Voraussetzungen des Waldgrundstücks ein.“
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